Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Leopold Seliger, Katrin Fuchs © Fabian Steppan

Leopold Seliger, Katrin Fuchs © Fabian Steppan

DAME KOBOLD darf ihr charmantes Unwesen treiben

Leopold Seliger, Thomas Koziol © Fabian Steppan

Leopold Seliger, Thomas Koziol © Fabian Steppan

Wild ausgefochtener spanischer Bruderstolz mit elegant wienerischer Note

Schon Pedro Calderón de la Barca hat das Komische an übertriebenem Stolz und Ehrgefühl seiner Landsleute erkannt. In der Mantel- und Degen-Komödie DAME KOBOLD sperren zwei Brüder ihre zur Witwe gewordene Schwester sicherheitshalber mit einem Bild des verblichenen Gatten ein. Die junge Frau schafft es fallweise dennoch zu entkommen und trifft bei einem dieser Ausflüge just auf den Mann, den sie ihrer Liebe würdig sieht. Zufällig erhält dieser Galan als bester Freund eines der Brüder Herberge in dessen Palast. Mittels eines Geheimganges startet sie nun eine zarte Annäherung, allerdings ohne sich zu erkennen zu geben. Sie wird zum Kobold und löst damit zur Freude des Publikums eine Reihe von ungemein wirksamen Aktivitäten aus, die als klirrende Degenduelle, vertauschte Briefe und Geheimtür auf, Geheimtür zu ein rasantes Lustspiel garantieren. Die Dienerschaft darf fressen, sich besaufen und damit ihren erklecklichen Teil zur allgemeinen Verwirrung beitragen. Hugo von Hofmannsthal hat das Stück überschrieben (Uraufführung 1918) und dabei eine neue zusätzliche ironische Ebene in das ohnehin nie von tiefen Ernst triefende Drama eingezogen.

Selina Ströbele © Fabian Steppan

Selina Ströbele © Fabian Steppan

Dame Kobold, Ensemble © Fabian Steppan

Dame Kobold, Ensemble © Fabian Steppan

Intendant Martin Gesslbauer setzt in seinen Sommerspielen Schloss Sitzenberg auf die Version des Wiener Autors. Als Meister des Bühnenbildes erbaute er im an sich schon stimmungsvollen Arkadenhof das Madrider Schloss der beiden Spanischen Granden. Durch drehbare Elemente ist es ungemein praktisch und hat damit für Regisseurin Angela Schneider die Möglichkeit geschaffen, die in aufwändig historische Kostüme (Petra Teufelsbauer) gewandeten Darsteller in Windeseile durch die diversen Schauplätze huschen zu lassen. Cosme (Leopold Dallinger) ist der brave, aber nicht überaus intelligente Diener von Don Manuel. Die beteiligten Frauen erkennen diesen Umstand. Sie setzen den Tölpel gekonnt für ihre Sache ein und machen ihn sehenswert betrunken.

Schließlich will sich die liebreizende Donna Angela (Selina Ströbele), ihres Zeichens zu junge Witwe, dessen feschen Herren krallen, was bei Leopold Seliger nur allzu verständlich ist. Ihre adelige Freundin Donna Beatriz (Dessi Urumova) steht auf Don Juan, den freundlichen der beiden Brüder (Kurt Hexmann), und hat alle Hände voll zu tun, den Bösling Don Luis abzuwehren. Thomas Koziol gibt jedoch nicht so leicht auf. Sein Don Luis ist schnell mit Degen und Dolch zur Hand und lässt an seiner Schwester ungezügelt brüderlicher Eifersucht freien Lauf, während sein Diener Rodrigo (Christian Rovny) eher eine Stange Salami bevorzugt. Die gewitzte Zofe Isabel (Katrin Fuchs) hat genügend Energie, sich Cosme zur Besserung an die Brust zu nehmen. In liebgewordener Tradition haben auch Lokalmatadore ihren großen Auftritt, mit Toni Öllerer als Miguel, Thomas Waxenegger als kleiner Pepe und Anna Karner als die Laute spielende Rosa. Sie alle durften begeisterten Applaus genießen, als würdigen Abschluss der ersten Premiere des heurigen Theatersommers.

Katrin Fuchs, Selina Ströbele © Fabian Steppan

Katrin Fuchs, Selina Ströbele © Fabian Steppan

Sommerspiele Sitzendorf Logo 250
Schloss Sitzenberg  Foto © Peter Bors

Statistik