Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Benjamin Turecek, Sandro Swoboda, Scharmien Zandl © Robert Schneider

Benjamin Turecek, Sandro Swoboda, Scharmien Zandl © Robert Schneider

FRÜHERE VERHÄLTNISSE mit kreuzweis´ verwickelten Umständen

Scharmien Zandl, Sandro Swoboda © Robert Schneider

Scharmien Zandl, Sandro Swoboda © Robert Schneider

Wer ist nun der wahre Hausknecht? Der Angestellte oder der verheiratete Herr?

Johann Nestroy hat seine Zeitgenossen zu gut gekannt, sonst wäre er nicht zu folgender Erkenntnis gelangt: Der Mensch is ´ gut, aber die Leut´ san a G´sindel! Dieser Spruch passt im Grund zu jeder seiner Possen und er selbst hat ihn oft genug zum Eigengebrauch variiert. Fleißige Hausknechte sind ebenso gut wie gütige Herrschaften. Wenn nun aber der eine ein in die Schulden abgerutschter Unternehmer ist und in seiner Not eine Stelle als Bedienter sucht, sein neuer Herr hingegen vom Schicksal von ganz unten glücklich zu Reichtum empor gejuxt wurde, könnten die jeweiligen persönlichen Erfahrungen bereits zu Spannungen führen. Nestroy treibt es jedoch weiter. Der jetzige Dienstgeber war einst Stiefelputzer beim nunmehrigen Habenichts. Das ließe sich eventuell unter Männern noch regeln, wären da nicht die Frauen, die den ganzen Puschkawü mit Hochstapelei und Standesdünkel gehörig verkomplizieren.

Benjamin Turecek, Monika Schmatzberger © Robert Schneider

Benjamin Turecek, Monika Schmatzberger © Robert Schneider

Nestroy war die Aufklärung solcherart verwickelter früherer Verhältnisse nur einen Einakter wert. Die leidenschaftliche Theaterfrau Monika Schmatzberger hat dennoch daraus ein abendfüllendes Stück geschaffen. Zeit gewonnen hat sie nicht durch Gähnen produzierende Längen, sondern durch einen völlig legitimen Trick. Sie hat aus benachbarten Stücken von Nestroy einfach die Couplets geplündert und aus der Posse mit Gesang eine Art frühes Musical gestaltet (am Klavier: Gabor Rivo). Gerade diese Gesangsnummern sind eine Konzentration Nestroyischer Lebensweisheiten und ermöglichen aktuelle Spitzen auf Politik und andere dankbare Themen des Spotts. So eröffnet Schmatzberger als Pepi Amsel die Vorstellung mit dem Jammer „Ja, die Männer ham´s gut.“

Damit will sie nichts anderes beklagen, als die Einschränkung der Frauen bezüglich amouröser Freiheiten im Gegensatz zu den Herren der Schöpfung. Deren Vertreter ist Anton Muffl, dem Benjamin Turecek die für diese Rolle entsprechende Bösartigkeit und witzige Wortgewandtheit verleiht. Beide sind auf Stellensuche und geraten fast zum selben Zeitpunkt in das noble Haus des g´wesenen Hausknechts und nunmehrig reichen Holzhändlers Herr von Scheitermann (Sandro Swoboda). Dessen verwöhnte Gattin Josephine (Scharmien Zandl), Tochter eines ehrenwerten Professors, kann und will nicht mehr ohne Dienstboten sein und beauftragt ihren Gemahl mit der Suche, andernfalls sie zu ihrer Tante ziehen müsste. Als die verhinderte Bühnendiva Amsel mit dem Offert zum Kochen und Putzen auftaucht, ist die Welt für sie im Moment in Ordnung. Der Hausherr muss aber, ob er will oder nicht, den Muffl engagieren. Damit wird das Trio Scheitermann, Muffl und Pepi mit seiner allzu gern verschwiegenen Vergangenheit konfrontiert, um typisch Nestroy mit faszinierenden Wortkaskaden auf höchst unterhaltsame Weise einer mehr oder weniger zweifelhaften Lösung zugeführt zu werden.

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