Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


GIN ROMMÉ Ein lausiger Verlierer am Kartentisch

Johannes Terne, Doris Weiner © Herta Haider

Johannes Terne, Doris Weiner © Herta Haider

Als Kiebitz beim Turnier im Seniorenheim

Den Rest seiner Lebenszeit gedenkt der rüstige Weller mit Patiencen auszufüllen. Was sollte er auch anderes in dieser Seniorenresidenz anfangen?! Das gebotene Unterhaltungsprogramm ist zwar gut gemeint, aber für ihn ein Gräuel. Als eines Tages die schüchterne Fonsia auftaucht, kann er sie zu einer Partie Gin Rommé überreden. Obgleich sie beteuert, das Spiel noch nicht zu kennen, wird sie zur Seriensiegerin. Damit kann sich Weller freilich nicht abfinden. Er ist ein schlechter Verlierer, der in seinem Jammer völlig übersieht, dass beide ihre Last aus der Vergangenheit zu tragen haben. Sie bekommen keine Besuche, da sich die Nachkommenschaft distanziert hat, und sie wurden von einem unerbittlichen Schicksal in dieses zweitklassige Etablissement verbannt.

 

An sich klingt dieser Stoff alles andere als lustig, doch der US-Dramatiker Donald E. Coburn hat es geschafft, dazu eine hinreißende und in die Tiefe gehende Komödie zu schreiben. Dass man über die beiden Loser schmunzeln, stellenweise sogar lachen darf, ist letztlich aber das Verdienst von Doris Weiner und Johannes Terne, die diese grundverschiedenen Charaktere spürbar authentisch und mit einem befreienden Ventil ins Komische darstellen. „Krankenschwester“ Doris Happel hat „Gin Rommé“ für das Theater Center Forum inszeniert; auf einfache, aber wirkungsvolle Weise.

Ein schmuckloser Aufenthaltsraum mit dem runden Kartentisch in der Mitte wird zum Schauplatz einer unglaublichen Glückssträhne von Fonsia. Sie scheint nach dem dritten „Gin!“ en suite gar nicht so glücklich darüber zu sein. Für sie ist es ein Spiel, ohne großen Ernst und das Gewinnen hat für sie keine wirkliche Bedeutung. Ihrem Gegenüber Weller, dem selbsterklärten Rommé-Profi, ist jedoch jede Niederlage ein Stich ins Herz, und das nach einem Infarkt, der ihn einst seine Firma gekostet hat. Er verliert mehr und mehr die Contenance, wird laut, verbal angriffig bis beleidigend. Seine Entschuldigungen sind lachhaft unehrlich, da sich schon beim nächsten Geben und Verlieren die gleichen unerquicklichen Szenen wiederholen. Er versucht unbeholfen den überlegenen Intellekt als Trumpf auszuspielen, aber ihre Karten sind stärker. In einem Anfall von Selbstzerstörung zerreißt Weller die zarten Bande, die eine vom Lebensglück keineswegs verwöhnte Fonsia mit ihm zu knüpfen bereit gewesen wäre. Zurück bleiben zwei einsame Seelen.

Johannes Terne als Weller mit der schlechten Karte © Herta Haider

Johannes Terne als Weller mit der schlechten Karte © Herta Haider

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