Kultur und Weindas beschauliche MagazinDer König und ich, ein prächtiges Bühnenbild © Jerzy Bin DER KÖNIG UND ICH Ein Trip zu Siams königlichen Palästen
Thailand, im 19. Jahrhundert noch Siam genannt, ist bis heute ein Königreich. Der einst absolut regierende Herrscher ist in der Zwischenzeit jedoch das gekrönte Haupt einer konstitutionellen Monarchie geworden. Als 1860 die verwitwete Engländerin Anna Leonowens als Lehrerin für die stattliche Kinderschar des Königs engagiert wird, haben sich dessen Untertanen noch in der Haltung einer Kröte ihrem Herren zu nähern. Die Lady ist bemüht, eine Spur der von ihr vertretenen Kultur in dieses archaische System einfließen zu lassen, nicht zuletzt deshalb, um die Begehrlichkeiten ihres Heimatlandes auf dieses fernöstliche Reich abzuwenden. Die Briten hätten für eine Übernahme, sie nennen es Patronanz, eine herrliche Ausrede parat gehabt: Der König ist ein Barbar, der sein Volk unterdrückt und Sklaverei praktiziert. Man kennt diese Taktik der Aggressoren, die bis heute mit perfider Scheinheiligkeit angewendet wird. Zu seiner Zeit hat sie über den Umweg des britischen Empire zum heute längst verfemten Kolonialismus geführt. In westlicher Überheblichkeit wurde all das zerstört, was in den Augen der Invasoren einfach nicht funktionieren konnte. Das Faktum „andere Länder, andere Sitten“ wurde und wird schlicht ignoriert. Aus diesem Zusammenprall vollkommen diverser Weltsichten ist in den 1950er-Jahren die Geschichte von „The King and I“ entstanden. Als „Der König und ich“ wurde das Musical von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein II (Text) auch in unseren Landen ein Erfolg. Alfons Haider, Generalmusikintendant des Burgenlandes und damit auch Chef der Seefestspiele Mörbisch, vertraute auf die Erfolgsgarantie des von ihm bereits zuvor inszenierten Stücks und hat es mit entsprechendem Pomp an die Ufer des Neusiedlersees transferiert, jedoch ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, wie sehr diese Story aus der Zeit gefallen ist und von subtilen Übertretungen heutzutage erwarteter Political Correctness nur so strotzt. So amüsiert sich das Publikum köstlich über einen König von Siam, der beim Polkatanzen patschert herumhüpft, mit Tricks sein Gegenüber stets überragen muss und wie ein Papagei „et cetera, et cetera, et cetera“ repetiert. Kok-Hwa Lie verleiht dieser Gestalt durchaus Authentizität, aber auch emotionale Distanz zu Anna Leonowens (eine kühle, aber resolute Milica Jovanovic); ein Umstand, der z. B. im Film mit Deborah Kerr und Yul Brunner als durchaus prickelnde Beziehung abgehandelt wird.
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