Kultur und Weindas beschauliche MagazinARRIANIS Das Römerlager unter dem Kloster
Auf dem Weg über den Stiftsplatz wandelt man ohne es zu wissen über römische Befestigungen und taucht wenige Schritte später hinab zu den freigelegten Mauern, um an einer begehbar gemachten Stelle staunenden Auges vor einem Aufriss zweitausendjährigen Baugeschehens zu stehen. Man betritt diese architektonische Zeitreise bei einem sogenannten Punktfundament eines Eckpfeilers des gotischen Kreuzgangs. Dieser wurde bereits mit behauenen Steinen und mit Scherben von solid gebrannten und sorgsam gestempelten Dachziegeln der Römer verstärkt. Daneben erkennt man die romanischen Grundmauern des Altstiftes und, sofern man darauf aufmerksam gemacht wird, römisches Mauerwerk selbst.
Zu erkennen sind sogar noch die Gesichter der ehemaligen Römer, besser gesagt, der romanisierten Bewohner. Auf einem von ihnen ist ein Mann in Toga erkennbar, neben seiner Ehefrau, die deutlich keltischen Schmuck und Bekleidung trägt. Ein römischer Münzfund aus 1736 wurde von Benedict Prill, einem damals bereits wissenschaftlich arbeitenden Herrn des Stiftes, sauber dokumentiert. Im Mittelpunkt steht aber ein römisches Militärdiplom, eine bronzene Tafel, die der Erkennungsmarke unseres Bundesheeres entspricht. Da diese Platten aus gesuchtem Material bestanden, haben sich trotz einer damals großen Anzahl nur wenige erhalten. Die in Klosterneuburg gezeigte ließ durch ihren guten Erhaltungszustand die Rekonstruktion eines gesamten Diploms zu. Ausgestellt wurde sie am 13. Juni 80 n. Chr. an den Soldaten Soio, Sohn des Muscellus aus Stamm der Besser im Zuge der Verleihung des römischen Bürger- und Eherechts.
In der Sala terrena Galerie setzt sich der Gedanke des römischen Erbes in Form einer Kunstausstellung fort. Im Chorherrenstift hatte man stets großes Interesse an der Antike und sammelte Gemälde und Statuen, die von Künstlern bis heute geschaffen wurden. Diese hatten, wenn sie mit Staffelei und Palette in ihr Arkadien gereist waren, nur mehr Ruinen vorgefunden, diese aber mit dem zauberhaften Licht des Südens für die Zeitgenossen im Norden auf die Leinwand gebracht.
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