Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


STERNE, FEDERN, QUASTEN Ausstellungsansicht © MAK/Georg Mayer

STERNE, FEDERN, QUASTEN Ausstellungsansicht © MAK/Georg Mayer

STERNE, FEDERN, QUASTEN Die poetische Stilistin Felice Rix-Ueno

Felice Rix-Ueno, WW-Stoff Gespinst © MAK/Kristina Wissik

Felice Rix-Ueno, WW-Stoff Gespinst, 1924 © MAK/Kristina Wissik

Entwurfszeichnungen, Stickereien, Wohnaccessoires u. m. für die Wiener Werkstätte

Geboren wurde „Lizzi“, wie sie sich nannte, 1893 in Wien in eine jüdische Familie mit großem Unternehmergeist. Ihre Großmutter Wilhelmine Rix vertrieb bereits erfolgreich ein Schönheitsmittel namens „Pasta Pompadour“, Vater Julius wurde Geschäftsführer der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte. Damit war auch die Laufbahn von Felice quasi vorgegeben. Ihre Ausbildung suchte sie sich zusammen in einer privaten Malschule, dann in der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, an der Kunstgewerbeschule und zuletzt im Zuge eines Studiums bei Josef Hoffmann, einem der Mitbegründer der Wiener Werkstätte. Rix entwarf ihre ersten Arbeiten für die WW 1914. Inspiration bot ihr die japanische Formensprache, an der sie ihren unverwechselbaren Stil ausprägte. Es begann mit Stoffmustern mit durchwegs geometrischen und floralen Motiven. Ein besonders feiner Strich und subtile Farbkombinationen verbanden die fernöstliche Technik der Katgami (Färberschablonen) und heimische Vorbilder aus der Biedermeierzeit.

Felice Rix-Ueno, Wandmalereien im Restaurant Actress in Tokyo © The National Museum of Modern Art
Felice Rix-Ueno, Zigarettenschuber, 1929, WW-Modellnr. BL 4315 © MAK/Tamara Pichler

o.: Felice Rix-Ueno, Zigarettenschuber, 1929, WW-Modellnr. BL 4315 © MAK/Tamara Pichler

l.: Felice Rix-Ueno, Wandmalereien im Restaurant Actress in Tokyo © The National Museum of Modern Art, Kyoto

Der Lebensweg sollte sie, die ihre Entwürfe „Japanland“ oder „Tokio“ nannte, nach Nippon führen. 1925 heiratete sie den japanischen Architekten Isaburo Ueno, der als Assistent von Josef Hoffmann in der WW tätig war. Zwischen Kyoto und Wien pendelnd schuf sie in beiden Ländern fantastische Kollektionen und Interieurs. Sie wurde schließlich Professorin in Japan, um nach der Emeritierung gemeinsam mit ihrem Gatten das Internationale Design-Insitut zu gründen.

In der Ausstellung „STERNE, FEDERN, QUASTEN“ wird bis 21. April 2024 eine dichte Auswahl ihrer Werke gezeigt. So sind interessanterweise eine Reihe von ihr entworfener Zigarettenschuber als Beiträge zur eleganten Lebensweise der 1920er-Jahre, Kriegsglasdekor aus 1915 und diverse Accessoires wie der Perlenbeutel Opal aus 1919 zu sehen, dazu kommen Textilien, Tapetenmuster usw., sowie familiäre Fotos, die sie mit ihrem Mann in Österreich und in Japan zeigen. Ihre Arbeiten üben nach wie vor eine derartige Faszination aus, dass Albert Kriemler, Chefdesigner des Schweizer Modehauses Akris, bei einem Besuch im MAK derart begeistert war, dass er sich von ihren Entwürfen für seine Frühjahr-/Sommerkollektion 2024 davon inspirieren ließ.

