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Guy Mees. Das Wetter ist ruhig, kühl und mild, Kunsthalle Wien 2018, Foto: Jorit Aust

GUY MEES Konzeptionell geklöppelte Brüsseler Spitze

Guy Mees. Das Wetter ist ruhig, kühl und mild, Kunsthalle Wien 2018, Foto: Jorit Aust

Das Wetter ist ruhig, kühl und mild

Der belgische Künstler Guy Mees wurde 1935 in Mechelen geboren und starb 2003 in Antwerpen. Angesichts dieser Eckdaten seiner Biographie könnte man ihn als flämischen Maler bezeichnen, der sich jedoch in seinem Schaffen wesentlich von den Vorgängern, deren Namen einem sofort ins Gedächtnis schießen, grundlegend unterscheidet. Seine Herangehensweise an die Kunst ist intuitiver und konzeptioneller Natur. Eine Schau in der Kunsthalle Wien Karlsplatz eröffnet bis 29. April 2018 die Möglichkeit, das Werk dieses hierzulande bislang unbekannten Künstlers in einer umfassenden Personale zu entdecken. Der Titel ist einladend und stammt aus einer persönlichen Notiz von Guy Mees: Das Wetter ist ruhig, kühl und mild. So präsentieren sich auch seine Arbeiten. Sie schaffen keine Emotionen, keine Stürme der Begeisterung, aber auch keine Kälte. Vielmehr wandelt man durch eine Schönwetter-Chronologie der Kunst des späten 20. Jahrhunderts, die sich an Minimal Art ebenso erprobt wie an Konzeptkunst und nicht zuletzt an der berühmten Brüsseler Spitze, die begehrtes Exportgut Belgiens war.

Porträt von Guy Mees, 1968–1969, Foto: Marc Poirier dit Caulier

Diese fein geklöppelte Stofflichkeit findest sich in „Lost Space“, frühen Werken aus Spitze, aber auch in Filmen und Fotografien der Serie Portraits (Level differences). Es folgen noch nie zuvor gezeigte Arbeiten der 1970er Jahre mit Zeichnungen in Pastellkreide auf Papier und wiederum den „Lost Space“ aufnehmende Papierarbeiten aus den 1980er Jahren. Besonderes Augenmerk verdient ein Aquarell auf Durchschlagspapier, das zu seinen letzten Werken in den 2000ern zählt.

 

In allen den Objekten und Videos, die von Kuratorin Lilou Vidal in die helle, an drei Seiten ausschließlich verglaste Kunsthalle am Karlsplatz wie sanfte Wölkchen am Maihimmel arrangiert wurden, stellt sich ein Künstler vor, der von der Wandelbarkeit, Fragilität und Ausweitung des Bildraumes in den sozialen Raum überzeugt war. So gibt es auf den Portraits, also Film- und Fotoserien, jeweils drei Menschen in zufälliger Anordnung auf beweglichen, unterschiedlich hohen Betonblöcken. Die Serie wäre unendlich variierbar. Die damit verbundene Botschaft: Sie soll die Wandelbarkeit der Dinge und die Beliebigkeit der Norm deutlich machen.

 Es gibt Papierarbeiten, auf denen Fotos von Kontaktabzügen wie sorgfältige mathematische Notizen mit Hilfe eines Rasters platziert sind und als besonderes Entgegenkommen an den Besucher in Wien sind die Filme und Fotos von Freunden und Familienmitgliedern zu schätzen, da sie ein Porträt einer uns unbekannten Künstlerszene, nämlich der belgischen Avantgarde bieten. Mehr Information dazu schafft die zur Ausstellung erschienene Publikation, die in Koproduktion zwischen der Kunsthalle Wien und dem Mu.ZEE in Ostende erschienen ist.

Guy Mees, Untitled, 1970, Foto: Isabelle Arthuis
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