Kultur und Weindas beschauliche MagazinMaria Temnitschka, Tausendfüssler nach 991. Fuß- Amputation, 2011 WUNDERKAMMER Ein Parcours durch die Welt des Staunens
In der Renaissance gehörte es zum guten Ton, Sammlungen von Objekten anzulegen, die über das gängige Begreifen hinausgingen. Dazu zählten Artefakte aus kaum erhältlichen exquisiten Materialien, Relikte schwer erklärbarer Naturphänomene, exotische Bildwerke und seltsame Gerätschaften für okkulten Verwendungszweck. Leisten konnten sich derlei Raritäten mit dem Ruch des Mirakels nur die Reichsten, allen voran Fürsten und gebildete Bürger, die mit diesem Zusammentragen auch das unbekannte Wissen ihrer Zeit für sich greifbar machen wollten. Ihre Schlösser und Paläste sind mittlerweile Museen, die aus der einstigen Sammelleidenschaft guten Gewinn ziehen, indem ihre Wunderkammern von Besuchern gegen gutes Geld gestürmt werden. Ein solcher Raum des Staunens findet sich derzeit auch im Wiener Künstlerhaus im ersten Stock.
Jeremias Altmann, Andreas Tanzer, Grey Time Dass das Sammeln eine künstlerische Strategie ist, beweist „Collectio“ mit dicht bestückten Schaukästen von Mario Wesecky, einem Flohmarkt als Ort des Sammelns von Małgorzata Bujnicka und einer Akkumulation von ornamentalen Motiven, wie sie Viktoria Popova geschaffen hat. Mit dem Andenken an ihre Großmütter setzen sich Karin Maria Pfeifer, Rosa Roedelius und Linde Waber im Sinne von „Memoria“ auseinander. Sie sehen ihre Sammelleidenschaft im Auftrag „Nur ja nichts wegschmeißen! Man könnte es irgendwann noch brauchen“. Dagegen ist die Aussicht in „Futurum“ eher düster. Zu durchqueren ist die „Grey Time“ von Jeremias Altmann und Andreas Tanzer.
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