Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


DIE EULE UND DAS KÄTZCHEN oder die Komik des Kampfes zweier Loser

Thomas Koziol, Natascha Ties ©  Koziol/Artenjak

Thomas Koziol, Natascha Ties © Koziol/Artenjak

Der harsche Charme eines gewaltsamen weiblichen Einbruchs in männliches Ruhebedürfnis

Der US-Autor Wilton „Bill“ Manhoff (1919-1974) hat mit „The Owl and the Pussycat“ zwei nachtaktive Tiere in Menschen verwandelt und aus deren Aufeinandertreffen eine seiner bekanntesten Komödien geschaffen, die sogar mit Barbra Streisand und George Segal erfolgreich verfilmt wurde. Das im Titel angesprochene Kätzchen ist allerdings kein schnurrendes Streicheltier.

Es heißt Doris, kratzt, beißt und faucht, und lässt ihre Krallen vor allem den Nachbarn von gegenüber schmerzlich spüren, da der ihre nicht gerade legale Tätigkeit als Geheimprostituierte der Hausverwaltung angezeigt hat. Eines Nachts stürmt sie wutentbrannt in die Wohnung des Junggesellen Felix, weil man sie deswegen aus ihrer eigenen Bleibe geschasst hat. Der so Überfallene, eine hilflose Eule, wird von ihr ordentlich zerzaust. Zwei scheinbar mehr als unterschiedliche Welten prallen aufeinander. Er versucht sich neben seinem Brotberuf als Schriftsteller, sie gibt Fotomodel als eigentliche Profession an. Er pflegt eine feine, etwas umständliche Sprache, sie verfügt über ein sensationell umfangreiches Vokabular an gröbsten Verbalinjurien. Die durchaus unterhaltsame Auseinandersetzung währt so lange, bis beide mit Näschen bzw. Schnabel auf die verbindende Gemeinsamkeit gestoßen werden: Sie sind die geborenen Verlierer, die, wenn schon nicht in einer Love Story, dann doch zumindest in einer Art Burgfrieden zueinander finden könnten.

Natascha Ties © Koziol/Artenjak

Natascha Ties © Koziol/Artenjak

Für das Theater Center Forum II hat Thomas Koziol eine zutiefst Wienerische Version von „Die Eule und das Kätzchen“ inszeniert und gleich selbst die Rolle des Felix übernommen. Als sein Widerpart Doris reißt ihn gleich zu Beginn Natascha Ties aus dem Schlaf, um ihn in der rüden Ausdrucksweise einer Dame vom horizontalen Gewerbe zu beschimpfen und zu verprügeln. An Liebe ist in diesem Moment nicht zu denken, aber sowohl Koziol als auch Ties schaffen es, mit Fortdauer der Handlung unter der unüberwindlichen Abneigung das zarte Pflänzchen von Zuneigung glaubhaft sprießen zu lassen. Die kurzen Blacks zwischen den einzelnen Szenen überbrückt richtig leiwand die EidaxlCombo mit ihren Songs. Manuel Komosny und Friedrich Schnalzer beherrschen neben Gitarre und Gesang eine Reihe ausgefallener Instrumente wie Didgeridoo, Cajon (Trommelbox) oder Kazoo (klingt wie Kammblasen). Sind die beiden Musiker doch das Hochzeitsorchester für Doris und Felix? Einfach hingehen und zuschauen, damit Sie es auch wissen!

Thomas Koziol, Natascha Ties ©  Koziol/Artenjak