Kultur und Wein

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Ein Sommernachtstraum in Mödling, Ensemble © Fabian Steppan

Ein Sommernachtstraum in Mödling, Ensemble © Fabian Steppan

EIN SOMMERNACHTSTRAUM Rüpelkomödie mit Spaß und viel Gesang

Clemens Fröschl, Laura Oedendorfer, Elsa Schwaiger, Patrick Kaiblinger © Fabian Steppan

Clemens Fröschl, Laura Oedendorfer, Elsa Schwaiger, Patrick Kaiblinger © Fabian Steppan

Amüsante Kurzfassung eines Klassikers mit Geschlechtstausch im Feenreich

Sind wir uns ehrlich, die wahre Attraktion ist der Esel. Verwirrt durch einen Liebeszauber ist ihm, so der männliche Autor dieses Stücks, die Feenkönigin Titania verfallen. Nachdem jedoch im Rahmen des Mödlinger Kultursommers für die sehr freie Überschreibung von „Ein Sommernachtstraum“ die Prinzipalin Nicole Fendesack und als Ausführende ihrer Idee Helena Scheuba, also zwei Frauen, verantwortlich sind, kommen die Herren in deren Fassung weniger gut weg. Feenkönigin und deren Gatte Oberon werden einfach vertauscht. Der Gute erwacht, sieht den zum tierischen Monstrum verwandelten Schauspieler Nicolas Peaux-Peaux und ist Knall auf Fall in diesen verliebt. Der kurze Schlaf hat den hetero Schwerenöter offenbar schwul werden lassen, mit einem Schuss Sodomie, wenn er sich an der Erotik langer Eselsohren delektiert. Geisterkönig und Grautier tanzen einen amourösen Pas de deux und sorgen damit für entsprechende Heiterkeit im Publikum. Die brandgefährlichen Liebestropfen stiften bekanntlich auch bei den vier jungen Leuten Helena, Demetrius, Lysander und Hermia ordentlich Verwirrung. Schuld daran ist aber nur Puck, Hofnarr und Waldgeist, der in dieser Inszenierung ebenfalls von einer Frau gespielt wird. Die Schlüsselstellen sind also konsequent weiblich besetzt und schaffen bis zu einem gewissen Grad eine Umkehrung der Usancen zu Shakespeares Zeit, in der auch Frauenrollen ausschließlich von Männern gespielt wurden.

David Czifer, Max G. Fischnaller © Fabia Steppan

Das Ensemble nimmt die Komödie ernst und betont vor allem die Heiterkeit, sagen wir, die Rüpelkomödie, die diesem vielschichtigen Werk durchaus im Ganzen immanent ist. Flott, mit gekonnt gesungenen Schlagern und gewagter Blödelei sausen sie durch das geheimnisvolle Dunkel des Waldes in dieser besonderen Nacht, die wie keine andere dazu angetan ist, Liebe zwischen Menschen und Geistern zu schaffen. Hienieden und oben sind Nena Eigner als Hyppolyta/Titania und Max G. Fischnaller als Theseus/Oberon diejenigen, die glauben, das Sagen zu haben. Deren ergebener Geist ist Claudia Marold, die ihren Puck geschäftig Unfug treiben lässt. Helena (Elsa Schwaiger) erniedrigt sich bis zum Fremdschämen vor Demetrius (Patrick Kaiblinger) und ist von den Socken, als sich ihr sogar Lysander (Clemens Fröschl) mit schwulstigen Liebesschwüren nähert, obwohl er noch kurz zuvor seiner Hermia (Laura Oedendorfer) ewige Treue geschworen hat.

 

Nikolaus Stich webt als Franz Flöte, Thisbe und als Fee durch das Geschehen.

Ebenso Thomas Hohl, der als Mauer bella figura macht und den Gesang mit der Gitarre begleitet. Als Löwe soll Samantha Steppan brüllen, schafft aber nur ein reizendes Miau und bleibt als Elli Espenlaub erfreulich reduziert ein ruhender Pol in grassierender Turbulenz. Anders Nicole Fendesack als Squenz, der den ganzen Haufen schauspielernder Handwerker resolut auf Vordermann bringen muss. Aber er hat einen Mimen zu Seite, den jeder Regisseur fürchtet wie das Feuer. Nicolas Peaux-Peaux hat stets einen Vorschlag zur Hand und verirrt sich selbstbewusst im Reich der Fremdwörter. Sobald er aber mit mitreißendem Einsatz Pyramus hinscheiden lässt, bleibt kein Auge trocken, allerdings weniger der Trauer als vielmehr der Komik wegen, die David Czifer in diese Tragödie hineinzulegen imstande ist.

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