„Der kleinste Weinbauverein von Wien hat weitaus die meisten Siegerweine zu verzeichnen“, ist das stolze Resümee von Rainer Christ. Als erfolgreichen Wiener Winzer braucht man ihn nicht eigens vorzustellen, als Motor der J5 sehr wohl. Die vier Heurigenschenker Bernreiter, Christ, Senior Kurt und Junior Stefan Fuchs, Karl Lentner, und der Youngster Erich Franz sind die fünf Jedlersdorfer, die sich unter dem Kürzel J5 vereinigt haben, um die große Winzertradition eines uralten Weinortes hochzuhalten.
Der Wiener Gemischte Satz ist und bleibt natürlich das Aushängeschild für den Bisamberg, auf dem sich die meisten der J5 Lagen befinden. Ein derart spannendes Terroir wie diese Erhebung am linken Donauufer bietet aber noch um einiges mehr. Es schafft vor allem die idealen Voraussetzungen für die Burgunder Pinot Gris, Pinot Blanc, Chardonnay und einen mittlerweile weltweit gepriesenen Pinot Noir.
Umso mehr macht es also Sinn, sich demnächst in Jedlersdorf beim Heurigen umzusehen. Die vier Buschenschenken teilen ihre Öffnungszeiten in gerade und ungerade Monate auf, um rund ums Jahr Gelegenheit zur Verkostung, oder besser, zum Genuss ihrer Weine zu bieten – und man sollte sie nützen. Allein schon der 11er Gemischte Satz ist eine Verführung zum Hockenbleiben. Ganz zu schweigen von den oben erwähnten Burgundern, denen mittlerweile besonders großes Augenmerk seitens der J5 geschenkt wird.
Die J5 im Detail
Peter Bernreiter ist Urjedlersdorfer. Kann gut sein, dass seine Vorfahren schon Wein gemacht haben, als die Ortschaft noch als Insel in den verzweigten Donauarmen gelegen ist und Urliugesdorf geheißen hat. Ganz sicher aber haben sich schon Scharen von frommen Pilgern in seinem Heurigen gelabt. Der Betrieb liegt unmittelbar bei der Wallfahrtskirche Klein Maria Taferl, deren prominentester Pfarrer, nämlich Pater Haspinger aus der Truppe von Andreas Hofer, zweifellos auch Bernreiters Wein zugesprochen hat.
Kultur und Wein sind an sich im Hause Peter Bernreiter innig miteinander verschmolzen. Welche andere Buschenschank kann schon auf ein „Wiener Heurigen Opernfestival“ verweisen!?
Beim Wein setzt Peter Bernreiter auf Gestandenes. Seine Hauptsorte ist der Grüne Veltliner. Die großen Preise wurden aber mit Burgundern eingeheimst, zum Beispiel mit Chardonnay oder Pinot Noir, die sogar international Anerkennung gefunden haben.
Rainer Christ hegt und pflegt den klassischen Wiener Gemischten Satz. Als Mitglied von „wienwein“ war er nicht unwesentlich an dessen Comeback und Aufstieg zum Kultwein beteiligt. Aus dem einst Verachteten wurde ein anerkanntes Produkt mit Markencharakter, das, um weiterhin ernst genommen zu werden, genau definiert werden muss.
Christ legt Wert auf die klare Abgrenzung von der Cuvée, denn der Gemischte Satz entsteht im Weingarten und nicht erst durch den Verschnitt im Keller. Der rührige junge Winzer ist zudem bestrebt, diese Vorgaben auch in strengere gesetzliche Formen als bisher zu gießen.
Weine und Lagen müssen zertifiziert sein, eine Mindestanzahl von Sorten in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Für die Reben verlangt er ein Mindestalter von 25 Jahren. Er selber kann auf einen Methusalem verweisen. „Die Stöcke sind über 70 Jahre alt und ausgesprochen fit,“ sagt Rainer Christ, der dort die Trauben für sein Premiumprodukt erntet, einem ungewöhnlich bunten Gemischten Satz aus Grünem Veltliner, Neuburger, Riesling, Traminer, Sylvaner, Roter Veltliner, Weißburgunder, Welschriesling, Muskat und Sylvaner, in eben dieser Vielfalt, auf die einst auch seine Vorfahren gesetzt haben.
Kurt und Stefan Fuchs (Foto rechts) punkten mit den meisten Rot- und Weißweinsorten Wiens, und nicht zu vergessen, durchwegs alle in außergewöhnlich hoher Qualität. Als gestandener Jedlersdorfer Winzer hat Kurt Fuchs wohl als einziger in Österreich einen roten Gemischten Satz aus nicht weniger als 21 Sorten.
Karl Lentners klassisch ausgebaute Weißweine sind legendär. Sein Jedlersdorfer Weingut zählt zur J5-Gruppe und zu den bekanntesten Wiens. In Lentners Weingärten wird besonders auf einen qualitätsorientierten Schnitt geachtet. Durch naturnahen Weinbau, sorgfältige Auswahl der Trauben, kontrollierte Gärung und permanente Weiterentwicklung bei der Kelterung sind in den vergangenen Jahren viele prämierte Weine entstanden.
Erich Franz ist der Youngster in der Runde der J5. Der sonnige junge Mann ist Klosterneuburg-Absolvent und war als Önologe bei namhaften Weingütern (u. a. in Tramin/Südtirol, bei Ornellaia in der Toskana, bei Rainer West und beim Weingut Holzapfel in der Wachau) beratend tätig.
Er hat sich nun mit einem kleinen Weingut am Bisamberg selbständig gemacht. Seine Hinwendung gilt dem Wiener Gemischten Satz, für ihn ein Weintypus mit großer Zukunft. Erreichbar ist Erich Franz vorläufig nur unter der Mailadresseerich.franz@aon.at oder via Twitter als winefranz.