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 Ausstellungsansicht "IM BLICK: Franz Anton Maulbertsch. 300 Jahre exzentrischer Barock"

Ausstellungsansicht "IM BLICK: Franz Anton Maulbertsch. 300 Jahre exzentrischer Barock" Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

FRANZ ANTON MAULBERTSCH Vertreter eines exzentrischen Barocks

 Franz Anton Maulbertsch, Allegorie auf eine Preisverteilung an der Wiener Akademie (Detail)

Franz Anton Maulbertsch, Allegorie, um 1790 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien (Detail)

Eine Sonderausstellung zum 300. Geburtstag erinnert an einen frühen Expressionisten

Es sind vor allem die kleinformatigen Ölskizzen, die einen Künstler zeigen, der sich von den Konventionen seiner Zeit zu befreien versucht har. Die großen Meister des Barock wie Daniel Gran oder Paul Troger waren bereits in die Jahre gekommen, als der junge Franz Anton Maulbertsch mit gerade 15 Jahren nach Wien kam. Geboren wurde er 1724 in Langenargen am Bodensee, heute eine baden-württembergische Gemeinde. Aufnahme in der Kaiserstadt fand er bei einem Brüderpaar aus Antwerpen, die zwar Maler, aber nicht für seine Ausbildung zuständig waren. Sicher ist nur, dass er in die Akademie eingetreten war. 1745 wird der Bursch anlässlich seiner Hochzeit im Pfarrregister als „Der kunstreiche junge Gesell Antoni Maulberth“ eingetragen. Er stand damals also noch in „Condition“, also in einer Werkstatt als Gehilfe. Nachgewiesen aus diesen Lehrjahren ist ein Selbstporträt um 1742/44. Der junge Mann blickt mit einer gewissen Herablassung auf den Betrachter, die vom klaren Bewusstsein seines Talents Zeugnis ablegt, wenn auch die Anfangserfolge eher bescheiden waren.

 Franz Anton Maulbertsch, Die Akademie mit ihren Attributen zu Füßen Minervas, 1750  Foto: Belvedere

o.: Franz Anton Maulbertsch, Die Akademie mit ihren Attributen zu Füßen Minervas, 1750 Foto: Belvedere, Wien

r.: Franz Anton Maulbertsch, Frühes Selbstbildnis, um 1750 Belvedere, Wien, Foto: Belvedere, Wien

Franz Anton Maulbertsch, Frühes Selbstbildnis, um 1750  Belvedere, Wien, Foto: Belvedere, Wien

Diese unbefriedigende Situation änderte sich aber bald. Fresken in Schloss Ebenfurth (1754) und der Auftrag für das Hochaltarbild in der Piaristenkirche Maria Treu in Wien (1755) brachten nicht nur Reputation, sondern für die Familie auch Geld. Maulbertsch hatte eine neue Bildsprache entwickelt, die sich vom konservativen, idealisierten Stil seiner Zeit abhob. Dieser Bruch der Konventionen war der Schlüssel zum Aufstieg eines gefragten Künstlers für Wandmalereien und Altarbilder. Bald musste er sich mit gleichgesinnten Kollegen zusammentun, um der Flut an Aufträgen gerecht werden zu können. Die theatralischen Inszenierungen seiner zumeist biblischen Sujets machten auch das Kaiserhaus in Person von Maria Theresia auf ihn aufmerksam. Jedes Werk wurde in Zeichnungen und Ölskizzen akribisch vorbereitet, bevor es im großen Format umgesetzt wurde. Dieser Lauf wurde auch dann nicht gestoppt, als Joseph II. 1782 mit der Auflösung der bechaulichen Klöster begann und die Kirche an sich als Kundschaft keine Rolle mehr spielte.

Es gab bereits genügend private Personen, die sich einen Maulpertsch leisteten, der nunmehr über christliche Themen hinaus die Mythologie in sein Œuvre mit einbezog.

 

Im 20. Jahrhundert wird Franz Anton Maulbertsch als ein Vorreiter des Expressionismus entdeckt, der beispielsweise auch einen Oskar Kokoschka tief beeindruckte. Ebenfalls in seinen Bann gezogen wurde Direktor Franz Haberditzl, unter dessen Leitung das Barockmuseum im Unteren Belvedere 1923 eröffnet wurde. Von diesem ausgewiesenen Förderer der Moderne wurden umfangreiche Ankäufe getätigt, was dazu führte, dass das Belvedere heute über den weltweit größten Bestand an Gemälden von Maulbertsch verfügt. Aus diesem reichen Schatz wurden nun gezielt Werke ausgewählt, die unter dem Titel „Franz Anton Maulbertsch. 300 Jahre exzentrischer Barock“ bis 29. September 2024 in der Reihe „IM BLICK“ zu bewundern sind. Es sind größtenteils Ölskizzen, die mit dem freien Pinselstrich dieses „kühnen Geistes“ begeistern und ungemein modern anmuten. Bei etlichen der kleinen Gemälde gibt es einen Hinweis auf das ausgefertigte Großformat, das im Anschluss an den Besuch des Belvederes in so mancher Kirche von Wien und Umgebung noch zu bestaunen ist. Zur Vertiefung empfohlen ist auch das zur Ausstellung erschienene Buch mit wunderbar lesbaren und doch aufschlussreichen Artikeln.

Franz Anton Maulbertsch, Himmelfahrt Mariens, um 1782  Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Franz Anton Maulbertsch, Himmelfahrt Mariens, um 1782 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

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