Kultur und Weindas beschauliche MagazinHabsburger unter sich: Sisi, Franzl, Maxl vor dem Narrenturm HABSBURGER-NARRISCH machen auch uns noch ganz verrückt
Maria Theresia hatte bekanntlich enormen Appetit. Deswegen gerät die Audienz bei Ihrer Hochwohlgeboren auch zur Bestellung einer Jause, die wohl jeden von uns, auch den hungrigsten Gourmand, heillos überfordern dürfte. Die mit allen möglichen Titeln ausgestattete Dame, die sich selbst in späteren Jahren Kaiserin nannte, obwohl nur ihr Mann Franz I. Stephan als solcher gekrönt war, sieht auch recht wohlgenährt aus. Vorgestellt wird sie von Markus-Peter Gössler, einem Puppenspieler, der das Publikum entsprechend in das Hofzeremoniell einführt. So ist die herrschaftliche Puppe mit Knicks oder leichter Verbeugung zu begrüßen. Beweglichkeit und damit Leben verleihen ihr Soffi Povo und Manuela Linshalm. Unsere Reserl und die anderen Puppen sind übrigens Teil einer Trilogie „Habsburger: A Vampirg´schicht“ und „Habsburger: A Liebeslied´l“, geschaffen vom Team des Schubert Theaters, Chapeau!
Diese Herrscherin ist mit Sicherheit die beliebteste Vertreterin eines Hauses, das an die 640 Jahre die Geschicke Österreichs bestimmt hat. Es gibt aber noch einige andere Habsburger, die sich in das Gedächtnis unseres Landes dauerhaft eingeprägt haben; nicht zuletzt, weil sie einen ordentlichen Schuss hatten. Ihnen begegnet man auf einer Wanderung von der Währinger Straße zum Narrenturm. Beim Würstelstand an der Kreuzung kann sich die resche Frau Resch nicht damit abfinden, dass der Wiedergänger von Erzherzog Rudolph bei ihr mit Trauermiene und Einschussloch im Kopf herumhängt. So ganz normal war er ja wirklich nicht, als er sich und der blutjungen Mary Vetsera in Mayerling ihr beider Leben genommen hat. Am Narrenturm, nach seinem Erbauer Kaiser Josephs Gugelhupf benannt, warten zwei weitere Unvergessene. Sisi und Franzl, pardon, Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph liefern sich ein witziges Wortgefecht um den im Freitod entschlafenen Sohn. Nachdem ihre Seelen aus der Ruhe in der Kapuzinergruft geweckt wurden,
Disput zwischen Dämon und Christoph Bochdansky © Gregor Grkinic EINE GEISTERBESCHWÖRUNG Die Geister, die wir rufen – rufen zurück
Christoph Bochdansky ist ein Reisender zwischen den Wirklichkeiten; besser gesagt, er ist ein Reiseleiter, der über ein geistvolles Team verfügt, das die Zuschauer aus ihrer stinknormalen Welt abholt, auf der Fahrt sorgsam betreut und ihnen damit eine kurzweilige Tour in Unglaubliches und Phantastisches beschert. Seine Mitarbeiter sind Puppen. Wer aber denkt, das wäre für den Spieler eine klare Sache, der irrt gewaltig. Das von ihm geschaffene und virtuos geführte Ensemble entwickelt einen erstaunlichen Eigensinn. Dessen Mitglieder widersprechen ihm frech, bezeichnen ihn als ihr unzureichendes Innenleben und zeigen so schonungslos seine Schwächen auf. Immerhin handelt es sich dabei um Geister, die Bochdansky mutig gerufen hat – und die umgehend zurückrufen, wenn auch nicht immer im seinen Sinn.
Was aber der Poesie des Abends keinerlei Abbruch tut, denn Bochdanskys Geisterbeschwörung öffnet Türen in ein wundersames Reich voll seltsamer und einladender Gedankenspiele und ist nicht zuletzt eine Aufforderung zu einem Tanz, der sich um Geist und eine bunte Schar von Geistern dreht. Die passende Musik dazu hat David Müller erdacht und eingespielt. Regie geführt hat in dieser Geisterstunde Simon Meusburger, Direktor des Schubert Theaters. |