Kultur und Weindas beschauliche MagazinAmazing, drei Werke von Fernando Botero © Leopold Museum, Foto: Lisa Rastl AMAZING Ist Kunst käuflich? Warum nicht?!
Sie zählt zu den größten Privatsammlungen Europas und zu den bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. Benannt ist sie nach ihrem Gründer, dem Industriellen Reinhold Würth. Heute ist Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth Ehrenvorsitzender des Beirates und nach wie vor Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrates der Würth-Gruppe. Begonnen hat der Aufstieg mit einer Schraubenhandlung, die Reinhold mit seiner Mutter Alma Würth 1954 als Zwei-Personenunternehmen im deutschen Künzelsau nach dem Ableben seines Vaters übernommen hat. Geworden sind daraus ein Konzern mit mehr als 85.000 Mitarbeitern und eines der größten nicht-börsennotierten Unternehmen Deutschlands. Irgendwann in diesem sagenhaften wirtschaftlichen Aufstieg begann die Kunst eine ideelle Rolle zu spielen. Reinhold Würth wurde Sammler. Fachkenntnis und persönlicher Geschmack waren zur Genüge vorhanden, um auch auf dieser vom Trachten nach Gewinn und Expansion abgesetzten Schiene im Laufe der Jahre Superlative zu schaffen. Über 19.000 Exponate, die in fixen Ausstellungsorten und einer großzügigen Reisetätigkeit der Werke der Öffentlichkeit zugänglich sind, beweisen die Begeisterung eines Mannes an diesem Phänomen, das unter dem Begriff Kunst die Menschheit in höhere Sphären zu führen imstande ist. Damit hat sich auch von selbst die Frage beantwortet, wie weit Kunst käuflich sein darf. Ohne Mäzene oder Auftraggeber wie Adel und Kirche hätte sie in ihrer Geschichte nicht existieren können. Heutzutage ist es mehr denn je eine Verbeugung des finanzkräftigen Käufers vor dem Genie, wenn er die vom Markt bestimmten Preise riskiert und sich dessen Arbeit erwirbt.
Direktor Hans-Peter Wipplinger ist rundum glücklich. Er durfte für das von ihm geleitete Leopold Museum aus diesem gewaltigen Bestand mit einer Carte Blanche rund 200 Werke auswählen. Unter dem Titel „AMAZING. The Würth Collection“ (bis 10. September 2023) ist eine Selektion aus rund 75 Kunstschaffenden mit den Schwerpunkten Deutschland und Österreich auf erstmals zwei Etagen zu bewundern. Sammler trifft auf Sammler, wie Wipplinger festgestellt hat: „Als Referenz an den passionierten Sammler Prof. Rudolf Leopold richtet das Leopold Museum kontinuierlich den Fokus auf weitere bedeutende Privatsammlungen von internationalem Rang und stellt signifikante Ausschnitte aus deren Kollektionen vor.“ Wipplingers Interesse galt den letzten 100 Jahren. Der Ausstellungsauftakt ist Max Liebermann, Mitbegründer der Berliner Secession, gewidmet. Von seinen Momentaufnahmen wie Baden am Strand oder Flanieren im Park geht es weiter zum flirrenden Impressionismus mit Claude Monet, Alfred Sisley oder Camille Pissarro.
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