Wo Wiener Wein drauf steht, ist Qualitätswein drin!

Am Stammtisch vis-à-vis der Schank wird tarockiert. Der Wirt hat einen Moment Zeit, um den Kiebitz zu spielen, hält klugerweise aber den Mund. Als Heurigenschenker weiß er, was er seinen Gästen schuldig ist. Am Nebentisch organisieren einige Herrschaften angeregt das nächste Fest ihres Vereins samt Einsatz der Blasmusik. Auch sie finden im Wirten einen kundigen Berater. Herbert Schilling, der bereits in dritter Generation den Heurigen führt, ist immerhin Obmann, oder wenn man will, Präsident des Landesweinbauverbandes und Vizepräsident der Wr. Landwirtschaftskammer. Wer, wenn nicht er, weiß in solchen Dingen Bescheid.

Panorama: Blick vom Bisamberg auf das abendliche Wien

l.o.: Dipl.-Ing. Herbert Schilling, Heurigenwirt aus Leidenschaft

l.u.: Eine Spezialität aus Transdanubien, der Knieling

l.g.u.: Verführerische Süßigkeiten am Heurigenbuffet, hausgemacht!

r.g.o: Gemütliche Heurigenrunde vor dem Kamin

r.u.: Alte Weine ruhen tief unten in der Schatzkammer des Weingutes

Man hat nicht das Gefühl in der Großstadt zu sein, so ländlich gemütlich ist es hier am Rand des Bisambergs in Strebersdorf. Die Ortschaft im Nordwesten von Wien konnte sich ihren dörflichen Charakter erhalten, nicht zuletzt durch seine Heurigenbetriebe. Es ist eines der wichtigsten Anliegen von Herbert Schilling, diese Identität nicht verloren gehen zu lassen. Die Aufgabe, das auch zu vermitteln, ist nicht immer leicht.

Der urbane Mensch weiß zwar einen Spaziergang zwischen wohlgepflegten Weinstöcken zu schätzen. Veranstaltungen wie der Weinwandertag oder die Wiener Winzertour bringen die Leute hinaus zum Wein, machen ihn für die Wiener zu einem Erlebnis, das über einen kleinen Schwips, den man übrigens fein mit der Straßenbahn nach Hause transportieren kann, weit hinausgeht.

Dass sich der Weinwanderer dabei jedoch, wenn auch erlaubterweise, im „Garten“ eines anderen befindet, wird zu leicht vergessen. Tiefe Radlspuren zwischen den Stockreihen, weggeworfene Plastikflaschen, Hundstrümmerl und ähnlich unerfreuliche Hinterlassenschaften sind der traurige Beweis. Herbert Schilling mag sowohl Hundebesitzer wie auch Mountainbiker, will es sich mit keinem der beiden verderben und kann in Punkto Rücksichtnahme nur auf deren Hausverstand setzen.

Als Funktionär für den Wiener Weinbau kann Schilling von einer durchaus guten Stimmung sprechen. Es gibt mittlerweile zahlreiche innovative Betriebe, die in ihre Kelleranlagen und in das Marketing investieren, die auf höchste Qualität Wert legen und auf Export bedacht sind. „Wir schaffen ihnen die optimalen Rahmenbedingungen in bestem Einvernehmen mit Stadt, Land und Bund“, ist sein Versprechen an den Wiener Wein. Probleme tauchen immer wieder auf, beispielsweise jetzt mit Gartenhäusern im Weinbaugebiet. Einem solchen Wildwuchs muss energisch begegnet werden, bereits im Ansatz. Rasenflächen haben darauf einfach nichts verloren. Dieser Grund und Boden ist an sich streng gewidmet und den Weinstöcken vorbehalten.

Seine eigentliche Berufung findet Dipl.-Ing. Herbert Schilling jedoch in seinem Heurigen. Im Zeichen des Grünen Kranzes wird in Wien nach wie vor der größte Teil des hier produzierten Weins getrunken. Die letzten Jahrzehnte haben aber, so Schilling, einen deutlichen Wandel von Menge zu Qualität gebracht. Was einst undenkbar war, ist heute selbstverständlich. Für guten Wein wird auch Geld ausgegeben. In Wien gibt es dafür einen verlässlichen Hinweis. „Wenn auf der Flasche Wiener Wein drauf steht, dann ist Qualitätswein drin“, versichert Winzer und Heurigenschenker.

Selbstverständlich findet der Gast beim Heurigen Schilling in Strebersdorf auch einen erstklassigen G´mischten Satz, den Aufsteiger im Wiener Weinranking. Die Lieblingssorte des Winzers selbst ist aber der Weißburgunder, der, so Schilling, „auf dem Bisamberg die besten Voraussetzung vorfindet“ und in seinem Betrieb ausschließlich im Stahltank zu erfrischender Größe heranreift und sich bei diversen Bewertungen stets an vorderster Stelle findet.