Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


Erinnerung an die Zeit, als in Gutenbrunn die Wälder abgestockt wurden

TRUCKERHAUS Museum und Kulturwerkstatt in Gutenbrunn

Zu bewundern ist auch ein wertvolles Mildnerglas

Aufbruch zur Spurensuche in der Vergangenheit

Für diesen Museumsbesuch heißt´s die Wanderschuhe anziehen. Das kleine Haus gegenüber der Kirche, es gehörte einst der Familie Trucker, ist, so unscheinbar es sein mag, ein neuer Kraftpunkt für das südliche Waldviertel. Es beherbergt nicht nur einen bestens aufbereiteten Überblick über die überraschend bedeutende Geschichte dieser Gegend, sondern auch eine Bühne für ein reges Kulturleben, das gerade in diesem Ort auf eine schöne Tradition zurückblicken kann (1902 wurde der erste Theaterverein gegründet und seit 20 Jahren sieht sich die Kulturinitiative Weinsbergerwald mit Musik, Kabarett und bildender Kunst als kultureller Nahversorger). Erwin van Dijk, Historiker und Museumsgestalter, hat mit einem engagierten Team die Gestaltung übernommen und das Museum gleichzeitig zum Ausgangspunkt für eine durchaus sportliche Spurensuche in der Vergangenheit gemacht.

 

Gutenbrunn war Ende des 18. Jahrhunderts Endstation einer Poststraße.

Die Wallfahrtskirche Gutenbrunn

Angelegt wurde sie vom Industriellen Josef Weber Edler von Fürnberg, mit Beginn in Leiben gegenüber von Melk mit Endpunkt Gutenbrunn. Reisende, unter denen sich auch der Komponist Luwig van Beethoven befunden hat, sollten über diese Linie weiter bis nach Prag befördert werden.

Die Reste eines Engls, der einst bei der Berglucke gestanden war

Wichtiger war für Fürnberg jedoch der Holzreichtum rund um den Ort Gutenbrunn. Von hier aus deckte er einen guten Teil des Holzbedarfes der Kaiserstadt Wien. Schwemmteiche wurden angelegt und über die Flüsse Weiten und Ysper die Stämme Richtung Donau auf dem Wasserweg befördert. Für den Bau dieser Anlagen hatte sich der Unternehmer geschickte Holzarbeiter aus Oberösterreich geholt. Einer davon war Georg Huebmer, der mit großer Wahrscheinlich hier die Kunst des Tunnelgrabens lernte und in der Nähe der Rax am Gscheidl den damals längsten Wassertunnel baute. Um in der Ysper genügend Wasser für die Schwemme zu haben, ließ Fürnberg die sogenannte Berglucke unter der Wasserscheide graben und zapfte damit das Quellgebiet der Weiten für seine Zwecke an. Am Ausgang dieses Tunnels standen einst zwei steinerne Engel. Die ramponierten Reste von einer der beiden Figuren sind noch im Museum ausgestellt. Von der Berglucke selbst ist kaum mehr etwas zu sehen, aber sie ist zu finden, dank des Buches mit dem Titel SPUREN, erhältlich in der örtlichen Trafik.

Der Holzreichtum hatte seit dem Mittelalter auch Glasmacher nach Gutenbrunn gezogen. Der aus Tschechien stammende Johann Josef Mildner (1765-1808) entwickelte hier die noch immer nach ihm benannten Zwischengoldgläser, eben die Mildnergläser. Das Verfahren selbst hat er mit ins Grab genommen, geblieben sind seine mittlerweile teils unbezahlbaren Kunstwerke, von denen ein Exemplar ebenfalls im Museum zu bewundern ist. Gezeigt wird auch ein Glashafen, wo die Masse geschmolzen wurde, um sie mittels der Glasmacherpfeife in die Modeln blasen zu können. Der von Fürnberg abgestockte Wald war mittlerweile in den Privatbesitz von Kaiser Franz I. übergegangen.

Ansicht um Museum zur Holzschwemme

1812 ließ der Kaiser eine Glashütte errichten, die mit Torf befeuert wurde, da das Holz mittlerweile Mangelware geworden war. Gezielte Aufforstung durch die Habsburger, die bis heute hier die größten Waldbesitzer sind, brachte die Holzwirtschaft ein Jahrhundert später wieder in Schwung. 1919 übernahm Oskar Körner ein bestehendes Sägewerk und baute es zu einer riesigen Anlage aus, die bis in die 1930er-Jahre dem Ort einen beachtlichen Wirtschaftsaufschwung verschaffte. Gutenbrunn bekam eine Bahnverbindung, um die Baumstämme nun mehr auf Waggons transportieren zu können. Das bis dahin geübte Schwemmen konnte damit ersetzt werden. 1929 ist die letzte Trift in der Ysperklamm dokumentiert. Zu sehen sind dort noch Reste der Anlagen wie Uferschutz. Mit dem Ende der Körnerwerke setzten die Habsburger die Abtragung sowohl der 20 km langen Waldbahn als auch der Normalspurbahn durch. Geblieben sind noch Geleise beim Bahnhof Martinsberg und eine Bahnbrücke, die mittlerweile von dichtem Gebüsch verwachsen ist.

54 Spuren sind in Gutenbrunn, im Weinsberger Wald, in Bärnkopf bis zur Oberösterreichischen Grenze verortet. Markiert sind sie mit einer blauen Nummer, die im rasch nachwachsenden Dickicht jedoch nicht immer leicht zu finden ist. Aber gerade das macht die Suche spannend. Vor Antritt der Wanderung sollte man nicht auf einen Besuch der Kirche vergessen. Es handelt sich um einen sogenannten Gnadenort, um eine Wallfahrtskirche. Die Heilquelle wurde von den Wallfahrern, die gen Maria Taferl pilgerten, gerne als Zwischenstation genutzt.

Sie wurden von den Wanderern abgelöst, die nun Sommers zum Ochenstrauß, einer mittelalterlichen Wehranlage auf dem Passübergang zwischen dem Yspertal und der Waldviertler Hochebene, oder zu den Resten der längst verfallenen Burg Weinsberg hinaufsteigen. Wenn im Winter die sportlichen Besucher Gutenbrunns auf ihren Langlaufschiern unterwegs sind, sind die Spuren der Vergangenheit dank einer guten Schneelage allerdings nur mehr zu erahnen.

Die Bahnbrücke zwischen Martinsberg und Gutenbrunn
Truckerhaus Logo 399

Statistik