Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Filmstill aus Cosmic Forest, Cosmic Home © AMO

Filmstill aus Cosmic Forest, Cosmic Home © AMO

WAS ZWISCHEN UNS WÄCHST Ökologie aus Kunst und Wissenschaft

Portals von Monica C. LoCascio (Nahaufnahme)

Portals von Monica C. LoCascio (Nahaufnahme)

Frauen auf der Suche nach kreativem Widerstand gegen die Klimakrise

Schuld daran sind die Männer! In diesem Punkt sind sich Marie-Christine Hartig, Hansel Sato und Ula Schneider einig. Gemeint mit dieser Generalschuldzuweisung sind das moderne Patriarchat und seine Sicht auf die Natur als Ressource. So sind es bis 22. Jänner 2026 in den SOHO-Studios im Sandleitenhof (Ottakring) in der Ausstellung „Was zwischen uns wächst“ Positionen von Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, die, so die Gestalter, Feminismus und Ökologie als verflochtene Kräfte sichtbar machen. Ausgegangen wurde von der Frage, wie wir inmitten der Klimakrise neue Formen des Zusammenlebens entwickeln können. Deutlich soll damit werden, dass mit Abwertung von Natur die Diskriminierung von Frauen und Randgruppen Hand in Hand einhergeht. Unter dem Stichwort „Klimagerechtigkeit“ wird nicht weniger als ein tiefgreifender kultureller Wandel gefordert. Abseits von der Suche nach technologischen Lösungen könnte es mit vermehrtem Sorgetragen, geteiltem Wissen und solidarischem Handeln gelingen.

Raujminstallatdion von LebensverteidigerInnen* aus Abya Yala“ von claudia* sandoval romero

Raujminstallatdion von LebensverteidigerInnen* aus Abya Yala“ von claudia* sandoval romero

Portals von Monica C. LoCascio

Portals von Monica C. LoCascio

Jedes der gezeigten Werke ist diesbezüglich eine von vielen Stimmen, die sich im Zusammenspiel der Positionen zu einem unüberhörbaren Chor vereinigen sollen. Den Anfang macht ein Film des Kollektivs AMO mit dem Titel „Cosmic Forest, Cosmic Home“ in der Landschaft von Okayama (Japan). Deren kosmisches Gleichgewicht kann nur von weiblichen Praktiken wie dem Kagura, einem heiligen Tanz, und anderen von Frauen praktizierten spirituellen Aktivitäten aufrechterhalten werden. Lena Rosa Händle verweist mit Sympoiesis in Collagen auf Symbiosen zwischen Flechten, Algen und Mikroorganismen als Vorbild für die Gesellschaft, um den Wert gegenseitiger Hilfe anstelle von Konkurrenz zu unterstreichen. In ähnlicher Weise arbeitet Monica C. LoCascio.

Sie setzt Fermentationsprozesse und Mikroorganismen zu Macht- und Arbeitshierarchien in Beziehung und versucht damit zu beweisen, dass sich die Vielzeller der Erde nicht durch brutalen Wettbewerb um die Stärksten entwickelt haben, sondern vielmehr durch einen Tanz kooperativer Synergie. An dekoloniale (zur Entkolonialisierung führend) Kämpfe indigener Frauen in Lateinamerika um ein souveränes „Körper-Territorium“ und damit die Grundlage des Lebens gemahnt die Rauminstallation „LebensverteidigerInnen* aus Abya Yala“ von claudia* sandoval romero, deren Ideen auch im Außenbereich, konkret in den Hochbeeten der SOHO-Studios zu finden sind. Seit dem Frühling gedeiht dort eine Milpa (Mais, Bohnen, Kürbisse), wie sie schon die Mayafrauen angebaut haben. Mit der Gruppe „Science meets Art“ kommen schließlich Szenarien, in denen Wissenschaft mit Kunst verschränkt wird, zur Diskussion. Sie werden in Workshops an die Besucherinnen weitergegeben, um sie auf diesem Weg jedweder männlicher Ignoranz  wirkungsvoll begegnen zu lassen.

Sympoiesis, Collage von Lena Rosa Händle

Sympoiesis, Collage von Lena Rosa Händle

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