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Die Ecke zum Relaxen

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IMAGINING PIECE Sich mutig zu neuen Vorstellungen wagen

Alice Kammerlander, Beitrag zu Imagining Piece, 2025

Alice Kammerlander, Beitrag zu Imagining Piece, 2025 Detail

Handlungsanweisungen zum Umgang mit zeitgenössischer Kunst

Aufbauend auf John Lennons Song „Imagine“ und den poetischen Gedanken von Yoko Ono haben zwölf Künstlerinnen und Künstler den Begriff der Vorstellung im Sinn von Imagination auf ihre ganz persönliche Weise ausgelegt. Gemeinsam ist den ausgewählten Positionen zum einen die Verwirklichung eines Grundkonzepts in Form einer Frage „Kann unsere Vorstellungskraft die Wirklichkeit verändern?“, zum anderen sollte es Kunst zum Angreifen, zum haptischen Empfinden und dem Zulassen kreativer Veränderungen, kurz, zum Mitmachen sein. So findet sich bei jedem Werk neben Namen und Werkbeschreibung eine detaillierte Handlungsanweisung. Der Rundgang verwandelt damit reines Betrachten in ein aktives Geschehen, das in Summe bei dem so beschäftigten Publikum eine Ahnung von der verändernden Kraft jeder Vorstellung, egal ob realistisch oder unerfüllbar, hinterlassen sollte.

Guadalupe Aldrete Chamber III. Through the surface, 2024

Guadalupe Aldrete Chamber III. Through the surface, 2024

Kuratiert von Andreas Hoffer & Laura Maria Birschitzky

Kuratiert von Andreas Hoffer & Laura Maria Birschitzky

Kuratiert wurde „Imagining Piece“ (5. Oktober 2025) von Laura Maria Birschitzky und Andreas Hoffer, die sichtlich Spaß an der Gestaltung dieser anregenden Präsentation von junger Kunst hatten. Nach einer Verbeugung vor John Lennon und Yoko Ono durch Susanne Hornbostel hat René van de Vondervoort auf Yoko Onos Buch „Acorn“ und deren Reflexionen über Planeten zurückgegriffen. Auf einem mit Sand bedeckten, kreisrunden Leuchttisch lässt sich das eigene Mantra zeichnen. Dessen Entstehung kann auf einer Projektion an der Wand dahinter beobachtet werden, allerdings nur so lange, bis es durch die Finger Nachkommender wieder verändert wird. Bruno Pisek hat mit dünnen Stoffwänden und einem Scheinwerfer eine Anlage zum Schattenselfie gebaut, als Möglichkeit die Vorstellung vom eigenen Ich zu korrigieren.

Provokant behauptet Irina Georgieva in großen Lettern an der Wand „IMAGINE IS DEAD“. Gleichzeitig ersucht sie um Widerlegung dieses von „Gott ist tot“ inspirierten Menetekels. In einer Box mit der Aufschrift „prove me wrong“ kann man was immer hinterlassen, mit dem das Wort „dead“ zuletzt verdeckt werden soll. Lena Violetta Leitner lädt zum Garteln ein. Dazu betritt man ein „Gewächshaus“ mit „fremden“ Pflanzen und entscheidet mittels QR-Code, welche von ihnen hier nichts verloren hat. Mit einer interstellaren Predigt sieht man sich bei Marko Lipuš und einer rotierenden Salamischeibe konfrontiert. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte es sich dabei durchaus um ein geheimnisvolles Objekt aus dem Weltraum handeln. Aber es ist Fleisch und überdies mit Tierleid verbundene Massenware, die gegenüber virtuellen Alltagsgegenständen zunehmend an Bedeutung und Wert verliert. Die Handlungsanweisung ist klar: Die Klimakrise in Salamitaktik scheibchenweise angehen, uns dabei auf das Mögliche konzentrieren, um wieder nach den Sternen greifen zu können – als durchaus verlockende Vorstellung einer mehr und mehr irrealen Utopie.

Sanna Gossy emotionally attached / connected visions, 2025

Sanna Gossy emotionally attached / connected visions, 2025

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