Eine Schmunzelkomödie mit freundlich seltsamen Leuten
Kakteen sind bösartig! Wer sie nicht mag und wen sie nicht mögen, den bewerfen sie hinterrücks mit ihren Stacheln. Nicht so Hansi Pelz. Der verschrobene Junggeselle mag seine Cactaceae, wie die Wissenschaft diese wahrhaft wehrhaften Gewächse nennt. Nur Helene Fischer liebt er noch mehr. Da sich diese aber außerhalb seiner Reichweite befindet, schenkt er sowohl seinen kugeligen und als auch den schlanken Vertretern der Eudikotyledonen aus der Familie der Caryophyllales (Nelkenartige) seine ganze Zuneigung. Hansi ist also nicht gerade das, was man einen geselligen Zeitgenossen nennen könnte. Als sich sein einziger Freund Matti Maul in seine Wohnung verirrt, wird zuerst dessen Mantel abgesaugt, um anschließend in ein luftdichtes Plastikbehältnis getreten zu werden. Der Anlass des Besuches, die Geburtstagsfeier, soll mit Packerlsuppe begangen werden. Im Zuge des rauschenden Festes stellt Matti fest, dass seinem Kumpel etwas ganz wichtiges fehlt, nämlich eine Frau, die aus dem in seinen Kakteen zurückgezogenen Steuerprüfer einen streichelbaren Menschen machen könnte.
Als einzige Hilfe bietet sich eine Kontaktannonce an. Gesagt getan. Auf das in die Worte „Kaktus sucht Gießkännchen“ gepackte Liebeswerben melden sich tatsächlich drei Damen, die der patscherte Hansi just zum gleichen Zeitpunkt in sein „Gewächshaus“ zum Kennenlernen einlädt. Gerry Jansen, so heißt der Autor dieser Schmunzelkomödie, setzt damit den Auftakt zu einem heiteren Tür auf, Tür zu, das über stacheldurchsetzte Hinterteile und allseitige Missverständnisse letztendlich doch zum Ziel des Inserates führt.
Erich Martin Wolf, am 22. November 2019 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und nicht zuletzt um die Wiener Kleinbühnen ausgezeichnet, hat die österreichische Erstaufführung im „Theater Die Neue Tribüne“ im Keller des Café Landtmann erfolgreich inszeniert. Zur Seite gestanden sind ihm dabei Siegbert Zivny als Bühnenbauer, Bernhard Dreisiebner in der Produktionsleitung und Babsi Langbein mit bunten Hemden, karierten Hosen und sexy Volantrockerl.
Natascha Ties ist die kühle Pamela Andersrum, die im Grunde nur heiraten will, um für ihre Kinder einen Betreuer zu haben, weil sie selber mehr als genug verdient; sauft sich in ihrem von Stacheln hervorgerufenen Schmerz aber den draufgängerischen Matti (Andreas Roder) schön. Die in für die kalte Jahrszeit zu leichter Turnkleidung erschienene Tamara Tasloff (Julia Koon) hält sich mit Gymnastik warm, muss aber bald erkennen, dass sie als Heiratskandidatin fehl am Platz ist.
Wirkliche Chancen bei einem Kaktusfreund hat indes nur eine Frau, die diese Hingabe zu teilen imstande ist und ebenso wie er keine Angst vor all den Lieblingen zeigt, die Hansi Pelz um sich versammelt hat. Wenn man noch dazu Susi Zitzewitz heißt und erklärter Jürgen Drews-Fan ist, handelt es sich um das erfolgreiche Zueinanderfinden von zwei gleichermaßen unbeholfenen Typen, die von Wilhelm Prainsack und Ines Cihal reizend liebevoll zum ersten Kuss ihres Lebens geführt werden.