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Frieden, Ausstellungsansicht

Frieden, Ausstellungsansicht

FRIEDEN Schalom! Nix als ein frommer Wunsch?

Frieden, Ausstellungsansicht

Frieden, Ausstellungsansicht

Mit positiven Botschaften soll dem Krieg zu große Aufmerksamkeit entzogen werden.

Das Thema „Frieden“ wurde lange vor dem Ausbruch des gegenwärtig wütenden Nahostkonflikts aufgegriffen, betont Direktorin Barbara Staudinger einleitend zur aktuellen Ausstellung „Frieden“ (bis 26. Mai 2024). Es soll damit das allgemein nachvollziehbare Bedürfnis nach einem Dasein ohne Angst vor feindlichen Invasoren, Panzern, Raketen und weiteren grausamen Erfindungen der Rüstungsindustrie oder allgemeiner Feindseligkeit einerseits aus der Perspektive des Judentums, anderseits aber auch aus der Sicht der übrigen Menschheit dargestellt werden. Damit wird das Jüdische Museum am Judenplatz zu einer erholsamen Oase, in der Besucher einer scheinbar unerfüllbaren Utopie nachspüren und zahlreiche Gedanken zu diesem wohltuenden Thema aufgreifen können.

Der Sozialpsychologe und Friedensforscher Herbert C. Kelman bei einer Demonstration

Der Sozialpsychologe und Friedensforscher Herbert C. Kelman bei einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg in Washington, D.C. Undatiert, Fotograf unbekannt.

UNO-Blauhelm für Angehörige des Österreichischen Bundesheeres.

UNO-Blauhelm für Angehörige des Österreichischen Bundesheeres © Heeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut

Was bedeutet Frieden? Einen Zugang bietet der jüdische Gruß Schalom. Er wird gemeinhin als Wunsch für Frieden verstanden, in Einigkeit mit den anderen, aber auch mit sich selbst. In Radierungen und Aquatinta hat der jüdische Künstler Larry Abramson eine grafische Definition geschaffen, aus Zweigen, die in ihrer Form die hebräischen Buchstaben dieses Wortes bilden. Ob jemals der biblische Wunsch, dass aus Schwertern Pflugscharen werden, Wirklichkeit wird, ist eine Frage des in Palästina geborene Osama Zatar, der in Isaia #1 ein Gewehr in einen Spaten verwandelt. Auf einem Tisch in der Mitte dieses Raumes warten Papierbögen, um in Origamitechnik zu Reihern gefaltet zu werden. Mit den auf den Wänden flatternden Tauben von Astrid Rothaug gemeinsam werden diese Vögel zu Symbolen der Hoffnung auf Frieden.

Das gleiche gilt für eine noch unscheinbare Pflanze. Nach dem Abwurf der Atombombe 1945 in Japan hat ein Kaki-Baum schwer beschädigt überlebt. Mit großer Zuwendung ist es gelungen, diesen Baum wieder zum Tragen von Früchten zu bringen und von ihm Setzlinge zu ziehen. Eines dieser Exemplare steht nun in der Ausstellung und soll anschließend in Wien als Friedenszeichen ausgesetzt werden. Ein Blauhelm und ein Video mit der Unterzeichung von Österreichs Beitritt zur EU zeigen die Politik als potentielle Friedensbringerin. In diesem Sinn werden auch Dialog und Weltanschauung illustriert und den Frauen der ausdrückliche Wille zum Frieden zugestanden. Ein Schmunzeln erlaubt das Kolossalgemälde „Zwischen Krieg und Frieden“ von Vitaly Komar und Alexander Melamid. Zu Füßen Jesu sitzen Churchill, Roosevelt und Stalin und dahinter segnen die göttlichen Hände die Häupter der Säulenheiligen George Washington und Lenin als Friedensapostel der eher satirischen Art. Zurück zum Ernst der Schau! Ohne Gerechtigkeit, so sind die beiden Kuratoren Tom Juncker und Adina Seeger überzeugt, geht nichts. Neben einem Exemplar von Hans Kelsens „Peace through Law“ küssen einander „La Giustizia e la Pace“ von Rinaldo Rinaldi, also Recht und Frieden als die tragfähigen Säulen eines gedeihlichen Miteinanders.

Osama Zatar, Isaia #1

Osama Zatar, Isaia #1

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