Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Glänzendes Gold im Sekt

„Geschmiedet“ in der Weinviertler Sektmanufaktur: Das Goldstück

Eldorado in der Kellergasse

Georg Hugl mit einer Magnum Goldstück
Handarbeit am Rüttelpult

Sekttrinken kann ein schönes Hobby sein, zumindest ist Georg Hugl dieser Meinung und machte dieses feine Steckenpferd zu seiner Profession. Sein Vater war Bauer im kleinen Stützenhofen bei Drasenhofen nahe an der tschechischen Grenze. Etwas Wein, Viehhaltung und Feldwirtschaft, von allem etwas, aber im Ganzen zu wenig, um den Studenten in der Weinbaufachschule Klosterneuburg entsprechend mit Taschengeld ausstatten zu können.

Hugl erinnert sich mit einem Lächeln, wie er mit einem Kollegen aus der Steiermark eine Interessensgemeinschaft gründete. Der eine hatte vom elterlichen Weingut den Sekt, er hatte Speck und Brot. Die Monate beim Bundesheer waren ebenfalls von Geldknappheit geprägt, also machte sich der junge Mann ganz einfach seinen eigenen Sekt. 200 Flaschen sollten für den eigenen Bedarf genügen.

Während der zwei Jahre Praxis bei Schlumberger weitete sich auch die eigene Produktion auf gute 1000 Flaschen aus, „die immer noch hauptsächlich von uns selber getrunken wurden. Ich habe still und leise meinem Hobby gefrönt“, erzählt Hugl, „bis ein Journalist eine Flasche davon bei einer Verkostung eingereicht hat und dieser junge Mann danach bei mir Sekt kaufen wollte.“

 

Obwohl es gar nicht einfach war, zu den entsprechenden Flaschen zu kommen, wurden 1983 bereits mehr als 10.000 davon abgefüllt. 1988/89 wurde im großen Stil gestartet und der Betrieb mechanisiert. Mittlerweile sind es über 200.000 Flaschen, die allesamt nach wie vor handgerüttelt in der Kellerei in Stützenhofen produziert werden. Ein Teil davon wird aus eigenem Wein gemacht. Viereinhalb Hektar hochinteressanten Bodens liefern die Trauben

Strahlendes Gold in der Sektflasche

„Bei uns finden sich keine 150 Meter Luftlinie von einander entfernt Donauschotter, eine Lehmschicht, die bis zu 15 Meter dick ist, und der Kalk von der Tethys, dem Urmeer, das bis hierher gereicht hat“, gibt der geprüfte Kellergassenführer Aufschluss über die Geologie dieser Gegend: „Wenn wir neu aussetzen, dann werden wir immer von der Arbeit abgehalten, weil wir so viele verschiedenste Fossilien finden. Das schönste Stück ist eine versteinerte Jakobsmuschel.“

In der Kellergasse von Stützenhofen

„Vergoldet“ wurde die Sektmanufaktur in den 1990er-Jahren. Eher aus einem Zufall heraus wurde mit Blattgold im Sekt experimentiert. 1997 wurde das Goldstück im Wiener Nachtclub Maxim präsentiert. Julius Meinl war der erste Großabnehmer.

 

Hugl war mit seiner Sektmanufaktur der erste, der – nach EU-Richtlinien formuliert – ein weinhaltiges Getränk mit dem Farbstoff Gold auf den österreichischen Markt gebracht hat.

Abgesehen davon, dass ihm ein Gutachten bescheinigte, sein Goldstück wirke in vielerlei Weise stimulierend auf den Körper, war es eine Belebung des damals kränkelnden österreichischen Sektmarktes. Die Gastronomie deckte sich in diesen Jahren mit weit billigerem Frizzante aus Italien ein. Auf die glitzernde Pracht im Glas wollte man dennoch nicht verzichten. Hugl freut vor allem das internationale Interesse. Mit seinem Produkt wird in etlichen Ländern Europas, in den USA ebenso wie in China auf goldene Stunden angestoßen.

Über die genaue Rezeptur will sich der Erfinder natürlich nicht verbreitern. Nur soviel wird verraten: In eine Cuvée aus Grünem Veltliner, Riesling und Zweigelt kommt beim Degorgieren (Entfernung des gefrorenen Hefepfropfen) Goldlikör. Der Rest ist übliche Sekterzeugung, die zum Teil noch in einem alten Weinkeller in Stützenhofen passiert. Bei einer Führung in diese unterirdische Welt wird der Besucher zu langen Reihen von Rüttelpulten geführt.

Goldene Reihen von Sektflaschen in den Rüttelpulten

Siebeneinhalb Tausend Sektflaschen werden dort oft mehrmals täglich von Georg Hugl und seiner Frau Barbara, ganz wie in den Anfängen der Sektmanufaktur, treulich mit der Hand gerüttelt.

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