Kultur und Weindas beschauliche MagazinChristopher Korkisch, Lara Bumbacher, Clemens Fröschl in Waisen © taschenspielerinnen WAISEN Blut ist dicker als Milchsuppe
Im unschuldigen Wort „Familienbande“ ist die Bande nicht zu übersehen. Aus Familienrücksichten wird so manche Untat unter den Teppich gekehrt. Schweigen nach außen hat höchste Priorität, ganz ähnlich der Mafia, die sich ja auch als große Familie sieht. Dazu kommt die beinahe heilige Pflicht, die Mitgliedern durch Blutsverwandtschaft auferlegt wird, wenn es darum geht, heile Welt aufrecht zu erhalten, obwohl es im vertrauten Gefüge alles andere als friedlich zugeht. Warum gehen Mütter nicht sofort zur Polizei, wenn die Tochter mit einem gestohlenen Handy nachhause kommt? Ein Vater, der dahinter kommt, dass sein Sohn nach einem Unfall mit einem Todesopfer Fahrerflucht begangen hat? Oder aber die Schwester eines einschlägig vorbestraften Gewalttäters, der offensichtlich einen anderen Menschen schwer verletzt hat?
Mit einer solchen Bluttat setzt das Stück „Waisen“, im Originaltitel „Orphans“, des englischen Dramatikers Dennis Kelly ein. Liam und Helen haben früh ihre Eltern verloren. Sie fühlt sich seitdem für den Bruder verantwortlich, findet immer wieder eine Möglichkeit, ihn zu decken. Als er jedoch eines Abends bei ihr und ihrem Mann Danny erscheint, das T-Shirt und die Hände voller Blut, beginnt die Angelegenheit zu eskalieren. Danny hat einen guten Job, mit Helen bereits einen Buben und das zweite Kind ist unterwegs. Soll er seiner geliebten Frau dabei helfen, durch Lügen ihren Bruder Liam vor Gericht und Haft zu bewahren und damit sein eigenes Leben zerstören? Oder korrekt handeln und damit seine Frau verlieren? In Nerven zerfetzenden Dialogen kommt es zu einer Entscheidung, die im Grund für alle negative Folgen hat.
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