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Der Narrenturrm

Der Narrenturm beherbergt die pathologisch-anatomische Sammlung

SAFE SEX Warnung vor den Big Five im Narrenturm

Ausstellungsansicht © NHM Wien, W. Bauer-Thell

Safe Sex, Ausstellungsansicht © NHM Wien, W. Bauer-Thell

Ein „Comeback der Geschlechtskrankheiten“ wird geortet. Was dahinter steckt und wie man sich schützt.

Eine Sonderausstellung in der pathologisch-anatomischen Sammlung Narrenturm ist per se unerfreulich zum Anschauen. In den ehedem düsteren Zellen des Erdgeschosses warten je nach Thema Fotos mit erkrankten Körperteilen, bleiche Wachsmodelle (Moulagen) von ehemaligen Patienten und Wandtexte, verfasst von Medizinern und Wissenschaftlern, denen die Vermittlung schockierenden Wissens wichtiger ist als das Befinden eines sich gruselnden Publikums. Wenn es nun um die Geschlechtskrankheiten geht, sollten sich alle betroffen fühlen, unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Status in der Gesellschaft. So weist der Titel „Safe Sex“ auf die Möglichkeit hin, sich vor einer Ansteckung zu schützen. Aber er warnt auch vor einem Comeback der Geschlechtskrankheiten, denen aktuelle Untersuchungen einen bedenklichen Anstieg sexuell übertragbarer Infektionen (STIs) bescheinigen.

 Comiczeichnung zu Syphilis © NHM Wien, L. Lick

o.: Comiczeichnung zu Syphilis © NHM Wien, L. Lick

r.: Syphillis, Schädelknochen © NHM Wien, C. Potter

 Syphillis, Schädelknochen © NHM Wien, C. Potter

Als die „Big Five“ dieser Geißeln einer sich liebenden Menschheit firmieren Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien, Hepatitis und HIV. Das gilt zumindest für Europa, wo das ECDC (European Center of Disease Control) über die neusten Zahlen bezüglich STIs verfügt. Schätzungen der WHO zufolge kommt es europaweit täglich zu ca. 1 Million(!) Übertragungen. Allein diese Zahl sollte aufrüttelnd sein, um ernsthaft darüber zu reden und auch im Moment größter Verlockung entsprechend Vorsicht walten zu lassen. Gegliedert ist die Ausstellung (kuratiert von Eduard Winkler & Laura Lick) nach den einzelnen Krankheiten, zu denen auch die Filzlaus oder Scabies (Krätze) zählen.

So wird beispielsweise bei der Syphilis sogar das Jahr ihres ersten Auftretens (1495 bei französischen Soldaten, deswegen auch „Französische Krankheit“) angegeben. Der Erreger ist ein Bakterium mit dem Namen Treponema pallidum subspecies pallidum, das Knochen und Gewebe zersetzt und schließlich zum Verlust des Verstandes führt. Bekämpft wird es heute mehr oder weniger erfolgreich mit Penicillin.

 

Ähnliche Schreckensnachrichten finden sich zum Humanen Immundefizienz-Virus (HIV). Das durch die Zerstörung des Immunsystems ausgelöste AIDS, die sogenannte „Schwulenpest“, kann zwar medikamentös behandelt werden, ist aber noch nicht heilbar. Wenn in Ländern wie Malawi allerdings die Medikamente fehlen, ist AIDS Todesursache Nr. 1. Jede einzelne dieser Infektionen ist eine böse Laune der Natur, der man mit größtem Respekt begegnen muss, um nicht beispielsweise durch einen unüberlegten One-Night-Stand deren beklagenswertes Opfer zu werden.

 Herpes, Moulage © NHM Wien, C. Potter

Herpes, Moulage © NHM Wien, C. Potter

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