Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Samuel Schwarzmann, Christine Tielkes, Lara Bumbacher © Barbara Pálffy

Samuel Schwarzmann, Christine Tielkes, Lara Bumbacher © Barbara Pálffy

FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE Eine dramatische Reise nach Grönland

Chrstine Tielkes mit Jesaja und der ausgestopften Robbe © Barbara Pálffy

Chrstine Tielkes mit Jesaja und der Robbe © Barbara Pálffy

Täter- und Menschensuche in einer zu Eis erstarrten Welt

Smilla ist eine schwierige Person. Sie macht es ihren Mitmenschen nicht leicht, sie zu mögen. Ihre Eltern sind ein erfolgreicher dänischer Arzt und eine Robbenjägerin aus Grönland. Diese Mischung aus westlichem Lifestyle und archaischer Kultur der Inuit hängt ihr zeitlebens nach und behindert immer wieder ihre Karriere, sowohl als Mathematikerin als auch als Gletscherforscherin, ungeachtet ihres untrüglichen Orientierungssinns, der sie für Expeditionen wertvoll gemacht hat. Der 1957 in Kopenhagen geborene Schriftsteller Peter Høeg hat sie in das Zentrum des Kriminalromans „Fräulein Smillas Gespür für den Schnee“ gestellt. Der einzige Mensch, mit dem sie je Freundschaft geschlossen hatte, wird tot aufgefunden. Der sechsjährige Jesaja war allem Anschein nach bei einem Spaziergang über die verschneite Dachkante ausgerutscht und in die Tiefe gefallen. Smilla erkennt an den Spuren, dass das Kind gelaufen sein muss, außerdem hatte es Höhenangst und wäre nie von selber dort hinaufgeklettert. Sowohl die Polizei als auch ein als Pathologe tätiger Arzt betrachten den Fall für abgeschlossen, zumal es sich „nur“ um einen Inuitbuben handelt. Smilla gibt nicht auf, gerät dabei aber in einen Strudel von gefährlichen Machenschaften seitens der Wissenschaftler, in dem der Tod des Kindes letztlich als bedauerlicher Kollateralschaden abgetan wird.

Christine Tielkes, Samuel Schwarzmann, Lara Bumbacher © Barbara Pálffy

Christine Tielkes, Samuel Schwarzmann, Lara Bumbacher © B. Pálffy

Christine Tielkes, Samuel Schwarzmann, Lara Bumbacher © Barbara Pálffy

Christine Tielkes, Samuel Schwarzmann, Lara Bumbacher © B. Pálffy

Im Theater Spielraum wird das Publikum in den eisigen und schneereichen Winter Grönlands gestoßen. Unter der Decke und am Boden treiben Schneeflocken. Mit einer Alufolie bedeckt liegt dazwischen die Leiche des Knaben. Eisweiße Würfel werden zur beweglichen Ausstattung und dienen als Wände, Leitern und Wurfgeschosse. Unter der Regie von Nicole Metzger wurde gemeinsam mit dem Ensemble die Bühnenfassung des Romans (Armin Petras & Juliane Koepp) bearbeitet. Lara Bumbacher und Samuel Schwarzmann haben darin eine Reihe von Rollen zu bewältigen. Durch Überziehen eines T-Shirts werden sie von Polizisten zu Übersetzern. Als Jesajas Mutter schleppt Bumbacher zwei Robben, um sich in die hilfsbereite Ärztin Dr. Lagermann und frömmelnde Schwester Elsa Lübing zu verwandeln. Schwarzmann ist Smillas zynischer Vater ebenso wie der abweisende Dr. Loyen und ein angeblicher Mechaniker, mit dem Smilla urtümlich wilden Sex abzieht. Christine Tielkes ist diese harte Frau ohne weitere zwischenmenschliche Beziehungen. Keinen Augenblick lässt sie daran zweifeln, dass mit ihr nicht zu spaßen ist. Ihre Botschaften sind bitter und aktuell, angefangen von den beschnittenen Rechten der Natives über das Abschmelzen der Gletscher bis zum Einschleppen von Parasiten, als die sich die Menschen letztlich selbst herausstellen.

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