Kultur und Wein

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Pia Baresch (Mirandolina), Thomas Koziol (Cavaliere di Ripafratta) © Sommerspiele Schloss Sitzenberg

Pia Baresch (Mirandolina), Thomas Koziol (Cavaliere di Ripafratta) © Sommerspiele Schloss Sitzenberg

MIRANDOLINA Böses Spiel in Herzensangelegenheiten

Mirandolina, Ensemble © Fabian Steppan

Mirandolina, Ensemble © Fabian Steppan

Goldonis ernüchterndes Resümee: Weder Männer noch Frauen sind reif für die Liebe.

Es sieht nach einem klaren Sieg für sie aus, wenn ein eingeschworener Frauenfeind so lange an der Nase herumführt wird, bis sich dieser Depp tatsächlich in sie verliebt. Morandolina ist Wirtin und verfügt schon von Berufs wegen über eine tiefe Menschenkenntnis. Außerdem ist sie, da ausgesprochen attraktiv, ein Anziehungspunkt für begehrliche Blicke ihrer männlichen Gäste. Verehrer zu haben und diese auf Distanz zu halten gehört sozusagen zu ihrem Geschäft. In diesem Fall sind es ein herabgekommener Marchese und ein neureicher Graf, von denen Frau Wirtin umschwänzelt wird. Wenn dann einer wie der Cavaliere sportlich daherradelt und nichts von ihr will, fühlt sie sich herausgefordert. Carlo Goldoni hat in dieser Komödie mit sichtlichem Spaß dessen Bekehrung und Niederlage beschrieben, nicht ohne dabei eine deutliche Warnung vor dem weiblichen Geschlecht auszusprechen: Den Reizen einer Frau bist du hilflos ausgeliefert und musst es trotzdem akzeptieren, wenn sie dich wie einen heißen Erdapfel fallen lässt. Also halte dich fern von diesen Sirenen, die dir nur Unglück bringen! Und genieße zumindest die Genugtuung, dass auch der Kellner in sein Verderben rennt, wenn er zuletzt das listige Weib arglos heiratet.

Felix Kurmayer  als flotter Golfer Graf von Albafiorita © Fabian Steppan

Felix Kurmayer als flotter Golfer Graf von Albafiorita © Fabian Steppan

Zwischen Ortensia (Anke Zisak) und Dejaniera (Sandra Högl) Fabrizio (Hubert Wolf) © Fabian Steppan

Von Ortensia (Anke Zisak) und Dejaniera (Sandra Högl) umgarnt: Fabrizio (Hubert Wolf) © Fabian Steppan

Es gibt genug zu lachen, wenn Thomas Koziol als Cavaliere di Ripafratta den hintertriebenen Verführungskünsten von Pia Baresch als unwiderstehliche Mirandolina auf den Leim geht. Für ungemein komische Einlagen sorgen auch die beiden Vertreter eines zweifelhaften Adels. Gerhard Karzel ist der standesbewusste Habenichts namens Marchese di Forlipopoli, der auf Graf von Albafiorita (Felix Kurmayer als flotter Golfer) herabschaut, obwohl der nur so mit Geld und Gold um sich schmeißen kann. Die Hetz nimmt richtig Fahrt auf, wenn Sandra Högl und Anke Zisak als Dejaniera und Ortensia in die Szene stürmen und die Männer mit Gesang und freizügigen Reizen nur so herumwirbeln. Die beiden sind virtuose Hochstaplerinnen, die aber bald merken, wo etwas zu holen ist und wo es sich um leere Taschen handelt. Ein armer Hund in diesem grausamen Treiben ist der Diener des Cavaliere Anton Öllerer, der seinem polternden Herrn statt des Pferdes das Fahrrad „satteln“ muss und rührend diskret ebenfalls in Mirandolina verliebt ist.

Köstlich grantelnd versucht Kellner Fabrizio (Hubert Wolf) seine Chefin vor allen den Zudringlichkeiten zu bewahren und wird dafür auch mit ihrer Hand belohnt. Regisseur Reinhard Hauser machte dank eines grandiosen Bühnenbilds von Intendant Martin Gesslbauer das Geschehen in der Locanda Mirandolina im Arkadenhof des Schlosses zu einer Reise nach Florenz, wohin Goldoni aus Angst vor der venezianischen Zensur den Schauplatz dieser sehr menschlichen Komödie verlegt hatte.

Am Ende wird geheiratet: Mirandolina (Pia Baresch) und Fabrizio (Hubert Wolf) © Fabian Steppan

Am Ende wird geheiratet: Mirandolina (Pia Baresch) und Fabrizio (Hubert Wolf) © Fabian Steppan

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Schloss Sitzenberg  Foto © Peter Bors

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