Kultur und Weindas beschauliche MagazinAusstellungsansicht Anton Bruckner, der fromme Revolutionär DER FROMME ANTON BRUCKNER und die Suche nach dem Revolutionär
Der Komponist war bereits über Vierzig, als seine erste Symphonie entstand. In der Tonart c-Moll erklingen erstmals monumentale Themen und so noch nie gehörte Durchführungen, wie sie auch in den acht weiteren großen Orchesterwerken Anton Bruckners (1824-1896) das Klangbild beherrschen. Bruckner war Organist und als solcher mit Harmonielehre und Kontrapunkt so innig vertraut, um aus den alten, starren Regeln auszubrechen und Neues zu schaffen. Mit Nummer vier wuchs der sich stets bescheiden gebende Mann noch weiter über sich hinaus. Er setzte seiner oberösterreichischen Heimat ein Denkmal und nannte es „Die Romantische“, eine Attitüde, die man dem Gott ergebenen Anton Bruckner nur schwer zutrauen möchte. Sie wurde noch zu seinen Lebzeiten eine seiner populärsten und vielfach aufgeführten Symphonien. Sie beginnt mit einem Hornsolo im Pianissimo, um mit einem wuchtigen Weckruf das ohrgängige erste Thema im Tutti zuerst vom hohen, dann vom tiefen Blech dominieren zu lassen. Das Andante quasi Allegretto des 2. Satzes in c-Moll, nach Willen Bruckners ein „Lied, Gebeth, Ständchen eines verliebten Burschen beim Fensterln“, bestreiten die Streicher. Im Scherzo sind es Jagdmusik der Hörner und Trompetensignale wie das Krähen des Hahnes, die sich im Trio zu einem schwungvollen Ländler vermischen. Die getragenen Akkorde des letzten Satzes lassen einen mit Gott tief verbundenen Menschen vor dem inneren Auge erscheinen, der sich, versunken im Gebet, nicht stören lässt, auch nicht durch das Fortefortissimo des Orchesters.
Der Autograph dieser Partitur ist Teil der Ausstellung, die anlässlich seines 200. Geburtstages in der Österreichischen Nationalbibliothek bis 26. Jänner 2025 Einblick in das Leben und Schaffen von Anton Bruckner unter dem Motto „Der fromme Revolutionär“ gibt. Der Komponist selbst hat in seinem Testament verfügt, dass die handschriftlichen Partituren seiner Hauptwerke in die damalige k.k. Hofbibliothek gelangen sollen. Dieses grandiose Erbe wurde im Laufe der Zeit systematisch erweitert, unter anderem durch alternative Fassungen der Symphonien, Abschriften, Drucke, Briefe und persönliche Dokumente aus dem Umkreis Bruckners.
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