Kultur und Wein

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Seitensprung für zwei, Ensemble © Komödie am Kai

Seitensprung für zwei, Ensemble © Komödie am Kai

SEITENSPRUNG FÜR ZWEI Spatzi und Bärli auf verruchten Abwegen

Anke Zisak, Natascha Shalaby © Komödie am Kai

Anke Zisak, Natascha Shalaby © Komödie am Kai

Der launige Versuch, eine gut funktionierende Ehe zu retten

Warum tut man sich solche Freunde an? Das biedere Ehepaar Leah und Paul gerät in die Fänge der geschiedenen Simona, einer Spätstarterin in Sachen sexueller Freiheit, und dem Junggesellen Rudi, der mit seinen Amouren nur so um sich schmeißt. Außer der Tatsache, dass die beiden laufend auf Freiersfüßen wandelnden Invasoren im trauten Heim vor 24 Jahren die Trauzeugen waren, verbindet sie nur wenig mit Spatzi und Bärli. Die beiden sind hoch zufrieden mit ihrem unaufgeregten Dasein und gedenken, auf die Silberne Hochzeit zu warten. Nun müssen sie erfahren, dass ihre so grundsolide Zweisamkeit in höchster Gefahr schwebt und nur durch eine ganz bestimmte Therapie gerettet werden kann. Lars Altbaum und Dietmar Jacobs, zwei Autoren mit spitzer Feder und Spezialisten für geschliffenen Wortwitz, haben das „Lächerliche“ in einer solchen Situation erkannt. Sie arrangierten einen „Seitensprung für zwei“, der sich zwangsläufig zu einer Komödie auswachsen muss, wenn aus allerhand guten Gründen die prickelndste Sünde gegen Vernunft und Bequemlichkeit den Kürzeren zieht.

Robert Mohor, Rochus Millauer © Komödie am Kai

Robert Mohor, Rochus Millauer © Komödie am Kai

Seitensprung für zwei, Ensemble © Komödie am Kai

Seitensprung für zwei, Ensemble © Komödie am Kai

Sissy Boran hat diesen mittlerweile klassischen Lachschlager für ihre Komödie am Kai bearbeitet und hatte im Vorjahr damit einen dermaßen durchschlagenden Erfolg, dass sie diese Komödie vom 30. September bis 28. Oktober 2023 wieder ins Programm genommen hat. Verlassen kann sie sich dabei nach wie vor auf ein Ensemble, das die einzelnen Typen authentisch auf die Bühne bringt. Natascha Shalaby schmeißt als Simona mit einem Stringtanga um sich, der an ihrem Körper getragen angeblich Jahrzehnte jüngere Lover im Bett zum Wahnsinn treibt.

Der windige Rechtsanwalt Rudi hat mit Robert Mohor einen Darsteller gefunden, dem man auf der Stelle abnähme, dass er im Paternoster des Rathauses spontan Beischlaf getrieben hat, wenn er nicht so ein Angeber wäre. Dagegen nehmen sich die liebe, gut gerundete Leah (Anke Zisak) und der mit Wohlstandswamperl gesegnete Paul (Rochus Millauer) tatsächlich unheilbar solide aus. Spatzi hat natürlich auf den Hochzeitstag mit Bärli vergessen, aber das wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht..., ja, wenn nicht im Zimmer des Stundenhotels bei Paul statt der Männer fressenden Mandy die tugendhafte Friseurin Sandy (Lara Neversal) erschiene und in der Lasterkammer nebenan Adonis (Rafael Witak mit Tzatziki-Akzent) Leahs warme Mütterlichkeit einer schnellen Nummer vorzöge. Vor einer Zensur seitens der Sittenpolizei braucht also niemand Angst zu haben, aber es gibt genügend Spaß, um diesen humorigen Rettungsversuch einer ohnedies funktionierenden Ehe zu genießen.

Anke Zisak, Rochus Millauer © Komödie am Kai

Anke Zisak, Rochus Millauer © Komödie am Kai

PIRANHAS IM WASSERBETT Ob sich Ehe und Sex vereinen lassen?

Piranhas im Wasserbett, Ensemble © Simon Jappel TSK

Piranhas im Wasserbett, Ensemble © Simon Jappel TSK

Eine Komödie von Peter Limburg als Versuch einer pointierten Antwort auf diese uralte Frage

Zwei Paare im besten Alter sind eng befreundet. Sowohl Doreen und Armin als auch Bea und Clemens erfüllen das Klischee einer biederen bürgerlichen Existenz. Die einen sind beruflich erfolgreich und vergeuden ihre Lebenszeit damit, nach 15 Jahren Ehe in zähen Diskussionen ein ewiges Missverständnis zwischen Frau und Mann zu erörtern. Armin ist der Meinung, auf dem extra angeschafften Wasserbett noch recht anständig seinen Mann zu stehen, während ihm Doreen, ungeachtet seiner Bemühungen, einen groben Mangel an sexueller Leidenschaft vorwirft. Bei Bea und Clemens ist diesbezüglich die Luft draußen. Aber sie sind glückliche Eltern zweier Kinder als Beweis gehabter Lust, von deren Geißel sie die Zeit mittlerweile befreit hat. Es scheint das ideale Quartett zu sein, das abends miteinander isst, trinkt und tratscht, ohne irgendwelche erotische Querschüsse, die der Idylle zuwider laufen könnten. Bis der Zettel mit einer geheimnisvollen Botschaft auftaucht und besagte „Piranhas im Wasserbett“ samt ihren scharfen Zähnchen aussetzt.

