Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Josef Mikl, Kulturtagung in Worpswede, 1951  © Wien Museum

JOSEF MIKL und die Journalistenfresserin HAWRANEK

Josef Mikl, Letzte Reise des Wunderpferdes (auch Zauberpferd genannt), 1951  © Wien Museum

Bilder zum bösartig-launigen Umgang mit der Kritik

Sie ist, wie Athene einst dem Haupt von Zeus, direkt dem Hirn von Josef Mikl entsprungen. Frau HAWRANEK war ebenso kriegerisch gewappnet wie die uns bekannte Pallas vor dem Parlament, allein, wie HAWRANEK tatsächlich aussieht, wissen wir nicht. Der 1929 geborene und 2008 verstorbene Maler und Grafiker hat uns nicht mehr verraten als ihre Lust am Zerbeißen von Journalisten und Kritikern. Gemeint sind damit wohl jene, die es wagten, an Mikls Kunst herumzunörgeln. Man findet HAWRANEK in den Titeln zu eher abstrakten Bildern und Zeichnungen, die allein aufgrund dieser Zusammenstellung bereits ein Schmunzeln in das Gesicht des Betrachters zaubern. Der Strich scheint vom Zorn gelenkt zu sein. Es gibt keine Freundlichkeiten, wenn diese Frau auf Kriegszug geht, oder wie es Mikl selbst ausgedrückt hat: „Vor vielen Jahren, als die Erde noch flach war, zerbiss die HAWRANEK schon Zeitungen und Redakteure“ und sie setzte ihr zerstörerisches Werk mit unbarmherziger Aggression gegen alle unter dem Bretterboden der Unehrlichkeit Angesiedelten fort (H. Preiner).

Josef Mikl, Das Wunderpferd oder auch Zauberpferd, 1948  © Wien Museum

Aufgewachsen ist Josef Mikl mit radikalen Kunsterneuerern vom Schlage eines Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer. Sie waren in der Künstlergruppe „Galerie nächst St. Stephan“ vereint und machten sich im „Art Club“ gemeinsam mit Literaten wie Hans Weigel, Ernst Jandl oder H. C. Artmann im Kreise der später bekanntesten Maler Österreichs Gedanken, ob es überhaupt möglich ist, nach einem Zweiten Weltkrieg und der Nazizeit noch so etwas wie Kunst machen zu können. Keiner von diesen Typen, die sich im „Strohkoffer“ ein Stelldichein gaben, war für den Normalo wirklich genießbar. Ihre Hervorbringungen wollten provozieren und unter dem Label Kunst neues, bisher undenkbares Gedankengut in der Gesellschaft verankern.

 

Ein wunderbares Mittel dazu war die Satire, die Karikatur, der sich Josef Mikl widmete. Er legte dabei aber größten Wert darauf, sich vom tagesaktuellen Zeitungskarikaturisten zu unterscheiden. Bei ihm war es nicht ein einzelner Politiker, der von ihm verrissen wurde, sondern die Kaste der Politiker im Allgemeinen, nicht ein Kritiker im Besonderen, sonder der Kritiker bzw. Journalist schlechthin. Er zeichnete und schrieb auf dem selben Blatt seine Empörung nieder, die im „Wunderpferd“, bei dem im Pferd das E immer wieder durch ein Ä ersetzt wird, oder einem kritischen Theaterstück, das dem Art Club und dessen Bestandsberechtigung gewidmet ist, ihren Ausdruck gefunden hat. So besehen ist diese Ausstellung im MUSA ein nostalgischer Rückblick auf eine Zeit und einen Künstler, den man heutzutage vergeblich suchen wird.

Seine Weggefährten haben sich nicht weiterentwickelt, sondern das einst Anstößige zur gut bezahlten Erwerbsquelle gemacht. Mikl mag später auch milder geworden sein. Er hat stets das satirische Werk penibel von seiner malerischen Tätigkeit getrennt. Begleitet vom Beifall der von ihm gehassten Kritik und Öffentlichkeit schuf er 1992 unter anderem die Decken- und Wandgemälde im Großen Redoutensaal der Wiener Hofburg – nicht ohne durch den vorhergehenden Brand desselben (war es die HAWRANEK?) überhaupt dazu Gelegenheit erhalten zu haben.

Josef Mikl, Das Wunderpferd oder auch Zauberpferd, Detail, 1948  © Wien Museum
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