Kultur und Weindas beschauliche MagazinEnsemble, Bühne © MAGMAG LA TRAVIATA Wenn wahre Liebe zum Problem wird...
Opernfreunde haben dieses Werk bestimmt schon x-mal genossen. Man kann sich an den wunderbaren Melodien, mit denen Giuseppe Verdi die Liebe und den tragischen Tod einer Pariser Lebedame beschreibt, schließlich nicht satt hören. Wenn der Meister aber persönlich auftritt, freilich von einem Schauspieler würdig vertreten, und seine Gedanken zur Entstehung und zum Inhalt vor jedem Akt in zu Herzen gehenden Worten offenbart, dann öffnet sich diese Welt auch für alle diejenigen, die bisher klassischem Musiktheater eher skeptisch ferngestanden sind. Der mit dem Oscar gekrönte Darsteller Karl Markovics ist eine wahrhaft authentische Verkörperung des Komponisten, der nach vielen großen historischen Gestalten wie Caesar oder Don Carlos diese Frau als Hauptfigur für eine Oper entdeckt hat. Gefunden hat er sie im Roman „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas und war von ihrem Schicksal höchst angetan. Die gefeierte Kurtisane, eine Art Nobelprostituierte, verliebt sich in einen jungen Mann aus besseren Kreisen und stößt damit hart an die gesellschaftlichen Schranken, hinter denen penibel zwischen erlaubter käuflicher und verbotener wahrer Liebe unterschieden wird. Verdi hat ihr mit „La traviata“ ein Denkmal gesetzt, in tiefer Zuneigung, deren musikalischer Ausdruck seit der Uraufführung 1853 die Menschen zu Tränen rührt. Der Wiener Opernsommer hat heuer erstmals als Open Air am Heumarkt gastiert. Wo sommers einst die Freistilringer spektakulär gerauft haben und im Winter die Schlittschuhläufer nach wie vor ihre Schleifen ziehen, erhebt sich ein nobler Salon, der mit ein paar Möbeln zum Landgut und am Ende zum Sterbezimmer Violettas verwandelt wird. Daneben ist in einem ähnlich elegant gestalteten Pavillon das Orchester am Werk. Erdacht und erbaut wurde die Szenerie von Manfred Waba, einem Spezialisten für große Bühnen mit entsprechendem Feeling für die Atmosphäre der jeweiligen Inszenierung. Der Wahlwiener Dominik Am Zehnhoff-Söns hat längst einen hervorragenden Ruf als Opernregisseur und, wie heuer bewiesen, für seine kundige Auswahl der Mitglieder des Ensembles. Ebenfalls ein Beutewiener ist der in Japan geborene Jōji Hattori, Intendant und Dirigent am Pult des traditionsreichen Wiener Kammerorchesters. Der renommierte Philharmonia Chor Wien übernimmt stimmgewaltig neben einem dazwischen wirbelnden bunten Ballett sowohl die Gesellschaft der Salons wie auch das Karneval feiernde Volk im letzten Akt. Ball bei Flora Bervoix, Ensemble © MAGMAG Für die zwölf Aufführungen in der Zeit von 1. bis 25. Juli sind für die Hauptfiguren jeweils zwei Besetzungen vorgesehen. So war Nathalie Peña-Comas am Montag, 14. Juli 2025, eine hinreißende Violetta, deren Sopran als Ausdruck gewaltiger Emotionen sicher und kraftvoll die geforderten Höhen und Tiefen beherrscht. Alfredo war David Kerber, ein junger Tenor, der sich strahlend mit einer Arie bei Violetta einführt, sie später in seiner Eifersucht demütigt, aber gleichzeitig mit unbeschwerter Lebenslust der Sterbenden noch Hoffnung vermitteln will. Dessen Vater Giorgio Germont gab Thomas Weinhappel. Sein Bariton ist kräftig und doch ungemein klangvoll.
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