Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Vom Kaffee und allen den Sünden, an denen er schuld sein soll

Das Nachtkaffee als kleine, miserable, unverlogene Welt

Literaten wie Anton Kuh, Arthur Schnitzler oder Felix Salten haben sich kein Blatt vor den Mund genommen, wenn es darum ging, ihre Welt zu beschreiben. Zuhause waren sie im Kaffeehaus. Sollte es dort jemals eine Sperrstunde gegeben haben, sind sie übersiedelt in die Halbwelt der Nachtcafés und waren, glaubt man ihren Ausführungen, die besten Kunden der dort wartenden Huren. Sie haben deren unverblümte Sprache übernommen und meisterhaft zotig wiedergegeben. Kleine miserable Welt nennt Peter Altenberg diese Etablissements und bezeichnet sie als Spiegelbild der Welt draußen, die seiner Ansicht nach noch miserabler ist.

„Sünde und Kaffee“ betitelt sich das Programm, das im Rahmen von "Tinte & Kaffee" im Landtmann einen sehr offenen Blick auf diese Szene wirft. Schauplatz des Geschehens ist das Hinterzimmer des noblen Kaffeehauses neben dem Burgtheater, pardon, nicht Hinterzimmer, eher ein eleganter Saal, in dem sich unter Tags Journalisten zu Pressekonferenzen treffen. Jedenfalls geht es um´s Schreiben, ob über Politik oder um „Erotik im Kaffeehaus“. Moral spielt in keinem der beiden Genres eine ernsthafte Rolle. Die Dichter schaffen es lediglich, das Thema mit etwaa weniger Verlogenheit an die Leser zu bringen.

Ein kleines Ensemble ist gefordert, Kaffe, Wein und teures Leitungswasser schlürfende Zuschauer zu bespielen. Erstaunlich, wie schnell Florian Schmidt, Claudius Kölz, Elisabeth Seethaler, René Magul und Eva-Christina Binder mit geringsten Mitteln und einem Textbuch in der Hand Szenen und Stimmungen aufbauen können. Sie erwecken eine vergangene Welt wieder zum Leben und zeigen die kleinen und großen Tragödien, in die seinerzeit alle Beteiligten verstrickt waren, ob Kaffeehausmensch und Grabennymphe, Kellner oder Künstler, die in und mit dieser Gesellschaft ihre Nächte und ihr Leben verbracht haben.

von links nach rechts: René Magul, Elisabeth Seethaler, Florian Schmidt, Eva-Christina Binder, Claudius Kölz

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