Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Christopher Korkisch, Lara Bumbacher, Clemens Fröschl in Waisen © taschenspielerinnen

Christopher Korkisch, Lara Bumbacher, Clemens Fröschl in Waisen © taschenspielerinnen

WAISEN Blut ist dicker als Milchsuppe

Lara Bumbacher, Clemens Fröschl, Christopher Korkisch © taschenspielerinnen

Lara Bumbacher, Clemens Fröschl, Christopher Korkisch © taschenspielerinnen

Was ist Familie? Wie weit darf und wie weit muss sie gehen?

Im unschuldigen Wort „Familienbande“ ist die Bande nicht zu übersehen. Aus Familienrücksichten wird so manche Untat unter den Teppich gekehrt. Schweigen nach außen hat höchste Priorität, ganz ähnlich der Mafia, die sich ja auch als große Familie sieht. Dazu kommt die beinahe heilige Pflicht, die Mitgliedern durch Blutsverwandtschaft auferlegt wird, wenn es darum geht, heile Welt aufrecht zu erhalten, obwohl es im vertrauten Gefüge alles andere als friedlich zugeht. Warum gehen Mütter nicht sofort zur Polizei, wenn die Tochter mit einem gestohlenen Handy nachhause kommt? Ein Vater, der dahinter kommt, dass sein Sohn nach einem Unfall mit einem Todesopfer Fahrerflucht begangen hat? Oder aber die Schwester eines einschlägig vorbestraften Gewalttäters, der offensichtlich einen anderen Menschen schwer verletzt hat?

Clemens Fröschl, Lara Bumbacher, Christopher Korkisch © taschenspielerinnen

Clemens Fröschl, Lara Bumbacher, Christopher Korkisch © taschenspielerinnen

Christopher Korkisch, Lara Bumbacher, Peter Pausz, Clemens Fröschl © taschenspielerinnen

Christopher Korkisch, Lara Bumbacher, Peter Pausz, Clemens Fröschl © taschenspielerinnen

Mit einer solchen Bluttat setzt das Stück „Waisen“, im Originaltitel „Orphans“, des englischen Dramatikers Dennis Kelly ein. Liam und Helen haben früh ihre Eltern verloren. Sie fühlt sich seitdem für den Bruder verantwortlich, findet immer wieder eine Möglichkeit, ihn zu decken. Als er jedoch eines Abends bei ihr und ihrem Mann Danny erscheint, das T-Shirt und die Hände voller Blut, beginnt die Angelegenheit zu eskalieren. Danny hat einen guten Job, mit Helen bereits einen Buben und das zweite Kind ist unterwegs. Soll er seiner geliebten Frau dabei helfen, durch Lügen ihren Bruder Liam vor Gericht und Haft zu bewahren und damit sein eigenes Leben zerstören? Oder korrekt handeln und damit seine Frau verlieren? In Nerven zerfetzenden Dialogen kommt es zu einer Entscheidung, die im Grund für alle negative Folgen hat.

Vom „theaterverein taschenspielerinnen“ wird „Waisen“ noch bis 20. Mai 2022 in beeindruckender Weise umgesetzt. Die Bühne ist den wechselnden Spielorten in Wien und NÖ praktisch angepasst. Die Wohnungseinrichtung besteht aus Kartons, die von der Sitzgelegenheit bis zum Kuchlkastl eingesetzt werden können. Dazwischen versucht Danny verzweifelt einen Weg aus dem Dilemma zu finden, prallt aber an Helen ab. Sowohl Christopher Korkisch als auch Lara Bumbacher kämpfen nachvollziehbar mit den Emotionen der beiden Eheleute zwischen gegenseitiger Zuneigung und dem Abscheu vor dem Verraten eines Familienmitgliedes. Liam (Clemens Fröschl) ist dagegen der kleine schmierige Gauner, der kaltblütig einen x-beliebigen Araber malträtiert hat, aber als der geborene Unschuldsengel natürlich nichts dafür kann und selbstverständlich die Hilfe seiner Lieben erwartet. Regie führt Peter Pausz, ein Routinier auf ungewöhnlichen Bühnen, der sogar im Flohmarkt der CARLA die Spannung auf die drei Darsteller und die in diesem Fall bittere Frage, ob Blut wirklich dicker als Milchsuppe sein muss, zu konzentrieren versteht.

Waisen, Ensemble © taschenspielerinnen

Waisen, Ensemble im Famliyclinch © taschenspielerinnen

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