Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


De Auribus, 8) Combi 40, 9) Tempo+BTE, 10) Synchrony 2, 11) Rondo 3

De Auribus, 8) Combi 40, 9) Tempo+BTE, 10) Synchrony 2, 11) Rondo 3

DE AURIBUS Der Heilkunde für taube Ohren gewidmet

Modell eine Ohres in der Ausstellung

Modell eine Ohres in der Ausstellung

Im Medizinhistorischen Museum Wien wird auf spannende Weise Geschichte erzählt.

Bereits 1779 gab es in Wien ein Taubstummeninstitut. Kaiser Joseph II. hatte anlässlich eines Besuchs bei seiner Schwester Marie Antoinette in Paris eine solche Einrichtung kennengelernt. Der Reformmonarch sah darin einen Segen für Untertanen, denen das Gehör und damit oft auch die Sprache den Dienst verweigerten. Erstmals in der Wiener medizinischen Geschichte gab es Unterricht in Gebärden- und Lautsprache. Es vergingen noch einmal fast 100 Jahre, bis Wien 1873 mit einer spezialisierten Universitäts-Ohrenklinik weltweit eine Pioniertat auf dem Gebiet der HNO setzte. Wieder waren es etwa 100 Jahre, bis die Entwicklung des Cochlea-Implantats in Österreich eine neue Dimension in der Therapie schwerer Gehörstörungen eröffnete.

Historische Anleitung zur Gebärdensprache

Historische Anleitung zur Gebärdensprache

Wachsmodell eines Ohres

Wachsmodell eines Ohres

Es gilt, um ein Jahr verspätet, das 150-Jahr-Jubiläum dieser Uni-Klinik zu feiern. In der Sonderausstellung „De Auribus“ (bis 5. Oktober 2024) wird auch den medizinisch weniger oder nicht beschlagenen Besuchern das Thema Ohren, Gehör und Therapie nahegebracht. Wolf-Dieter Baumgartner, Facharzt für HNO-Heilkunde und Kopf-Hals-Chirurgie, hat gemeinsam mit Kuratorin Daniela Hahn Medizingeschichte anschaulich gemacht. Sie haben einen Rundgang angelegt, vom Raum für Sonderausstellungen ausgehend bis zu Ergänzungen in der ständigen Schau des Josephinums. Zuerst wird das Ohr (lateinisch: auris) in seinem komplizierten Aufbau vorgestellt. Es folgen erste Hörhilfen, wie sie beispielsweise für Ludwig van Beethoven von Johann Nepomuk Mälzel erfunden wurden, die Beschreibung einstiger, gewiss schmerzhafter Operationen weiter zu frühen Exemplaren von Hörgeräten bis herauf zum Cochlea-Implantat. Eine Fülle an dreidimensionalen Objekten wie Wachsmodelle, chirurgische Instrumente oder eine Tafel mit der Gebärdensprache, dazu Büchern und Bildern macht den Wissenserwerb dabei erfreulich kurzweilig.

Jeremias Altmann, Ohrenkathedrale, Fotografie auf Alu-Dibond, 2024

Jeremias Altmann, Ohrenkathedrale, Fotografie auf Alu-Dibond, 2024

Gechichte der Ohrenheilkunde 1, Exlibris Adam Politzer

Gechichte der Ohrenheilkunde 1, Exlibris Adam Politzer, 1904

Im Zentrum steht der Name Adam Politzer, Facharzt für Otologie, der maßgeblich an der Gründung der Wiener Uni-Ohrenklinik beteiligt war. Ein weiterer Wegbereiter ist Prof. Kurt Burian. Ihm gelang es 1977, das erste Cochlea-Implantat einzusetzen. „Die Funktion eines solchen Implantates ist es, dem Patienten mittels elektrischer Stimulation der Spiralganglienzellen (Hörnervenzellen) der Cochlea (Hörschnecke im Innenohr), über eine in dieselbe inserierte Elektroden, Höreindrücke (Geräusche und Töne) und ein freies Sprachverständnis (ohne Lippenablesen) zu ermöglichen” Das Zitat stammt von der Seite www.implantsaustria.com, die von Univ. Prof. Dr. Wolf-Dieter Baumgartner betrieben wird und den Gestalter der Ausstellung als den Spezialisten schlechthin ausweist. „Rote Ohren”, gemeint sind damit auffällige Punkte, verweisen überdies auf Kunstinterventionen, die von Jeremias Altmann, Christina Gruber, Meret Oppenheim, Katharina Sabernig und Nives Widauer beigetragen wurden, um einen weiteren, durchaus emotionalen Zugang zu dieser Materie zu schaffen.

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