Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Eine giftige Affäre, Ensemble © Ursula Mohr

Eine giftige Affäre, Ensemble © Ursula Mohr

EINE GIFTIGE AFFÄRE mit Kugelfisch und singenden Hormonen

Leila Strahl, Rudi Larsen, Niki Neiss © Ursula Mohr

Leila Strahl, Rudi Larsen, Nici Neiss © Ursula Mohr

Ein ätzend offener Blick auf vier aktuelle Seelenlandschaften

Der Kärntner Michael Weger bezeichnet sein jüngstes Bühnenwerk als Komödie, bei der einem allerdings das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt. Zwei Paare treffen einander im Extrazimmer eines Sushi-Lokals, in dem (zumindest in unseren Breiten) illegal ein Fugo-Mahl als Attraktion angeboten wird. Der Autor hat dazu penibel die Auswirkungen recherchiert, die beim Konsum dieses seltsamen Fisches auftreten können, abgesehen vom schnellen Tod, der jedoch nur selten eintritt, wenn dessen Fleisch wie in diesem Fall von einem Großmeister seines Fachs zubereitet wurde. Anlass für dieses „japanische Roulett“ ist die Angeberei von Ludwig, dem weltläufigen CEO eines Online-Handelskonzerns, den mit der attraktiven Modedesignerin Therese ein Pantscherl verbindet. In seiner Großmannssucht wähnt er sich über die Gefühle seiner Frau Marie-Louise und denen von Edgar, dem Mann seiner Geliebten, erhaben. Nicht allein, dass er dessen Vornamen herablassend von Elmar über Egon bis Ewald variiert, hat er vor dessen Job als Biochemiker nicht die geringste Achtung. Aber dann, als erste Bissen des wunderbar angerichteten Fugo die Lippen bamstig und die Wahrnehmungen schräg werden lassen, gerät die bis dahin mit Nonchalance und charmanten Lügen mühsam aufrecht erhaltene Ordnung ins Wanken und macht einem bitter kreativen Chaos der Emotionen Platz.

Rudi Larsen, Victor Kautsch © Ursula Mohr

Rudi Larsen, Victor Kautsch © Ursula Mohr

Victor Kautsch, Ninki Neiss, Leila Strahl © Ursula Mohr

Victor Kautsch, Nici Neiss, Leila Strahl © Ursula Mohr

Marcus Strahl hat für seine Neue Bühne Wien „Eine giftige Affäre“ nach Wien geholt und im Theater Center Forum am 15. Februar 2015 erfolgreich Premiere gefeiert. In dem von Martin Gesslbauer mit Aquarium und bequemen Hockern (damit das Ensemble nicht wie in Tokio am Boden sitzen muss) eingerichteten Lokal findet ein Showdown von gemischten Beziehungen statt.

Rudi Larsen ist der goscherte und von sich zutiefst überzeugte Ludwig. Er hat es schließlich zu was gebracht, ganz im Gegensatz zu Edgar, der als graue Labormaus an Hormonen forscht. Dass der dabei festgestellt hat, dass diese Botenstoffe mittels Gesang kommunizieren und dabei einiges an Unvorhergesehenem anrichten können, wird zum Running Gag in den höchst pointierten Dialogen. Victor Kautsch macht klar, dass ihn als Wissenschaftler eine solche Umgebung mehr als anzipft, aber er ist genauso in den Abläufen dieses Abend gefangen wie Marie-Louise. Nici Neiss konditioniert sich als Ludwigs Gattin mit etlichen Gläsern Sekt, um dabei in den Tiefen ihrer Seele einen Hang zu Frauen zu entdecken. Sie entzündet damit ein erotisches Feuerwerk mit Leila Strahl, deren Therese in freizügiger Aufmachung nach kurzem Zögern die Flammen bedenklich hoch schlagen lässt. In diesem Moment lässt sich das Ende noch schwer voraussagen, jedenfalls wird man Zeuge eines lachhaft komischen, im Grund aber todernsten vielleicht letzten Abendmahls.

Niki Neiss, Leila Strahl © Ursula Mohr

Nici Neiss, Leila Strahl © Ursula Mohr

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