Sebastian Krawczynski (Clemens), Felicitas Lukas (Doreen) © Simon Jappel TSK

Sebastian Krawczynski (Clemens), Felicitas Lukas (Doreen) © Simon Jappel TSK

Wilhelm Prainsack (Armin), Katarina Hartmann (Bea) © Simon Jappel TSK

Wilhelm Prainsack (Armin), Katarina Hartmann (Bea) © Simon Jappel TSK

Von einer erfolgreichen Saison des THEATER SOMMERS KLAGENFURT wurde dieser Spiegel einer allgemein nachvollziehbaren Gesellschaft in die KÖMÖDIE AM KAI übersiedelt. Die Initiative dafür ging von Intendant Wilhelm Prainsack aus, der in diesem Wiener Kellertheater erste Schritte seines Bühnenlebens gegangen ist. Unter der Regie von Heinrich Baumgartner werden Fragen wie „Wie heftig soll Sex nach 15 Jahren Ehe ausfallen?“ oder „Ist der uralte Seitensprung ein aktueller Scheidungsgrund?“ auf einer raffiniert einfach gestalteten Bühne launig abgehandelt. Katarina Hartmann ist die brave Hausfrau Bea, deren zwei Kinder im Ferienlager sind und ihr ein paar unbeschwerte Tage bescheren. Gatte Clemens (Sebastian Krawczynski) ist Kunsthistoriker, der als sehenswert patscherter Hobbyornithologe allgemeine Zuneigung und Lacher gewinnt. Doreen (Felicitas Lukas) und Prainsack selbst als sportlicher Armin sind dagegen ein beneidenswertes Powerpaar; mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass sie als idealistische Weltverbesserin mehr verdient als er in der leitenden Stellung in einem Chemiebetrieb. Hat in einer solchen Konstellation Eifersucht überhaupt Platz? Werden die Piranhas im giftigen Blick von Doreen das Glück zerfetzen? Die Antwort darauf gibt es bis 10. September 2023 in der Komödie am Kai zu erleben.

Johannes Terne, Rochus Millauer, Ulli Fessl © Komödie am Kai

Johannes Terne, Rochus Millauer, Ulli Fessl © Komödie am Kai

WINTERROSE Eine späte, aber hartnäckige Liebesblüte

Rochus Millauer, Ulli Fessl, Johannes Terne © Komödie am Kai

Rochus Millauer, Ulli Fessl, Johannes Terne © Komödie am Kai

Wenn an einem Mittwoch alles anders ist als an einem Donnerstag

Wenn ein Mann in einem gewissen Alter beschlossen hat, den Rest seiner Tage unbeweibt zu verbringen, dann ist er kaum mehr aus der dafür geschaffenen Behaglichkeit heraus zu locken. Anton Kleberger scheint diesen Schritt in seinem Inneren vollzogen zu haben. Zu den liebgewordenen Gewohnheiten gehört ein Besuch des Parks am Donnerstag Nachmittag. Auf einer Bank lassen sich ungestört dicke Büchern lesen und die Enten im Teich bei ihrem Paarungsverhalten beobachten. Wehe aber, der gute Mann ändert seine Pläne nur um einen Tag. Dann ist es vorbei mit der Ruhe. Am Mittwoch setzt sich der Gärtner zu ihm, dreht das Radio auf, beißt in seine Wurstsemmel und versucht mit Anton eine Plauderei anzufangen. Das ließe sich noch überstehen, erschiene nicht selbigen Tags eine überdrehte nicht mehr ganz junge Dame, die ihren angestammten Platz auf just dieser Bank einfordert. Vis-à-vis ist das Schwanencafé, auf das sich ihre ganze Aufmerksamkeit richtet. Mit dem Operngucker beobachtet sie das Lokal, ob dort nicht ein Herr mit Zeitung unterm Arm erscheint, denn so wurde das erste Treffen auf die Kontaktanzeige hin ausgemacht. Mit dieser anfangs absolut unwillkommenen Begegnung beginnt eine Annäherung, die nach 13 Episoden... – na, was? Schauen Sie sich doch selber an, wie kompliziert Liebe noch im Alter sein kann!

Ulli FEssl, Johannes Terne © Komödie am Kai

Ulli Fessl, Johannes Terne © Komödie am Kai

Verfasst wurde diese Komödie von Christa, Agilo & Michael Dangl für das von den Eltern des Josefstadtstars betriebene „STERN-THEATER“ in Salzburg Stadt. Sissy Boran & Andrea Eckstein haben das Stück in die Komödie am Kai geholt. Der Titel „Winterrose“ bezieht sich auf das romantische Chiffre von Elisabeth Leitgeb, unter dem sie fleißig Inserate aufgibt, um ihre Einsamkeit mit einem passenden männlichen Wesen überwinden zu können. Für diese Rolle wurde Ulli Fessl gewonnen, der man vom ersten Moment an den Spaß ansieht, wenn es darum geht, den eleganten reifen Herrn auf der Bank auf sich aufmerksam zu machen. Wenn´s sein muss, wird sie zum übermütigen Mädchen, das den guten alten Onkel sekkiert, der partout in Dantes „Göttlichen Komödie“ schmökern will und sich von ihr nichts als gestört fühlt. Johannes Terne als Anton Kleberger beginnt einem beinahe leid zu tun, bis man merkt, dass ihn dieser weibliche Zufall nicht ganz unberührt lässt. Hilfreich greift immer wieder der brave Parkpfleger Emil (Rochus Millauer) ein, nicht zuletzt mit dem Kofferradio, aus dem in der Wunschsendung die Stimme von Victor Kautsch Heldentaten von Anton Kleberger verkündet. Den Park hat dazu Martin Gesslbauer gestaltet, mit Ententeich, Litfaßsäule und bequemer Bank, auf der diese Schachpartie – Pardon: Liebesgeschichte mit Spanischer Eröffnung und Französischer Verteidigung ausgespielt wird.

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