Kultur und Weindas beschauliche MagazinAusstellungsansicht "Franz Xaver Messerschmidt. Mehr als Charakterköpfe", Unteres Belvedere Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien FRANZ XAVER MESSERSCHMIDT Zeitlose Kopfstücke für die Mitmenschen 
 Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783) schuf sich bereits als barocker Bildhauer einen guten Namen. Von ihm stammen u. a. die mit allen Insignien ausgestatteten Statuen des Herrscherpaares Maria Theresia als Königin von Ungarn und Franz I. Stephan aus dem Hause Lothringen als deutscher Kaiser. Der Künstler konnte sich jedoch den aufkommenden Gedanken der Aufklärung nicht entziehen und begann die Menschen als Individuen, unabhängig von ihren Titeln und Ämtern, sogar ohne die damals unabdingbare Perücke zu porträtieren. Die Auftraggeber schätzen offenbar diese Wahrheitsliebe. Neben erlauchten Häuptern entstanden unter seinem Meißel Büsten der Ärzte Gerard van Swieten und Franz Anton Mesmer oder die des Schriftstellers Franz Christoph von Scheyb; also durchwegs von Persönlichkeiten, die nicht von der Geburt, sondern allein von ihrer Geisteskraft zu Bedeutung gelangt waren. 
 Berühmt geworden ist Franz Xaver Messerschmidt allerdings durch ein Kuriosum. Der intensive Blick auf die Modelle hatte ihn wohl gereizt, auch deren komische Details in Stein zu hauen oder in Metall zu gießen. In großer Zahl entstanden seine „Kopfstücke“, die im weiteren Sinn des Wortes durchaus als schmerzhafte Malträtierung des Hauptes zu verstehen sind. Im Barock hatte man diebische Freude an grotesken Darstellungen sogenannter Zwerge, über die man sich in Parks oder als Radierungen in den Salons lustig machte. Messerschmidt zeigte den Spöttern nun deren eigene Visage, ohne allerdings Namen zu nennen. Die heute aufgrund woker Political Correctness als Charakterköpfe bekannten 49 Skulpturen bekamen im Lauf der Zeit eigenwillige Bezeichnungen, teils von einer übertriebenen Emotion, von komischer Mimik oder einem fragwürdigen Geisteszustand inspiriert. Sie wurden dem Gaudium des Publikums ausgesetzt und trotz Nachfrage auf dem privaten Markt von der Akademie der bildenden Künste in Wien noch 1825 abgelehnt. 
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