Felice Rix-Ueno, WW-Stoff Archibald, 1913–1917 Baumwolle, bedruckt © MAK/Katrin Wißkirchen

Felice Rix-Ueno, WW-Stoff Archibald, 1913–1917 Baumwolle, bedruckt © MAK/Katrin Wißkirchen

MAK Ausstellungsansicht, 2023 GERTIE FRÖHLICH. Schattenpionierin © Stefan Lux/MAK

MAK Ausstellungsansicht, 2023 GERTIE FRÖHLICH. Schattenpionierin © Stefan Lux/MAK

SCHATTENPIONIERIN Gertie Fröhlich und ihr Zyphius

Der Zyphius, das Logo des Filmmuseums

Der Zyphius, das Logo des Filmmuseums

Film ab für eine Künstlerin mit vielen Talenten!

Das ist doch das Logo des Filmmuseums, das seit den 1960er-Jahren für diese grandiose Idee, dem Kino eine Erinnerungsstätte zu geben, als Zyphius mit grimmigem Blick seine Stellung hält. Entdeckt wurde das Fabeltier, das sich sowohl zu Wasser als auch zu Land bewegen kann und daher nie untergehen wird, von Gertie Fröhlich (1930 – 2020). Erstaunlich, dass der Name dieser Künstlerin den wenigsten geläufig ist, trotz ihrer vielfältigen Tätigkeit im österreichischen Kunstbetrieb. So war sie quasi die Mutter der Avantgarden, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg wie eine friedliche Explosion der Kreativität in Szene setzten. Selbst hatte sie gegen den Willen ihres Vaters Kunst studiert und dabei die Kontakte zu späteren Größen wie Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Arnulf Rainer und Peter Kubelka geknüpft. Man traf sich in ihrer Wohnung, einer freien Bleibe für Unangepasste wie sie selbst eine war, und schuf damit eine Konzentration lebendiger Kunst. Laut ihrer Tochter Marieli Fröhlich war sie es, die den legendären Prälaten Otto Mauer zur Gründung der Galerie nächst St. Stephan anregte – und ihm im Gedächtnis der Öffentlichkeit den Vortritt ließ.

Gertie Fröhlich, Ariadne fesselt den Minotaurus, 1996 © Estate Gertie Fröhlich
Detail eines Wandreppichs (Lililien auf dem Felde), 1978

o.: Detail eines Wandreppichs (Lililien auf dem Felde), 1978

l: Gertie Fröhlich, Ariadne fesselt den Minotaurus, 1996 © Estate Gertie Fröhlich

Es war also höchst an der Zeit, ihr eine Personale zu widmen. Im Kunstblättersaal des MAK wird unter dem Titel „GERTIE FRÖHLICH Schattenpionierin“ (bis 3. März 2024) in fünf Kapiteln Einblick in wesentliche Stationen und Themen ihres Lebens gegeben.

Ihre eigenen Arbeiten stehen nun im Vordergrund. Es sind Wände voll mit Plakatentwürfen für das Filmmuseum, von denen jeder einzelne ein eigenständiges Kunstwerk ist. Dazu kommen Malereien und Wandteppiche, in denen Fröhlich ihre eigene Geschichte erzählt. Die so gezeigten Erinnerungen haben es in sich: Aufgewachsen ist sie in einem streng katholischen, großbürgerlichen Elternhaus in der heutigen Slowakei. Die Flucht 1944 war ein einschneidendes Erlebnis in ihrer frühen Jugend, das zu ihrem rastlosen Lebenswandel und ihrer künstlerischen Auffassung beitrug. Eine umfangreiche Bildung war der Grundstock für den Stil, der sich keineswegs den damals gängigen Richtungen unterwarf. Er ist geprägt von gegenständlicher Mythologie, Volkskunst und allegorischer Bildsprache und reicht dennoch über Perfomance bis zur Eat-Art. Hinter einem schwarzen Vorhang mit dem bedrohlich wirkenden Zyphius läuft ein Film, den Tochter Marieli ihrer Mutter Gertie gewidmet hat, die erst spät verdiente Anerkennung beispielsweise durch den Professorentitel und den Österreichischen Staatspreis erfahren durfte.

Gertie Fröhlich, Plakat für das Österreichische Filmmuseum

Gertie Fröhlich, Plakat für das Österreichische Filmmuseum © Estate Gertie Fröhlich

MAK Logo 300

Statistik