Kultur und Weindas beschauliche MagazinMargot Pilz, Göttin schuf Eva, 2001/2025 DU SOLLST DIR EIN BILD MACHEN Das neue Verhältnis von Kunst & Kirche
Der aus Südtirol stammende Günther Oberhollenzer ist nach eigener Aussage in einem katholisch geprägten Umfeld aufgewachsen und wurde bestimmt auch davon in gewisser Weise geprägt. Als künstlerischer Leiter im Künstlerhaus war es ihm ein tiefes Anliegen, das Spannungsfeld zwischen Kunst und Religion offenzulegen. Über die längste Zeit war vor allem die katholische Kirche einer der größten, wenn nicht der bedeutendste Mäzen für Maler, Bildhauer und Architekten. Die Kunst hat sich jedoch in den letzten hundert Jahren von ihrem Förderer emanzipiert. Themen, die bis dahin einem strengen katechistischen Kanon unterworfen waren, wurden mit eigenen Ideen und Empfindungen besetzt. Die daraus erwachsende Konfrontation bleibt jedoch nicht konfliktfrei. Ein Skandal wie der gekreuzigte Frosch von Martin Kippenberger 2008 im damals neuen Museum Kunst Meran schlug Wellen bis Rom und führte zur Entlassung des Direktors. Ergänzend zu derlei Irritationen kamen die von der Amtskirche vernachlässigten Frauen, die mit starken Statements auf sich aufmerksam machten. Selbstbewusst entzogen sie dem im Christentum verehrten höchsten Wesen die Männlichkeit., beispielsweise mit dem feministischen Empfang „GRÜSS GÖTTIN“ von Ursula Beiler.
Im Deuteronomium, dem fünften Buch Moses, findet sich, je nach Übersetzung, die biblische Vorschrift „Du sollst dir kein Bild machen...“; ein Satz, der folgenschwere Missverständnisse birgt. Von fanatischen Ikonklasten wurden im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder Kunstwerke brutal zerstört und Bilderverbote verhängt. Deshalb ist der Titel der Ausstellung im Künstlerhaus als Antwort darauf zu verstehen. Bis 8. Februar 2026 regen Werke zeitgenössischer Kunst unter dem Motto „Du sollst dir ein Bild machen“ zur Diskussion an, wie weit die Kreativität religiöse Gefühle verletzen darf oder ob vordergründig erscheinende Blasphemie eines aus Latex Noppen bestehenden „Zärtlichen Christus“ von Renate Bertlmann nicht doch Ausdruck alternativer Frömmigkeit ist.
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