Kultur und Weindas beschauliche MagazinIl turco in Italia, Ensemble © Patrick Piller IL TURCO IN ITALIA und ein Dichter, der Verwirrung schafft
So nah ist man nirgendwo sonst den Sängern wie im Maulpertsch-Saal von Schloss Kirchstetten. Damit ist auch das Erlebnis einzigartig, wenn es um Belcanto und wie heuer um ein turbulentes dramma buffo von Gioachino Rossini geht. „Il turco in italia“ war zur Zeit seiner Uraufführung 1814 möglicherweise verwirrend – und ist es bis heute. Es geht darin um einen Dichter, der auf der Suche nach einem Stoff für eine komische Oper ist. Damit entstehen im Libretto von Felice Romani gleich mehrere Ebenen, die zwischen Realität und poetischer Fantasie changieren. Neben dem Spaß am erotischen Treiben in Neapel erscheint auch ein reicher Osmane gerade gut genug, um die damalige Mode an türkischer Thematik erfolgreich abzudecken. Da die erdachten oder doch tatsächlich existierenden Menschen – wer weiß es schon? – nicht immer so tun und wollen wie er, droht dem Poeten die Affäre aus der Hand zu gleiten. Aber was ein echter Dichter ist, weiß sich stets zu helfen, um am Schluss allseits glückliche Verhältnisse herzustellen. Für Rossini war die damit verbundene Aufregung ideale Voraussetzung für seine wie Sekt schäumende Musik, die vom ersten Takt an mit höllischen Tempi abwechselnd mit wunderbaren Kantilenen verzaubert.
Regisseur Richard Panzenböck hat die Aufgabe, große Oper im kleinsten Opernhaus Österreichs zu inszenieren, originell raffiniert gelöst. Bühnenbilder werden old fashioned mittels Overhead-Projektor geschaffen und diverse Einrichtungen mit zwei Hockern abgedeckt. Es gibt also kaum etwas, das von den Solisten und dem aus fünf Mitgliedern bestehenden Ensemble des Wiener Kammerchores ablenkt. Als Orchester wirken unter Hooman Khalatbari die Virtuosi Bruenses in Kleinstbesetzung, die aber den räumlichen Gegebenheiten mehr als gerecht wird. Rodica Vica als reizende Donna Fiorilla versteht es, mit hellem Sopran und deutlicher Lebenslust sowohl ihren Gatten Don Geronio als auch den Liebhaber Don Narciso (Tenor Andrés Alzate Cavira) vor Eifersucht fast platzen zu lassen. Denn als der türkische Fürst Selim im Hafen ankommt, ist sie sofort zur Stelle, um sich von ihm den Hof machen zu lassen. Sie hat aber die Rechung ohne die „Zigeunerin“ Zaida (Sevana Salmasi) gemacht. Die gute Frau war zwar von Selim einst zum Tod verurteilt gewesen, kann ihre Zuneigung aber nicht unterdrücken.
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