Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Aida,Ensemble © Pressedienst Anker

Aida,Ensemble © Pressedienst Anker

AIDA Opus Magnum des scheidenden Markgrafen

Li Keng (Aida), Oscar Marin (Radamès) © Pressedienst Anker

Li Keng (Aida), Oscar Marin (Radamès) © Pressedienst Anker

Am Ufer des Kamp: Die „echt ägyptische“ Oper als leidenschaftlicher Kampf zwischen Krieg und Liebe

Angeblich musste Giuseppe Verdi überlistet werden, um sein Genie einem Stoff aus dem alten Ägypten zuteil werden zu lassen. Die Drohung, andernfalls Richard Wagner damit zu beauftragen und ein entsprechend verlockendes Salär überzeugten den Meister der italienischen Oper am Ende doch, diese Oper zu schreiben. Für das Libretto wurde Antonio Ghislanzoni gewonnen, der die Handlung nach einem Szenarium des Ägyptologen Auguste Mariette erdachte. Im Grunde ist es eine Dreiecksbeziehung, in der sich zwei Frauen und ein Mann aufreiben, in zwei Fällen bis zum Ableben und im dritten Fall zu lebenslangem Unglück. Der erfolgreiche Feldherr Radamès liebt die Sklavin Aida, soll aber die ihm von tiefstem Herzen zugetane Königstochter Amneris heiraten. Millionen von Opernbesuchern haben schon mitgelitten und wohl auch Tränen vergossen, wenn Radamès eingemauert wird und seinen letzten Trost in Aida findet, die mit ihm in den Tod gegangen ist. Freilich, es ist wie immer die Liebe, die einer angeblichen Vernunft der Herrschenden und deren Kriegslust unterliegt, bei in der Musik von Verdi aber als klare Siegerin die düsteren Mächte überstrahlt.

Oscar Marin (Radamès), Krzysztof Borysiewicz (Il Re) © Pressedienst Anker

Oscar Marin (Radamès), Krzysztof Borysiewicz (Il Re) © Pressedienst Anker

Stephano Park (Oberpriester) © Pressedienst Anker

Stephano Park (Oberpriester) © Pressedienst Anker

Johannes Wildner hat dieses gewaltige Werk als krönenden Abschluss seiner Tätigkeit als musikalischer Babenberger in der Oper Burg Gars gewählt. Mit Regisseur Philipp Harnoncourt und Rainer Heissenberger (Bühnenbild) hat er die Wüste von den Ufern des Nils in das Waldviertel versetzt. Auf dem sandigen Untergrund wirkt neben einem von David Ricardo Salazar solid einstudierten Chor und einer engagierten Komparserie ein bis in die Nebenrollen stimmstarkes Ensemble. Die Kostüme (Elisabeth Ahsef) sind, ehrlich gesagt, gewöhnungsbedürftig. Il Re, der Pharao, erscheint eher wie ein Indianerhäuptling und seine Untergebenen erinnern an den Aufmarsch eines orange gewandeten Ku-klux-Klans. Wenn aber Krzysztof Borysiewicz seinen Bass erklingen lässt, vergisst man die sonderbare Aufmachung. Das gleiche gilt für Stephano Park als Oberpriester Ramfis, der sich mit spitzer Mütze wie ein mächtiger Turm im turbulenten Geschehen behauptet.

Allzu kurz vernimmt man den kräftig klangvollen Tenor von Benedikt Kobel bei der üblen Botschaft, die er als ramponierter Messaggiero (Bote) zu verkünden hat. Ein Bariton von großer Klasse ist Neven Crnić. Sein Amonasro ist zwar alles andere als sympathisch, aber dessen Stimme sieht man als Musikfreund die letztlich fatalen Umtriebe auf der Stelle nach. Nana Dzidziguri leidet als Amneris glaubhaft zwischen Eifersucht und nicht erwiderter Liebe und macht mit ihrem schönen Mezzo die finalen Verwicklungen selten deutlich nachvollziehbar. Li Keng und Oscar Marin sind Aida und Radamès, zwei wunderbare Stimmen, die dazu noch große Leidenschaft und innige Gefühle vermitteln. Wenn vom Turm herab und von hinten die Fanfaren ertönen, dann kann es sich nur um den ersehnten Hit dieser Oper handeln, den Triumphmarsch. Mit einem Bläserensemble an der Seite und einer Massenszene auf der Bühne wird das mittelalterliche Gemäuer der Burg in allen seinen Möglichkeiten genutzt, um Faszination zu schaffen, die ein Spielzeugelefant anstelle des üblichen martialischen Viehauftriebs ironisch kommentiert.

Nana Dzidziguri (Amneris) © Pressedienst Anker

Nana Dzidziguri (Amneris) © Pressedienst Anker

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