Kultur und Weindas beschauliche MagazinDer eingebildete Kranke, Ensemble © Bettina Frenzel DER EINGEBILDETE KRANKE Molières modernes Musical. Malade?
Das „Kurhotel St. Moritz“ liegt seit Neuestem am Flötzersteig. Geboten wird in diesem Sanatorium jeder Luxus, vorausgesetzt, die aufwändigen „Behandlungskosten“ werden pünktlich bezahlt. Der ins Burnout gerutschte Manager Axel ist einer der Patienten, die zur Überzeugung gekommen sind: „Krank sein, einfach krank sein, ist das Schönste, was es gibt!“ Er liebt alle seine Beschwerden inniglich, mehr als sein Geld, von dem offenbar in ausreichendem Maße vorhanden ist. Genau das Gegenteil trifft allerdings bei Klinikleiter Prof. Henkelmann zu. Der körperliche Zustand seiner Melkkuh ist ihm wurscht, seine Aufmerksamkeit gilt dessen Kontostand. Ähnlich reagiert die zweite Frau von Alex. Melitta kann nur schwer das Ableben ihres betuchten Gatten erwarten, um rechtzeitig dessen Vermögen zu erben. Schon der große Molière hat sich über die Dummheit der Hypochonder lustig gemacht. Das Duo Stanek & Brand hat unter dem bewährten Titel „Der eingebildete Kranke“ die ganze Geschichte ins Heute geholt. Mit Buch und Songtexten von Florian Stanek und der Musik von Sebastian Brand ist ein hinreißendes Musical entstanden, das inhaltlich nahe am Original ewige Wahrheiten wie Liebe, Sorge, Geldgier oder Falschheit mit Gesang, Tanz und Komik unterhaltsam abhandelt. Wenn sich die Tschauner Bühne dieses Werks annimmt, dann darf kein Auge trocken bleiben – natürlich vor Lachen, was sonst?! Markus Richter ist nicht nur als Regisseur und musikalischer Leiter für den Erfolg verantwortlich, er hat selbst den Part des Chefarztes OA Prof. Henkelmann übernommen und dirigiert souverän sein Personal, pardon, Ensemble, das seine Wandelbarkeit in diversen Rollen unter Beweis stellt. So kümmern sich Ilvy Schultschik und Anja Štruc als stimmgewaltige Krankenschwestern um das Wohlergehen ihrer Patienten, lassen aber als Dr. Raff und Dr. Gier die wahre Natur so mancher Vertreter dieses Standes durchblicken.
Planet Tschauner, Ensemble © Bettina Frenzel PLANET TSCHAUNER A kosmisch komische Hetz´ und Gaudi
Die ideale Astronauten-Nahrung sind zweifellos Knackwurst und Schwechater-Bier, zumindest auf der Tschauner Bühne, die den heurigen Spielsommer mit einer Komödie der utopischen Art eröffnet hat. Auf der Erde hat bezüglich der Raumfahrt UNOOSA das Sagen. Im Auftrag dieses Büros der Vereinten Nationen – mit Sitz in Wien – sind „Tschauner Enterprise“-Captain Jörg und sein Erster Offizier Mister Speck in den unendlichen Weiten des Alls unterwegs, und sie haben sich aufgrund eines mangelhaften Navis kräftig verirrt. Dabei entdecken sie allerdings einen neuen Planeten, der sich für terrestrische Besiedlung eignet. Für Captain Jörg ist es natürlich der „Planet Tschauner“, nicht aber für die Behörde, die ihn vorläufig „Nein“, doch nicht „Nein“, sondern „Nine“ tauft und den Captain wegen seiner Eigenmächtigkeit auf der Stelle suspendiert. Wird Jörg rehabilitiert oder gar festgenommen? Werden Außerirdische in Gestalt des bösen Lokus das Projekt vereiteln oder gewinnt doch die Liebe und gelingt damit auch außerirdisch die natürliche Vermehrung der beteiligten Menschen?
Man darf gespannt sein, was das Ensemble im Namen der einzigen Stegreifbühne Wiens an den jeweiligen Spielabenden daraus macht. Die Grundidee zu dieser turbulenten Sternenreise lieferte Thomas Schreiweis. Den Rahmen haben Regisseurin Anne Rab und Petra Fibich-Patzelt mit einem wahrhaft fantastischen Bühnenbild geschaffen, angefangen vom High-Tech-Space-Shuttle zum Mieten bis zu romantisch psychedelischen Schwammerln auf dem neuen Planeten.
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