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 Ausstellungsansicht Georg Eisler. Spurensicherung  Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Ausstellungsansicht Georg Eisler. Spurensicherung Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

GEORG EISLER Spurensicherung eines Vertriebenen

Georg Eisler, Selbstporträt, 1989 Foto: Pixelstorm © Bildrecht, Wien, 2022 Detail

Georg Eisler, Selbstporträt, F.: Pixelstorm © Bildrecht, Wien, 2022 Detail

Treu dem Figurativen abseits aller Strömungen

Sein Vater Hanns Eisler ist zweifellos als Vertreter der Zweiten Wiener Schule der musikalischen Avantgarde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zuzuordnen. Sein 1928 geborener Sohn Georg verlegte sich erstens auf die Malerei, anders als eine Eltern – seine Mutter war die bekannte Sängerin Charlotte Eisler –, er ging auch stilistisch einen eigenen Weg, abseits der pulsierenden Strömungen, die in dieser Zeit auf dem gesamten Gebiet künstlerischer Tätigkeiten neue Herausforderungen sowohl für sich als auch für das Publikum suchten. Er blieb der Gegenständlichkeit treu. Vielleicht war er deswegen als Porträtist beliebt. Für ihn posierten Größen der Szene wie Erich Fried, Hilde Spiel oder Georg Lukács.

Georg Eisler, Straßenbahn, 1972 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © Bildrecht, Wien, 2022

Georg Eisler, Straßenbahn, 1972 Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © Bildrecht, Wien, 2022

Georg Eisler, Straßenszene, 1980 Foto: Dominik Buda / Belvedere, Wien / © Bildrecht, Wien 2022

Georg Eisler, Straßenszene, 1980 Foto: Dominik Buda / Belvedere, Wien / © Bildrecht, Wien 2022

 

Daneben entstand jedoch ein ungemein sozialkritisches Œuvre. Werke daraus wurden nun im Oberen Belvedere in den BLICK gerückt. Das dafür gewählte Motto „Spurensicherung“ begründet Kuratorin Kerstin Jesse mit der dichten Atmosphäre seiner Bilder. Sie sagt: „Auf den ersten Blick sind die dargestellten Szenen schnell erfassbar. Bei genauerer Betrachtung lässt sich jedoch eine Vielzahl von menschlichen und sozialen Interaktionen ausmachen.“ Generaldirektorin Stella Rollig hat dabei entdeckt, wie erschreckend Geschichte sich wiederholt: „Die Sujets von Georg Eisler stellen Bezüge zu aktuellen Themen her: zur Me-too-Debatte, zur Black-lives-Matter-Bewegung, zu Konflikten bei Demonstrationen wie den Coronaprotesten oder politischen Krisen.“ Dem Künstler selbst war daran gelegen, „die Zwischenräume sichtbar zu machen, die perspektivisch, emotionellen und geistigen Zwischenräume von Figur zu Figur“, wie er es 1963 formuliert hat. Er fing das Leben dort ein, wo es passierte. Hintergrund war eine unfreiwillige „Weltreise“, die in seinen Kindertagen mit Moskau begann, in einer Flucht über Polen und Göteborg nach England ins Exil führte, bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nach Wien zurückkehrte. 1997 durfte er noch an seiner umfangreichen Retrospektive im Oberen Belvedere mitgestalten. Ein Jahr später, am 15. Jänner 1998, stirbt Georg Eisler an den Folgen eines Krebsleidens und erhält mit einem Ehrengrab der Stadt Wien seine würdige Ruhestätte.

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