Kultur und Weindas beschauliche MagazinLjubica Vraneš CARMEN Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska CARMEN Bizets Corrida auf der Babenberger-Burg
Das stimmungsvoll verfallene Gemäuer der Burg Gars ist – so wissen Opernfreunde seit vielen Jahren – ein ungemein vielseitiger Schauplatz, vom deutschen Wald im Freischütz über den Tempel in der Zauberflöte bis zur Engelsburg in der Tosca. 2022 war es endlich so weit. Mit der lange vorbereiteten Produktion von Carmen wurde Spanien ins Waldviertel geholt. Aufgrund erstaunlicher Akustik ist es möglich, auf dieser vom Lauf einer langen Geschichte geschaffenen Bühne ohne Head-Set und Verstärkeranlage zu spielen. Solisten, die sich auf dieses Abenteuer einlassen, wissen um die Schwierigkeiten, unter freiem Himmel bei stets kühler werdenden Abenden zu singen. Sie haben auch heuer wieder diese Herausforderung angenommen und bravourös bestanden. Mag sein, dass Carmen, Mercédès (Tina Drole) oder Frasquita (Claudia Goebl) neidvoll auf das in dicke Jacken und Decken gehüllte Publikum schielen, während sie in den von Gerlinde Höglhammer südlich-sinnlich und verführerisch leicht entworfenen Kostümen in die frische Nachtluft hinaus müssen. Die Männer haben es diesbezüglich einfacher. Don José, dessen Kollege Zuniga (Krystof Borysiewics) oder Escamillo tragen ihre Unformen, bzw. der Matador seine goldbestickte Kampfmontur. Die Ausstattung lässt also nichts zu wünschen übrig. Ebenso wenig die Musik. Johannes Wildner, laut eigener Aussage der Musik-Babenberger, gibt den vom Franzosen George Bizet komponierten spanischen Rhythmen den entsprechenden Drive, stets darauf bedacht, weder Chor und Orchester und schon gar nicht die Sänger zu überfordern.
Ljubica Vraneš ist eine Carmen, der man die Verführerin auf der Stelle abnimmt. Sie singt, tanzt und umgarnt unwiderstehlich ihren Don José. Er ist ihr ausgeliefert, sollte aber am Ende trotzdem einsehen, dass auch der strahlende Tenor von Oscar Marin keine Chance gegen einen Bariton von der Kraft eines Neven Crnić (Escamillo) hat. Aber nein, er bringt die Geliebte am Ende um.
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