Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Festzug in der Kaiserlichen Wagenburg

300 JAHRE MARIA THERESIA Die Kaiserin der Herzen

Familienporträt um 1754 von Martin van Meytens © SBMV Foto Fritz Simak für SKB

JUSTITIA-ET-CLEMENTIA Durch Gerechtigkeit und Milde

Wer glücklicher Besitzer eines Maria-Theresien-Talers ist, hat sich vielleicht schon einmal bemüht, die Umschrift auf der Münze zu entziffern. Aufgezählt sind dort die Titel von Maria Theresia wie Römische Kaiserin (die sie genau genommen nie gewesen ist), Königin von Ungarn, Erzherzog von Österreich oder Graf von Tirol. Am Münzrand ist in erhabener Schrift ihr Motto zu lesen: JUSTITIA-ET-CLEMENTIA. In Maria Theresia vereinigten sich tatsächlich Gerechtigkeit und Milde, die allen ihren Leistungen als Herrscherin immer wieder zugrunde liegen. Das mittlerweile zur Sammlermünze gewandelte Geldstück, das als Levantiner im Orient und in Nordafrika im Umlauf war und bis 1945 in Äthiopien als Zahlungsmittel verwendet wurde, ist nur eine von vielen Erinnerungen an Maria Theresia. Ihr Name ist bei einiger Aufmerksamkeit noch allgegenwärtig, angefangen von der Maria-Theresien-Konzession im österreichischen Gewerberecht über die Theresianische Militärakademie bis zur Stiftung Theresianische Akademie. Es gibt kaum einen Lebensbereich, der von ihr nicht so nachhaltig geprägt worden wäre, dass noch 300 Jahre nach ihrer Geburt am 13. Mai 1717 ihr Wirken deutlich spürbar ist.

Maria Theresia im gelben Klein von Alois Hans Schramm Foto © Tina Haller

Um eine so komplexe Persönlichkeit einigermaßen erschöpfend darstellen zu können, sind vier Ausstellungen erforderlich, plus ihrer ständigen Präsenz in Schloss Schönbrunn. Bis 29. November 2017 werden in Schloss Hof, dem Jagdschloss Niederweiden, im Hofmobiliendepot und in der Kaiserlichen Wagenburg Wien 300 JAHRE MARIA THERESIA: STRATEGIN – MUTTER – REFORMERIN im wahrsten Sinn des Wortes zugänglich gemacht. Nicht nur für einen aufrechten Österreicher, auch für alle Europäer, sie gilt aufgrund ihrer Heiratspolitik schließlich als „Schwiegermutter Europas“, erscheint es als Ehrensache, ihr einen Besuch zu widmen, zumal man diese Visite wunderbar mit einer entspannten Landpartie zum prächtig barocken Landsitz von Prinzen Eugen, einem Einkaufbummel in der Mariahilfer Straße oder einem Spaziergang durch den Schlosspark von Schönbrunn verbinden kann.

Edelsteinstrauß, Geschenk Maria Theresias an ihren Gemahl  © Naturhistorisches Museum Wien

Schloss Hof war von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz I. Stephan erworben worden, um ihm die Last des Regierens zu erleichtern. Man darf schmunzeln, denn regiert hat sie, während er die meiste Zeit seinen zumeist wenig politischen Neigungen gefrönt hat. In den ehemaligen Gästezimmern wird über den schweren Start der 23jährigen erzählt, der ihr lediglich durch die „Pragmatische Sanktion“ etwas erleichtert wurde. Was hinter dieser von ihrem Vater Karl VI. 1713 veröffentlichten Urkunde steckt, ist Thema des ersten Raumes. Ihre Regierungszeit begann mit Kriegen, aber auch mit einer Reform des Militärs, die allerdings nicht verhindern konnte, dass sie auf dem Schlachtfeld wesentlich mehr Verluste als Siege zu verzeichnen hatte. Erst der „Frieden von Teschen“ anno 1779, also einem Jahr vor ihrem Tod, setzte dem blutigen Hin und Her ein vorläufiges Ende. Die österreichische Ratifikationsurkunde mit dem Siegel aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv ist zweifellos ein Highlight dieses Teils der Ausstellung.

Im nahen Schlösschen Niederweiden geht es um die Reformerin Maria Theresia. Sie darf mit Fug und Recht als Bauherrin eines modernen Staates bezeichnet werden. Man begegnet Persönlichkeiten, die ihre Ideen umgesetzt haben, so Joseph Leopold von Daun als militärischer Berater und ihr Leibarzt Gerard van Swieten, der für die Durchführung der Universitätsreform zuständig war. Maria Theresia setzte auch eine Bildungsreform durch, die sich unter anderem in der allgemeinen Schulpflicht ausdrückte. Das Theresianum wurde zur Beamtenschmiede.

