Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Metropolitan Luster, Modell 6725-L-16 Entwurf: Hans Harald Rath, 1966 © J. & L. Lobmeyr

Metropolitan Luster, Modell 6725-L-16 Entwurf: Hans Harald Rath, 1966 © J. & L. Lobmeyr

GLANZ UND GLAMOUR 200 Jahre edles Glas von Lobmeyr

Trinkservice No. 257, 1954 © J. & L. Lobmeyr

Trinkservice No. 257, 1954 © J. & L. Lobmeyr

Eine österreichische Firma, erhaben über Zeiten und Trends

1823 ist das Gründungsjahr eines Handelshauses für Glaswaren, dessen Kundschaft 2023 in seiner Wiener Niederlassung in der Kärntner Straße von der dort angebotenen Pracht entzückt ist. J. & L. Lobmeyr ist mehr als ein Firmenname, er steht für Eleganz, Gediegenheit und den Willen zum Luxus, den sich vom Kaiserhof abwärts Menschen mit gesteigertem Stilempfinden damals zu leisten bereit waren und es bis heute sind. Ihm gegenüber steht das MAK, das Museum für angewandte Kunst, das von den ersten Tagen seines Bestehens den Auftrag erfüllte, die schönsten Stücke zu sammeln und damit bis zu einem gewissen Grad die Firmengeschichte zu dokumentieren. Die Ausstellung „GLANZ und GLAMOUR, 200 Jahre Lobmeyr“ (bis 24. September 2023) ist damit eine wunderbare Kooperation dieser beiden Instanzen, die der Bedeutung dieses unglaublichen Phänomens mit über 300 Objekten gerecht werden will. Gestaltet wurde die Schau von Alice Stori Liechtenstein als Gastkuratorin. Rainald Franz als Kustode der MAK Sammlung Glas und Keramik stand ihr mit Rat und großem Fachwissen zur Seite.

Sieben Pokale der Menschlichkeit Entwurf: Nives Widauer, 2023 Ausführung: J. & L. Lobmeyr

Sieben Pokale der Menschlichkeit Entwurf: Nives Widauer, 2023 Ausführung: J. & L. Lobmeyr © LippZahnschirm

Teile und Werkzeug zum Luster Parisian von Oswald Haerdtl © MAK/Georg Mayer

Teile und Werkzeug zum Luster Parisian von Oswald Haerdtl © MAK/Georg Mayer

In einer Art Spiegelkabinett werden die Eintretenden mit ihrer eigenen Person konfrontiert, um an gestimmten Gläsern einen klingenden Vorgeschmack auf das Kommende zu erhalten. Ins Auge fallen in der Folge die Luster, die von Licht und Reflexionen überbordenden Einrichtungsgegenstände, mit denen sich Lobmeyr in den großen Sälen der Welt durchgesetzt hat, von der Wiener Staatsoper über Paläste und Schlösser bis zur MET in New York. Das jeweilige Design wurde in Wien geschaffen, aber auch die Details wie Tropfen und andere glitzernde Glaskörper in eigenen Manufakturen in Auftrag gegeben. Für die stets einmaligen Ideen wurden Künstler engagiert, die jeweils in ihrer Zeit gearbeitet und damit Dokumente des jeweiligen Geschmacks entworfen haben – und dennoch auf wundersame Weise vergängliche Moden überwunden haben. An die Bedeutung als k.k. Hofglaswarenhändler erinnern wiederum die Trinkgläser. Sie wurden in Inseln als Service zusammen gestellt. So schimmern Weißwein-, Champagner- und Wasserglas mit Krug ganz so wie sie einst auch an der kaiserlichen Tafel und später bei Staatsbanketten das Gedeck geadelt haben. Nachdem doch der darauf prangende Doppeladler seine Aktualität als Symbol des Staates eingebüßt hat, wird seit 2008 das Trinkservice No. 280 Wiener Gemischter Satz vom Design-Duo POLKA verwendet und als Geschenk an hohe Gäste weitergereicht.

Vordergrund: Luster für den Glas- u. Keramikraum auf der Werkbundausstellung Köln, 1914

Luster für den Glas- u. Keramikraum auf der Werkbundausstellung Köln, 1914 Entwurf: Josef Hoffmann, 1913 © MAK/Georg Mayer

J. & L. Lobmeyr befindet sich nach wie vor im Familienbesitz. Der Name hat sich lediglich 1917 in Rath gewandelt, nach einem Neffen des kinderlos gebliebenen Ludwig Lobmeyr. In der gesamten Abfolge der zahlreichen Generationen stand Erfolg im Programm, nicht zuletzt durch geniale eigene Entwürfe und ergänzt von Größen wie Adolf Loos oder Josef Hoffmann, der mit dem ungemein zarten und zerbrechlich wirkenden Musselinglas einen Klassiker für die Ewigkeit kreiert hat. Man trifft auch die Begriffe „Gebrauchs-„ „Flach-“ und „Hohlglas“. Sie sind zwar sachlich korrekt, aber keineswegs imstande, die Schönheit de Lobmeyrschen Schöpfungen nur ansatzweise zu beschreiben. Dazu ist es unerlässlich, sich ins MAK zu begeben, die Bände mit den kunstvollen Werkzeichnungen zu würdigen, Fotos aus der Firmengeschichte zu betrachten und sich vor allem an Lustern und Gläsern zu delektieren, die übrigens mit etwas Kleingeld zum guten Teil im Geschäft J. & L. Lobmeyr wohlfeil zu erwerben sind.

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