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Ausstellungsansicht: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik Photo: Klaus Pichler / mumok

Ausstellungsansicht: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik Photo: Klaus Pichler / mumok

FANTASIEFABRIK Leben und Werk von Elisabeth Wild

Ausstellungsansicht: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik Photo: Klaus Pichler / mumok

Ausstellungsansicht: Elisabeth Wild. Fantasiefabrik Photo: Klaus Pichler / mumok

Eine kosmopolitische Künstlerin ist postum heimgekehrt

2020 ist Elisabeth Wild in Panjachel (Guatemala) 98jährig verstorben. Die junge Kunstexpertin Marianne Dobner war noch im selben Jahr knapp davor im Auftrag des mumok zu ihr gereist und durfte mit der Künstlerin über eine in Wien geplante Ausstellung sprechen und eine Fülle an persönlichen Geschichten und Ansichten dieser Frau unmittelbar erfahren. Das emotionale Ergebnis dieses glückhaften Treffens ist nun bis 7. Jänner 2024 unter dem Titel „ELISABETH WILD. FANTASIEFABRIK“ zu erleben. Begonnen hat alles in Wien, wo Elisabeth Pollak als Kind einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters zur Welt gekommen ist. 1938 war sie zur Emigration gezwungen und begann in Argentinien als Textildesignerin zu arbeiten. Dabei lernt sie ihren Mann August Wild kennen. 1962 erfolgt jedoch bereit der nächste Ortswechsel. In Buenos Aires hatte sich ein rechtsradikales Klima breitgemacht und Elisabeth Wild Richtung Schweiz vertrieben. In Basel führt sie eine Zeit lang einen Antiquitätenladen, bis erneut die Ferne ruft. Ab 1996 lebt sie mit ihrer Tochter Vivian in Guatemala. Vivian Suter ist ebenfalls künstlerisch hochbegabt. Deren Werke werden übrigens zur Zeit in der Secession unter dem Titel „A Stone in the Lake“ (bis 18. Juni 2023) gezeigt.

Elisabeth Wild, Ohne Titel, Collage auf Papier © Estate of Elisabeth Wild, 2023

Elisabeth Wild, Ohne Titel, 2017, Collage auf Papier © Estate of Elisabeth Wild, 2023 Courtesy of the Artist‘s Estate; CARBON.12, Dubai

Elisabeth Wild, Ohne Titel, Collage auf Papier 2017 © Estate of Elisabeth Wild, 2023

Elisabeth Wild, Ohne Titel, 2017 Collage auf Papier © Estate of Elisabeth Wild, Photo: Markus Wörgötte

Abgesehen von einem Studium an der Academia Nacional de Bellas Artes in Buenos Aires ist von ihrer Ausbildung wenig bekannt. In früheren Arbeiten probiert sie nahezu jedes Genre der klassischen Malerei aus. Ein erfrischender Mix aus Landschaften, Stillleben, Akte und Frauenporträts lassen auf hohe Begabung schließen. Dazu stellt sich der Mut ein, surrealistische Elemente in ihr Werk einzubinden. Die Formate werden kleiner, intimer und atmosphärisch träumerischer. Anfang des 21. Jahrhunderts konzentriert sie sich auf das Medium der Collage, das sie bis zuletzt mit jeweils einem Werk täglich bereichert hat. Als ihr auf der documenta 14 damit der Durchbruch gelingt und sich die lang ersehnte Anerkennung einstellt, ist die Künstlerin 95 Jahre alt. Mit der Hommage im mumok ist sie quasi wieder zum Ausgangspunkt dieses „Rittes durch die Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts“ zurückgekehrt. Im Hauptteil der Schau sind 365 Collagen zu sehen, kaleidoskopische Welten, die von ihr selbst als „Fantasias“ bezeichnet wurden. Zu entdecken ist auf den A4-Formaten das Fundergebnis einer Sammlerin, die Versatzstücke irdischen Glamours aus populären Lifestyle- und Hochglanzmagazinen zu ungewöhnlichen Konstellationen zusammengefügt und damit die Tür zu imaginären Traumwelt aufgestoßen hat.

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