Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Paul Mülller (Don Giovanni), Kerstin Grotrian (Zerlina) © Christa Fuchs

DON GIOVANNI Il dissoluto punito launig kommentiert

Stefan Fleischhacker (Don Ottavio), Elena Schreiber (Donna Anna) © Christa Fuchs

Raum ist in der kleinsten Hütte für große Oper...

...man muss es nur geschickt genug anstellen. Was brauchen überzeugende Stimmen mehr als ein Klavier (Kaori Asahara), um Finch’han dal vino, calda la testa, also die Champagnerarie, zu schmettern, in dem zu Gemüt gehenden Duett Là ci darem la mano das Bauernmädchen just am Hochzeitstag zu bezirzen, oder wie Leporello mit Madamina, il catalogo è questo einer verzweifelten Donna Elvira das ausführliche Sündenregister seines Herrn aufzuzählen?! Freilich könnte man all das konzertant aufführen, aber nicht so im L.E.O., dem Letzten Erfreulichen Operntheater! Unter dem Prinzipal Stefan Fleischhacker, der mutig Mozarts „Don Giovanni“ auf das Programm gesetzt und sich selbst die Rolle des Don Ottavio zugedacht hat, wird Oper gespielt, wie es sich gehört; szenisch und in der Originalsprache Italienisch. Dazu gehört zwangläufig ein Augenzwinkern, das ein solches Vorhaben auf den wenigen Quadratmetern einer ehemaligen Bäckerei überhaupt erst ermöglicht. Diese Kunst beherrscht Kerstin Grotrian, eine mit Stimme und Humor bestens ausgestattete Sopranistin.

Max Sahlinger (Masetto), Kerstin Grotrian (Zerlina) © Christa Fuchs)

Man versteht ihren Masetto, der vor Eifersucht beinahe platzt, wenn sich ein anlassiger Don Giovanni unverschämt an seine reizende Zerlina heranmacht. Max Sahlinger nimmt in seiner zweiten Rolle als Komtur für diese Dreistigkeit subtil Rache. Dazwischen wird seine Herzallerliebste allerdings zur Moderatorin, die zum bessern Verständnis Brücken zwischen den einzelnen Gesangsnummern schlägt, nicht ohne den Witz einer jungen Frau, die weiß wovon sie spricht, und nebenbei zur Chorleiterin wird, wenn sie mit lockerer Hand dem Publikum die Melodie der bäuerlichen Hochzeitsgesellschaft beibringt.

Paul Müller (Don Giovanni), Max Sahlinger (Komtur), Gebhard Heegmann (Leporello) © Christa Fuchs

Über Don Giovanni wurde schon viel geschrieben. Ist er tatsächlich Il dissoluto punito, wie er von Lorenzo Da Ponte bezeichnet wird, also ein Wüstling, der bestraft gehört. Paul Müller, angetan mit prächtiger Perücke und elegantem Kostüm, lässt diesbezüglich grübeln. Er legt seinen Don Giovanni als in Herzenssachen ungemein umtriebigen Sympathieträger an. Bekanntlich kommt er in der Oper nicht zum gewünschten Erfolg, „wenn Sie verstehen, was ich meine.“ (© Grotrian).

Das kann seinen Spaß an der Sache sichtlich nicht bremsen. An der Seite hat er schließlich den treusten Diener der Welt. Gebhard Heegmann als Leporello lässt ausgelassen die tiefen Töne seiner Gesangspartie über die winzige Bühne tanzen. Don Ottavio und die beiden stimmgewaltigen Damen Elena Schreiber (eine in jedem Sinne große Donna Anna) und Annette Fischer (Donna Elvira, berührend in L’ultima prova dell’amor mio, das an dem von ihre geliebten Herrn abprallt) verprügeln den Armen schlussendlich, weil sie ihn mit Don Giovanni verwechseln.

Verständlich, dass er nicht länger Diener sein will, wie er bereits anfangs in Notte e giorno faticar andeutet und über das Ableben seines Herrn keine Spur unglücklich ist. Wenn darauf die von Don Giovanni befreite Runde in Questo è il fin di chi fa mal! E de’ perfidi la morte alla vita è sempre ugual! jubelt, stellt sich dennoch die Frage, war er wirklich so böse? Genau betrachtet war er nur ein Mann, dem die Frauen nachgelaufen sind, und dafür müsste er eigentlich nicht ein solch schmähliches Ende nehmen.

Max Sahlinger (Masetto), Kerstin Grotrian (Zerlina) © Christa Fuchs)
L.E.O. Logo 300

Statistik