Kultur und Wein

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Ljubica Vraneš CARMEN  Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska

Ljubica Vraneš CARMEN Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska

CARMEN Bizets Corrida auf der Babenberger-Burg

Ljubica Vraneš und Oscar Marín © Oper Burg Gars/Andreas Anker

Ljubica Vraneš und Oscar Marín © Oper Burg Gars/Andreas Anker

Eine Oper für zwei starke Frauen, sowohl im Charakter als auch mit der Stimme

Das stimmungsvoll verfallene Gemäuer der Burg Gars ist – so wissen Opernfreunde seit vielen Jahren – ein ungemein vielseitiger Schauplatz, vom deutschen Wald im Freischütz über den Tempel in der Zauberflöte bis zur Engelsburg in der Tosca. 2022 war es endlich so weit. Mit der lange vorbereiteten Produktion von Carmen wurde Spanien ins Waldviertel geholt. Aufgrund erstaunlicher Akustik ist es möglich, auf dieser vom Lauf einer langen Geschichte geschaffenen Bühne ohne Head-Set und Verstärkeranlage zu spielen. Solisten, die sich auf dieses Abenteuer einlassen, wissen um die Schwierigkeiten, unter freiem Himmel bei stets kühler werdenden Abenden zu singen. Sie haben auch heuer wieder diese Herausforderung angenommen und bravourös bestanden. Mag sein, dass Carmen, Mercédès (Tina Drole) oder Frasquita (Claudia Goebl) neidvoll auf das in dicke Jacken und Decken gehüllte Publikum schielen, während sie in den von Gerlinde Höglhammer südlich-sinnlich und verführerisch leicht entworfenen Kostümen in die frische Nachtluft hinaus müssen. Die Männer haben es diesbezüglich einfacher. Don José, dessen Kollege Zuniga (Krystof Borysiewics) oder Escamillo tragen ihre Unformen, bzw. der Matador seine goldbestickte Kampfmontur. Die Ausstattung lässt also nichts zu wünschen übrig. Ebenso wenig die Musik. Johannes Wildner, laut eigener Aussage der Musik-Babenberger, gibt den vom Franzosen George Bizet komponierten spanischen Rhythmen den entsprechenden Drive, stets darauf bedacht, weder Chor und Orchester und schon gar nicht die Sänger zu überfordern.

Corina Koller MICAËLA  Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska

Corina Koller MICAËLA Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska

Oscar Marín DON JOSÉ  Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska

Oscar Marín DON JOSÉ Foto: © Oper Burg Gars/Jennifer Bilska

Ljubica Vraneš ist eine Carmen, der man die Verführerin auf der Stelle abnimmt. Sie singt, tanzt und umgarnt unwiderstehlich ihren Don José. Er ist ihr ausgeliefert, sollte aber am Ende trotzdem einsehen, dass auch der strahlende Tenor von Oscar Marin keine Chance gegen einen Bariton von der Kraft eines Neven Crnić (Escamillo) hat. Aber nein, er bringt die Geliebte am Ende um.

In der einfühlsamen Regie von Dominik Wilgenbus wird dankenswerter Weise immer wieder auf gut Deutsch erläutert, was und warum so manches Tragische passiert, auch der schwer verständliche Umstand, dass die reizende Micaëla von diesem verunglückten Sergeanten und späteren Schmuggler schnöde zurückgewiesen wird. Corina Koller bringt als Waisenkind an sich alles mit, um einen Mann in sich verliebt zu machen: Einen grandiosen Sopran, ein tolles Aussehen und sie ist ungemein mutig, vor allem aber versteht sie es, Herzenswärme in Gesang und Spiel zu transportieren. Eine mögliche Erklärung: Die beiden Frauen sind dem Antihelden Don José einfach zu stark. Er muss dazwischen aufgerieben werden. Abgesehen von diesen stimmlichen wie darstellerischen Highlights enthält der Besuch des Waldviertler Opernhauses auch für kritische Kenner dieser doch häufig gespielten Oper immer noch Neues und Faszinierendes und kann noch bis 7. August 2022 nachgeholt werden.

Oscar Marín, Neven Crnić und Ljubica Vraneš  © Oper Burg Gars/Andreas Anker

Oscar Marín, Neven Crnić und Ljubica Vraneš © Oper Burg Gars/Andreas Anker

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