Kultur und Weindas beschauliche MagazinAusstellungsansicht "Joseph Rebell. Im Licht des Südens" Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien JOSEPH REBELL Magier des Lichts und Museumsdirektor
Es war höchst an der Zeit, diese Bilder und deren Schöpfer der Öffentlichkeit vorzustellen – vor allem für das Belvedere, das diesem Künstler mehr als seine Werke verdankt. Bis 13. November 2022 sind es Landschaftsgemälde und Zeichnungen in der Orangerie des Unteren Belvedere, die in seltener Intensität die Sehnsucht nach einem geheimnisvollen Arkadien entfachen. Es geht um Joseph Rebell, einem 1787 in Wien geborenen Maler, der in seinem kurzen Leben (gest. am 11. Oktober 1828) einerseits ein umfangreiches Œuevre an Licht durchfluteten Ansichten Italiens hinterlassen hat, und andererseits, von Kaiser Franz I. dazu berufen, die dahindämmernde kaiserliche Gemäldegalerie im Oberen Belvedere als Direktor nachhaltig der Wiener Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht hat. So besehen ist es beinahe ein Skandal, dass mit „JOSEPH REBELL. Im Licht des Südens“ diesem Vorreiter sowohl an der Leinwand als auch in der Organisation eines unserer bedeutendsten Museen erst im 21. Jahrhundert die erste Einzelausstellung gewidmet ist.
Den Besuchern fällt es leicht, sich in die traumhafte Schönheit, die jedes einzelne der 70 Gemälde beherrscht, fallen zu lassen. Sonnenuntergänge mit überwältigender Stimmung wie über den Campi Flegrei oder an der Küste von Capri, wilde Seestücke mit gekenterten Schiffen oder ein in sicherer Entfernung ausbrechender Vesuv erfüllten damals die Aufgabe der Fotos auf Instagram, allein mit dem Unterschied, dass Joseph Rebell nicht nur auf den Auslöser zu drücken brauchte, sondern sein Werkzeug wie Pinsel und Ölfarben virtuos beherrschen und nicht selten unter widrigen Umständen an Ort und Stelle im Freien arbeiten musste. Gelernt hat er schon als Zwölfjähriger in Wien an der Akademie der bildenden Künste und privat bei Michael Wutky. Dabei wurde wohl der Grundstein zum genauen Hinsehen auf Gegend und Menschen gelegt, aber auch zur Idealisierung des Betrachteten, das sich in seinen Gemälden wie ein kunstvoll komponiertes Drama abspielt. Joseph Rebell, Meeressturm bei Sonnenaufgang, 1823, Foto: Photografic archive of the Monumental Complex of Pilotta Die Nachbarschaft zum bekannten Verleger Domenico Artaria und dessen Beziehungen zum Vizekönig von Neapel verschafften dem begabten Burschen 1810 einen zweijährigen Aufenthalt an oberitalienischen Seen, darauf folgend in Rom und Neapel. Die gehobene Gesellschaft, darunter auch Königin Caroline Murat, Schwester von Napoleon, war bald aufmerksam geworden, kaufte seine Arbeiten und stürmte seine Ausstellungen. Bis 1824 genießt Rebell seinen Aufenthalt in der Villa Malta mitten in der römischen Kunstszene, wo er 1819 höchst erlauchten Besuch empfängt. Kaiser Franz I. gibt seinem Atelier die Ehre und leitet damit die spätere Berufung (1824) zur Leitung der kaiserlichen Kunstsammlung ein. Obwohl ihm dabei und für sein zweites Amt, der Leitung der Landschaftsmalerei der kaiserlichen Akademie, nicht viel Zeit verblieben war, konnte Joseph Rebell dennoch einen wesentlichen Beitrag zur Qualität der österreichischen Landschaftsmalerei der 1830er-Jahre als bleibenden Verdienst beitragen. Statistik |