Kultur und Weindas beschauliche MagazinViktoria Weiner (Melanie Galattis), Michael Schefts (Theodor) © Fabian Steppan DER UNBESTECHLICHE Feinste Konversation in idealem Ambiente
1923 erlebte „Der Unbestechliche“ von Hugo von Hofmannsthal in Wien seine Uraufführung. „Von und Zu“ waren seit vier Jahren dank des Adelsaufhebungsgesetzes aus 1919 in Österreich Geschichte. Auf der Straße stand damit aber auch ein guter Teil der zahlreichen Dienerschaft, die zuvor in den Palais und Schlössern bei altadeligen Grafen und neureichen Freiherren ein zumindest karges Auslangen gefunden hatten. Vielleicht sind einige vom ehemaligen Oben wie auch von denen unten, sofern die es sich leisten konnten, im Raimundtheater gesessen und haben dem Diener Theodor applaudiert. Mit genialer Raffinesse renkt dieser das Eheleben seines schwer erziehbaren Barons ein und erweist sich für dessen Mutter als unverzichtbare Stütze. Hofmannsthal führt uns in diesem Lustspiel zurück in eine Zeit der Sorglosigkeit, lässt Nostalgie anklingen, wenn das größte Problem eines Landjunkers nichts anderes als dessen etwas kompliziertes Liebesleben ist. Was dem Stück jedoch bis heute eine Überlebensgarantie gibt, ist die Sprache. Die höchst kultivierte Konversation, von der man kaum weiß, ob sie wirklich jemals in diesem Stil von den Beteiligten gepflogen wurde, ist Literatur mit Ewigkeitswert. Intendant Martin Gesslbauer von den Sommerspielen Schloss Sitzenberg hat mit „Der Unbestechliche“ eine hervorragende Wahl getroffen. In diesem Renaissanceschloss hat der Genius loci seinen großen Auftritt. Aus der schlichten Eleganz der Bühne kann sich in der Fantasie des Publikums das Geschehen einfach über den romantischen Innenhof in die dahinter verborgenen Räume verlängern. Dort kümmern sich Helene Hütter, Anna Karner und der kleine Thomas Waxenegger als Küchenmädchen, Jungfer Milli oder als Gärtner um das Wohl ihrer Herrschaft. An dieser Stelle gebührt Petra Teufelsbauer ein besonderes Lob für die stimmigen Kostüme. Eine reizvolle Verbeugung vor Sitzenberg ist das Engagement von örtlichen Laiendarstellern, die zum Beispiel in der Person des Kutschers Toni Öllerer und dessen Frau Gertrude (Beschließerin) buntes Lokalkolorit in die Inszenierung bringen.
Reinhard Hauser ist ein leicht vertrottelter General, der seinen verdienten Ruhestand mit Schmetterling fangen und der Verehrung der Baronin genießt. Mit Angela Schneider steht ihm diesbezüglich das würdige Objekt einer heimlichen Liebe gegenüber. Es ist eine Wonne, mit dieser Dame Konversation zu führen und ihre subtilen Seitenhiebe vergnüglich zu registrieren.
Statistik |