Um internationale Beziehungen zumindest in der sprachlichen Verständigung zu verbessern, gründete sie die Diplomatische Akademie Wien. Der erstarkenden Aufklärung gegenüber war sie zwar skeptisch, ließ sich aber dennoch von Joseph von Sonnenfels überzeugen, die von ihr noch in der Constitutio Criminalis penibel geregelte Folter abzuschaffen. Es handelt sich durchwegs um ein bleibendes Erbe, oder um es in ihren eigenen Worten zu sagen: „Das bißchen Ruhm, das ich mir in der Welt erworben habe, schulde ich der guten Wahl meiner Ratgeber.

Amputationssäge in Schloss Hof für Operationen im Feld

16 Kinder sind keine Kleinigkeit. Aber Maria Theresia schaffte es in beeindruckender Weise, Familie und Herrschen zu verbinden. Sie wurde zur Landesmutter, die in einer großen Zahl von Denkmälern allgegenwärtig ist und bis heute bei der Findung der „österreichischen Identität“ keine geringe Rolle spielt. Diese Überlegungen haben im Hofmobiliendepot – Möbelmuseum Wien ihren Platz gefunden. Die Erziehung wurde von „Ajos“ und „Ajas“ nach minutiös ausgearbeiteten Vorschriften ausgeführt und der Nachwuchs gewinnbringend verheiratet. Deutlich gemacht wird aber auch das innige Verhältnis zu ihrem Ehemann Franz I. Stephan.

In diesen Kreisen ein seltenes Phänomen, das jedoch durch den daraus resultierenden Kinderreichtum die habsburgische Linie für die weitere Zukunft sicherte. Zu seinem Ableben schrieb sie in berührender Weise: „Ich verlor einen Gatten, einen Freund, den einzigen Gegenstand meiner Liebe.“ Geblieben ist ein „Blumenstrauß“, ein aus Edel- und Schmucksteinen gefertigtes Blütenbouquet, das Maria Theresia der Überlieferung nach 1760 für Franz I. Stephan zum Namenstag anfertigen ließ.

Ein pikantes Dankschreiben von Madame Pompadour für ein Porträt von MT

Schon die junge Maria Theresia liebte das Feiern und ließ ihre Untertanen zumindest als Zuseher daran teilhaben. Sie war überzeugt: „Spectacle müssen seyn!

Militär-Maria-Theresien-Orden

Im Winter wurde in eleganten leichten Schlitten ein exakt choreographiertes Ballett gefahren und im Sommer durften die Wiener über lange Züge von Prunkkarossen das Maul offen halten. Etwas exklusiver ging es beim Damenkarussell in der heutigen Hofreitschule zu, bei dem die in kleinen Wägen kutschierten Frauen gegeneinander in einem Geschicklichkeitsspiel antraten. In der Kaiserlichen Wagenburg kann man mit etwas Fantasie die Faszination dieser fürstlichen Selbstdarstellungen miterleben.

Man geht entlang einer opulenten Prozession von „Berlinen“, den sogenannten Prinzen- oder Damenwagen, die sich auf den großen Zeremonienbildern in Schloss Schönbrunn wiederfindet, wird aber auch der meisterhaften Verbindung von weiblicher Identität und ausgeprägten männlichen Herrschertugenden beeindruckt. Beides war bei Maria Theresia gefragt. Eine kleine Statute zeigt sie im Damensattel reitend, eine für eine Frau ihrer Zeit eher ungewöhnliche Beschäftigung.

Bei der Krönung zur ungarischen Königin war das Reiten jedoch absolut unerlässlich. Ein großer Teil ihrer Fortbewegung spielte sich aufgrund der dicht hintereinander folgenden Schwangerschaften jedoch in der Sänfte ab, von denen auch einige Exemplare in der Ausstellung zu sehen sind. Ob in der Kutsche oder Sänfte, stets wurde darauf Wert gelegt, dass die Herrscherin für ihr Volk zu sehen war, was wiederum dazu führte, dass Maria Theresia schon zu Lebzeiten als, wie man heute sagen würde, „Kaiserin der Herzen“ verehrt wurde.

Damenkarusell in der heutigen Hofreitschule
MT 2017 Sujet 300

Statistik