Drei Werke des Meisters der „Gedeckten Tische“ enthüllen ihre Delikatesse in der Digitalisierung.
Ein Touch-Screen lädt zur persönlichen Auswahl ein. Angeboten werden drei Stillleben des niederländischen Barockmalers Pieter Claesz (1597/98-1660). Deren Titel verraten bereits ausführlich den Inhalt. Aus 1637 stammt „Früchtepastete, Silbertazza, vergoldeter Deckelpokal und ,Römer´ (Weinglas)“, aus 1642 das appetitliche Arrangement eines frugalen, weil einfachen Gabelfrühstücks vor einem Glaspokal und 1656 entstand „Vanitas“ mit dem zentralen Motiv des Totenschädels als Hinweis auf unsere Vergänglichkeit. Alle drei Werke sind in der bis 15. März 2026 laufenden Ausstellung selbstverständlich im Original zu sehen. Auf einer Videowand werden die Gemälde gezoomt, bis die kleinsten Details ungemeine Bedeutung erlangen. Es ist die Einladung, sich an den Multimedia-Tisch mit dem erwähnten Touch-Screen zu wagen und sich in die drei Stillleben zu vertiefen, oder anders gesagt, Kunstvermittlung auf elektronischem Weg zu erleben.
Bei der Ars Electronica 2024 feierte die Kaiserschild-Stiftung mit „Pieter Claesz: Stillleben“ Premiere und ist damit nun auf Wanderschaft. Erste Station ist das Kunsthistorische Museum Wien, dem das Kunst Museum Winterthur und die Alte Galerie des Universalmuseums Graz folgen werden.
Die Sonderpräsentation ist Teil des Projekts „Kaiserschild Art Defined“ und öffnet auf dem Weg der Digitalisierung neue Zugänge zu den Werken alter Meister. Hierzulande war Pieter Claesz bislang weniger bekannt. Umso erfreulicher ist deswegen die kleine, aber raffinierte Präsentation, die uns diesen gebürtigen Flamen näher bringt. Gearbeitet hat Claesz in Haarlem, einer Stadt mit wohlhabenden Kaufleuten und einflussreichen Bierbrauern. Deswegen darf auch das Bierglas nicht fehlen, wenn es um die Opulenz einer festlich angerichteten Tafel geht, die bald die Wohnzimmer der meisten reichen Bürger zierte. Claesz entwickelte die Tradition der Haarlemer Stilllebenmalerei weiter und gilt als Gründer der „gedeckten Tische“. In 40 Schaffensjahren sind rund 230 dieser eher kleinformatigen Mahlzeitenbilder, den „ontbijtje“ oder „banketje“ entstanden. Vor allem in entsprechender Vergrößerung wird die delikate Malweise, so in der subtilen Farb- und Lichtsetzung, und die Kunstfertigkeit in der Gestaltung der verschiedensten Oberflächen, egal ob Stoff. Metall oder die Haut der zum Verzehr aufgeschnittenen Heringe faszinierend deutlich.