Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Die Rose des Kaisers Ensemble © Barabra Palffy

DIE ROSE DES KAISERS oder das Hunnenmal auf seinem Arsche

Anete Liepina, Thomas Reisinger © Barbara Palffy

Tingel, Tangel, Triangel als flotter Versuch, der Operette Gegenwart zu verleihen

Frauen sind Biester! Das wird einem Leo Kaiser, seines Zeichens Komponist schwungvoller Operettenmelodien, gerne bestätigen. Ausgerechnet während eines schöpferischen Aufenthaltes in Paris anno 1914 erscheint unter falschem Namen Rita bei ihm zum Vorsingen. Die Sängerin kennt Leo Kaiser aus Bad Ischl und weiß um sein Geheimnis. Im Koffer des Meisters verbirgt sich nicht nur dessen Notenmappe, sondern auch eine Menge wertvoller Schmuck. Sie verführt den Mann zu einem Küsschen just in dem Moment, in dem ihr Komplize Emil als Gepäckträger von Frau Kaiser mit eben dieser erscheint und einen veritablen Ehekrach auslöst. Der Koffer wird vertauscht und los geht die Jagd durch halb Europa. Begleitet werden Diebe und Verfolger vom k. u. k. Geheimdienst, denen die Juwelen wurscht sind, die aber in den Noten Vermerke in Geheimschrift vermuten, die beweisen könnten, dass der Kaiser, also der in der Wiener Hofburg, das selbe Hunnenmal in Form einer Rose auf dem Arsche tragen soll wie weiland ein französischer Graf, der damit sein natürlicher Vater wäre.

Michael Pinsker, Ellen Halikiopoulos @ Barbara Palffy

Die katastrophalen politischen Folgen einer solchen Enthüllung kann man sich leicht vorstellen. Als Draufgabe mischt noch eine Tingel, Tangel-Truppe mit, die besagten Koffer in ihren Besitz bringt, aber auch die brave Lena, eine Sängerin, die zumindest die Noten daraus sicher stellen kann. Erst in Bad Ischl klärt sich im Zuge einer turbulenten Aufführung alles auf und einem Happy End, wie es sich für eine ordentliche Operette gehört, steht nichts mehr im Wege.

Alice Waginger, Anete Liepina © Babrara Palffy

Bei diesem Libretto, das ein geheimnisvoller Herr Leopold Deitelbaum verfasst und für das Paul Hertel die Musik arrangiert hat, handelt es sich nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, um ein Werk aus goldener oder silberner Operetten-Ära, sondern um eine Neuschöpfung, die sich zwar auf die Wirkung der Melodien eines Leo Fall oder eines C. M. Ziehrer verlässt, Elemente des Broadway-Musicals der 1940er-Jahre einbaut, in seiner Interpretation aber ausdrücklich gegenwärtig ein will.

Regisseur Gernot Kranner scheut bei der Umsetzung nicht vor Kitsch und Witz zurück, legt aber auch Wert auf Nachdenklichkeit. Unter dem selbst definierten Credo „Geht heute Operette überhaupt noch? Ja, und wie, und zwar genau so!“ singen, tanzen und blödeln Solisten und Ensemble lustvoll durch das Geschehen. Bei den Herren lässt sich, sofern nicht an seiner Stelle Michael Pinsker spielt, Robert R. Herzl jun. den Koffer stehlen, Thomas Reisinger (Emil) gehorcht seiner Rita, der Anete Liepina Attraktivität und einen tollen Sopran verleiht. Als ihre schärfste Konkurrentin versucht Lena (Alice Waginger) ihr im Finale die Show zu stehlen. Den Vogel schießt aber die Souffleuse Ellen Halikiopoulos ab, die eben dann vom Theaterdirektor Ginsberg (ein Tenor, der trotz etlicher Rollen leider viel zu wenig zum Singen hat: Hans-Jörg Gaugelhofer) einen Heiratsantrag bekommt.

Die Agenten des Kaisers Branimir Agovi und Max Sahlinger sind wie üblich die Deppen vom Dienst, erfüllen ihren Auftrag zur Erheiterung des Publikums aber sehr anständig. Musikalisch begleitet wird die Revue von einer wackeren Kombo unter der Leitung von Max Schamschula. Nach der erfolgreichen Presse-Vorpremiere im Theater Arche wird das KUMST (Kulturzentr. Marchfeld) in Strasshof an der Nordbahn Schauplatz der Welturaufführung nie gemachter Enthüllungen um die Rose des Kaisers.

Ensemble nbei der Autofahrt © Barbara Palffy
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