Kultur und Weindas beschauliche MagazinLängsschnitt durch den Prunksaal (Hauptgeschoss), 1737 © Österreichische Nationalbibliothek 300 JAHRE BAROCKE PRACHT als Schatzkammer der kaiserlichen Bücher
Damals waren Bücher noch ein Ausweis für Reichtum, gepaart mit dem Hinweis auf allerhöchste Bildung ihrer Besitzer. So hatten sich auch bei den Habsburgern im Laufe ihrer Regentschaft diesbezüglich stattliche Bestände angesammelt. Aber wer kennt nicht das Problem: Wohin damit? So sehr man seine Bücher liebt und stolz darauf ist, sie nehmen ungeniert mehr und mehr Raum in Anspruch, bis sie deren Besitzer zum gerade noch gelittenen Mitbewohner zwischen vollen Wänden und aufgestapelten Türmen degradiert haben. Ein Herrscher konnte sich damit selbstverständlich nicht abfinden. So begann bereits Maximilian II. seine im Minoritenkloster unzulänglich gelagerten Bestände, die von kostbaren Handschriften über seltene Inkunabeln bis zu gedruckten und reichlich mit Kupferstichen illustrierten Prachtbänden reichten, von einem Bibliothekar ordnen und inventarisieren zu lassen. Nachdem sich Ferdinand II. von jedem in seinem Reich erschienen Buch per Patent ein Exemplar liefern ließ, kam man nicht umhin, die bald überbordende Fülle an gebundenem Wissen in ein Gebäude der Hofburg zu übersiedeln. Das Harrachsche Haus war eine Zwischenstation, bis Karl VI. 1723 dem Bau einer diesen Schätzen würdigen Bleibe zustimmte.
Vorgesehen waren dafür die Pläne von Johann Bernhard Fischer von Erlach, der jedoch in diesem Jahr verstarb. Ausgeführt wurden sie von seinem Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach. Er hat den Prunksaal der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek vollendet, einesteils als Verherrlichung des kaiserlichen Bauherren, andererseits jedoch als dessen ersten Anflug von Aufklärung, nachzulesen in einer lateinischen Aufschrift aus 1726 über dem heutigen Haupteingang, der zufolge diese (im damaligen Wortlaut übersetzt) „weitläuf(f)ige Wohnung“ seines „Bücher-Schatzes“ dem „gemeinen Besten eröf(f)net" wurde.
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