Kultur und Weindas beschauliche MagazinGartenplan für einen Landschaftsgarten in Laeken bei Brüssel, 1782 © Österreichische Nationalbibliothek VON GÄRTEN UND MENSCHEN Künstliche Natur vom 16. bis ins 21. Jh.
Die Ausstellung will erzählen und macht mit ihren wundervollen Geschichten gleichzeitig Lust, die grauen Wände des Arbeitsraumes mit dem Grün zu tauschen, das sich in Wien wie selten wo so vielfältig natürlich und gleichzeitig kunstvoll gestaltet bietet. Gemeint sind die Parks, in denen sich einst die Großen des Reiches ergingen, bis sie nach und nach für deren Untertanen zum demokratischen Lustwandeln geöffnet wurden. Es scheint ein zutiefst menschliches Bedürfnis zu sein, die Natur nach eigenen ästhetischen Maßstäben zu dressieren und der angeborenen Bequemlichkeit gefügig zu machen. Man scheute nicht davor zurück, dafür bedeutende Architekten zu verpflichten, die dem jeweiligen Zeitgeschmack huldigend die Alleen als eine Armee gestutzter Gardisten antreten ließen oder romantische Wildheit einem sorgsam entworfenen System unterwarfen. Geblieben sind davon großteils die Gärten selbst, vor allem aber die Pläne, die für sich bereits grandiose Kunstwerke darstellen. So sammelten sich schon früh in der damaligen Hofbibliothek und in privaten Archiven der kaiserlichen Familie Objekte mit hohem Schauwert, anders gesagt, Abbildungen, in die man genussvoll die Augen versenken kann, um in der Phantasie durch baumumstandene Gassen zu wandeln und sich von raffinierten Sichtachsen zu Denkmälern und Schlossfassaden überraschen zu lassen.
In diesem Sinn ist die Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek mit dem fröhlich wuchernden Titel „Von Gärten und Menschen. Gestaltete Natur, Kunst und Landschaftsarchitektur“ (bis 5. November 2023) eine unwiderstehliche Einladung, in eine Jahrhunderte lange Geschichte einzutauchen. Man lernt die Meister der Gestaltung kennen, deren Auftraggeber und diejenigen, die sich bemüßig fühlten, darüber ausführlich ihre Gedanken für die Nachwelt niederzuschreiben. Ein anschauliches Beispiel ist der Gartenplan des Augartens (Lužánky) in Brünn, der 1787 von einem gewissen Anton Bisinger „inventiert, gezeichnet und angelegt“ wurde. Gezeigt wird auch das Buch von Marie Luise Gothein, in dem sie 1914 den Versuch unternimmt, eine „Geschichte der Gartenkunst“ umfassend festzuhalten. Es gäbe die Gärten jedoch nicht, hätte es nicht die potenten Geldgeber aus Adel und Klerus gegeben. Franz II./I. wurde schmeichelhaft als Blumenkaiser bezeichnet, dem man in Padua im Palazzo della Ragione (Justizpalast) einen temporären achtzig Meter langen Indoor-Garten im englischen Stil anlegte. An dieses seltsame Unternehmen erinnert ein Kupferstich aus dem Jahr 1816. Mit Erfindung der Fotografie war es möglich geworden, Gärten und deren stolz darin posierende Benutzer abzulichten.
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