Kultur und Weindas beschauliche MagazinAlexandra-Maria Timmel, Tristan Witzel, Lukas Haas, Wolfgang Böck, Clara Wolfram, Nils Hausotte © VOGUS GESCHICHTEN AUS DEM WIENER WALD Ein beklemmender Abend mit Lichtblicken
Ödön von Horváths Gesellschaftsdrama „Geschichten aus dem Wiener Wald“ ist ein Stück über Verlogenheit, soziale Zwänge und zerplatzte Illusionen am Vorabend der Nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich. Die Schlossspiele Kobersdorf wagen sich heuer an diesen düsteren Stoff — und liefern eine insgesamt eindringliche, wenn auch etwas lang geratene Inszenierung, die zwischen Tragik und morbidem Wiener Humor wechselt.
Vor allem Clara Wolfram als Marianne überzeugt in der Hauptrolle. Mit viel Feingefühl und eindrucksvoller Präsenz lotet sie die Zerrissenheit einer jungen Frau aus, die aus ihrem vorgezeichneten Leben auszubrechen versucht und doch an den Konventionen ihrer Zeit zerbricht. Verliebt ist sie in Alfred (Nils Hausotte), einen windigen Tunichtgut, der seine Versprechen nie einlöst und sich dabei selbst am meisten bemitleidet. Dämonisch bedrohlich raunt Lukas Haas der seinem Fleischhauer Oskar davon gelaufenen Verlobten zu: „Du wirst meiner Liebe nicht entgehen!“ und behält traurigerweise damit recht. Wolfgang Böck zeigt als Zauberkönig erneut, warum ihm grantige, schnapsliebende Wiener Figuren so liegen: Er gibt dem Stück mit bissigem Witz und kernigem Charme willkommene komödiantische Farbtupfer. Das Bühnenbild von Erich Uiberlacker verzichtet auf Pomp und setzt auf Schlichtheit. Ein metallisches Gestänge steht symbolisch für den Wald, durch projizierte Einzelbilder wechseln die Schauplätze zwischen Wiener Gassen, Wachau und Kaffeehaus. Diese reduzierte Ausstattung verstärkt die Atmosphäre der Trostlosigkeit, die über der Handlung liegt.
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